Adexa fordert Systemverbesserungen |
Immer ein offenes Ohr: Nicht nur in Krisenzeiten übernehmen die Vor-Ort-Apotheken viel Verantwortung. Das muss sich laut Adexa auch finanziell niederschlagen. / Foto: ABDA
»In der aktuellen Epidemie zeigen sich auch im Apothekenbereich die Stärken und die Schwächen des deutschen Gesundheitssystems«, schreibt Adexa. Die Apothekengewerkschaft betont die herausragende Rolle der Offizinen während der grassierenden Coronavirus-Pandemie. Die Teams vor Ort improvisieren demnach aktuell noch mehr als sonst, weil sich auch die Lieferengpass-Problematik verschärft. »Sie beraten und haben ein offenes Ohr, sie stellen im Labor Desinfektionsmittel her und stocken ihre Botendienste gerade für ältere Mitmenschen massiv auf, damit diese zu Hause bleiben können.«
Gleichzeitig werde der Spardruck umso deutlicher spürbar. Dieser sei eine der Ursachen dafür, dass viele Apothekeninhaber keine Nachfolger fanden oder aus wirtschaftlichen Gründen schließen mussten. »Diese Apotheken fehlen nun in den Wohnvierteln und Kleinstädten, wo Bürger heute stärker denn je auf kurze Wege angewiesen sind.« Die unzureichende Finanzierung der Apothekenleistungen trägt laut Adexa auch dazu bei, dass Apothekenmitarbeiter inzwischen unangemessen niedrige Löhne erhalten und die Ausbildungsberufe an Attraktivität verloren haben. »Das schlägt sich in einem wachsenden Fachkräftemangel nieder«, folgert die Gewerkschaft.
Zudem hält sie die nun immer stärker spürbaren Lieferengpässe zum Teil für hausgemacht. »Ein bedenklich ausgereiztes System von Rabattverträgen ist dabei ein wichtiger Aspekt«, mahnt Adexa. Die aktuelle Mangelversorgung mit Arzneimitteln in Europa werde sich durch die Abhängigkeit von globalen Lieferketten noch weiter zuspitzen.
Den Apothekenmitarbeitern eröffnet das jedoch die Chance, sich als Krisenmanager zu beweisen. Das hat Folgen: »Die Apothekenangestellten sehen, dass im Moment die Wertschätzung in der Öffentlichkeit gestiegen ist. Apotheken werden als systemrelevant erkannt und ihnen wird in den Medien gedankt.« Auch wenn Adexa dies als positives Signal wertet, reiche die Anerkennung der Leistung der Offizinen bei Weitem nicht aus. Es gelte, aus der Krise zu lernen und die bestehenden Probleme anzupacken. Adexa kündigt an zu prüfen, wie die Angestellten für ihre Arbeit während der Coronavirus-Pandemie auch finanziell zusätzlich honoriert werden können. »Allerdings ist dies unter den augenblicklichen wirtschaftlichen Bedingungen der Apotheken ein Kraftakt und macht künftige Systemverbesserungen zwingend nötig«, heißt es in dem Brief.
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