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Notfallversorgung

Ärzte und Apotheker wollen Barrieren abbauen

In der Notfallversorgung ist kluge Vernetzung das A und O. Vor Ort ziehen Ärzte und Apotheker bereits heute oft erfolgreich an einem Strang. Auf institutioneller Ebene muss sich hingegen noch einiges tun. Zwei Modellprojekte zeigen, wie wichtig die Begleitung des Patienten ist.
Stephanie Schersch
17.09.2020  15:30 Uhr

Ambulanz, Klinik, Rettungsdienst und Apotheke – in der Notfallversorgung kommen viele Akteure zusammen. Nicht immer allerdings werden die Strukturen dabei sinnvoll miteinander vernetzt, ein Problem, das die Patienten häufig direkt zu spüren bekommen. Dabei soll gerade die Behandlung im Notfall als Vorbild für integrierte Versorgungsmodelle dienen. Seit Januar liegt der Entwurf für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung vor, zuletzt waren die Beratungen jedoch mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie ins Stocken geraten.

Auch in der Verzahnung von ärztlicher Bereitschaft und Apothekennotdienst gibt es einiges zu tun. Das betonte auch Bernhard Gibis von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im Rahmen eines Symposiums, das die Bundesapothekerkammer (BAK) heute in Berlin veranstaltet hat. Auf lokaler Ebene allerdings funktioniere die Abstimmung bereits heute sehr gut. »Man kennt sich und trifft Absprachen vor Ort«, so Gibis. Den Erfolg der Zusammenarbeit liest er auch an den Anstrengungen der vergangenen Monate ab. So hätten es Ärzte und Apotheker gemeinsam geschafft, die Patienten im Zuge der Pandemie aus den Kliniken herauszuhalten.

Kein eigener Sektor

Auch in Zukunft wollten die Ärzte als Freiberufler die Notdienstversorgung selbst gestalten, betonte Gibis. Am Ende könnte ein eigener Versorgungsbereich stehen, eingebettet in vorhandene Strukturen. Die Schaffung eines dritten Sektors mit eigenem Vergütungsmodell lehnte Gibis entschieden ab. »Das ist nicht unser Ziel.« Auch BAK-Vize-Präsident Thomas Benkert bezeichnete spezielle Notfallzentren mit angeschlossener Apotheke als Horrorszenario. Die Notfallversorgung müsse unbedingt in der Fläche erhalten bleiben, forderte er. Apotheker seien dabei häufig erste Ansprechpartner und übernähmen eine Lotsenfunktion. »Das wird und darf sich nicht ändern«, so Benkert.

2019 haben Apotheken der BAK zufolge deutschlandweit rund 403.000 Notdienste geleistet. Etwa die Hälfte der Patienten kommt dabei mit einem Rezept in die Offizin, der Rest fragt nach einem OTC-Präparat. Verbesserungsbedarf sieht Benkert noch in der Kommunikation sowohl mit Patienten als auch mit den Ärzten. »Wir müssen weiterhin Barrieren abbauen.«

Wie das gelingen kann, zeigen zwei Modellprojekte aus der Apothekerschaft. Über die App »Frag das A« können sich Patienten in Westfalen-Lippe nach dem Besuch beim Arzt unkompliziert anzeigen lassen, wo sie die nächste Notdienstapotheke finden. Zudem können sie vorab bereits erfragen, ob das verordnete Arzneimittel vorrätig ist und Rückfragen über einen Chat stellen. Die Chefin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, zog ein positives Zwischenfazit des Projekts, das in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung in der Region noch bis Ende des Jahres läuft. Mehr als zwei Drittel der Patientenanfragen konnten die Apotheken in weniger als fünf Minuten beantworten, sagte sie. Mit rund 500 Nutzern pro Monat blieb die Nachfrage allerdings hinter den Erwartungen der Initiatoren zurück. »Da ist noch sehr viel Potenzial nach oben«, räumte Overwiening ein. Trotzdem zeige die App, wie sinnvoll die kommunikative Begleitung der Patienten sei.

Der Apotheker als Lotse vor Ort

Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt das Projekt ApoLot in Rheinland-Pfalz. Dort fungiert ein Apotheker in der Bereitschaftsdienstzentrale der Ärzte als eine Art Lotse. So leitet er die Patienten in die nächste Notdienstapotheke und stellt mithilfe einer Datenbank vorab sicher, dass erforderliche Arzneimittel dort auch wirklich verfügbar sind. »Ist das nicht der Fall, kann sich der Apotheker vor Ort mit dem Arzt über eine alternative Medikation austauschen«, erklärte Doris Wettmann, Justiziarin der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz.

Auf eine enge Vernetzung drängt auch Erwin Rüddel, der als Vorsitzender den Gesundheitsausschuss im Bundestag leitet. So könne die Notfallversorgung zum Lackmustest dafür werden, »ob wir es schaffen, eine sektorübergreifende Versorgung aufzubauen«, sagte er. Rüddel hält dabei grundsätzlich auch die Schaffung eines dritten Sektors für möglich. In jedem Fall werde das Thema sicher eine große Rolle im Koalitionsvertrag nach der Bundestagswahl 2021 spielen.

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