Ärzte ohne Grenzen fordern faire Impfstoff-Verteilung |
Ev Tebroke |
25.06.2020 17:54 Uhr |
Ursprünglich sei von der Impfallianz Gavi ein gerechter Zugang zu Impfstoffen zugesagt worden. Nun führt sie laut ÄoG aber ein Zweiklassensystem zur Verteilung ein und unterscheide zwischen wohlhabenderen Ländern, die Impfstoffe selbst finanzieren, und den von Gebern abhängigen Ländern. »Erstere müssen sich nicht an den künftigen, von der WHO entwickelten globalen, gerechten Zuteilungsrahmen halten, der sicherstellt, dass die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen vorrangig geimpft werden, während die von Gebern abhängigen Länder verpflichtet sind, sich an diesen Rahmen zu halten und dann auch nur entsprechend Impfstoffe für die gefährdetsten Gruppen erhalten,« kritisiert ÄoG. Die Hilfsorganisation fordert die Bundesregierung auf, mittels ihres Einflusses im Vorstand von Gavi für eine Rücknahme dieser Doppelstandards zu sorgen. Gleichzeitig wendet sich ÄoG in einem offenen Brief selbst an den Gavi-Vorstand, um für eine gerechte Impfstoffverteilung zu werben.
Neben der Vermeidung eines Zweiklassensystems fordern die Ärzte »völlige Transparenz aller Entscheidungsprozesse und von den Herstellern eine Abgabe der Impfstoffe zum Selbstkostenpreis«. Statt Firmen die völlige Exklusivität bei der Produktion zu überlassen, müssten Patente, Know-how, Daten und weitere relevante Erkenntnisse in einem globalen Technologiepool gesammelt werden, aus dem sich alle bedienen und so auch andere Produzenten die Herstellung von Impfstoffen im globalen Maßstab hochfahren könnten.
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