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Herz-Amyloidose

Acoramidis reduziert Mortalität und bessert Lebensqualität

Acoramidis ist ein neuer Wirkstoff für Patienten mit Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie. Die seltene Erkrankung kann sich zum Beispiel als Herzinsuffizienz manifestieren und belastet die Patienten sehr.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 29.04.2025  07:00 Uhr

Amyloidosen entstehen durch Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen. Verschiedene Proteine können eine Amyloidose auslösen und die Amyloid-Fibrillen können sich an vielen Organen ablagern. Für das Herz sind vor allem die Amyloidose aus Transthyretin (ATTR) und die Leichtketten-Amyloidose (AL) wichtig.

Das Protein Transthyretin wird überwiegend in der Leber gebildet und ist für den Transport von Vitamin A und Schilddrüsenhormonen verantwortlich. Vier Monomere bilden zusammen einen Transportkörper.

Bei Menschen mit ATTR-Amyloidose ist dieses Tetramer fehlerhaft und zerfällt. Grund kann sowohl ein erblicher Gendefekt als auch fortschreitendes Alter sein. Durch Fehlfaltung aggregieren die Eiweißmonomere zu oligomeren Amyloid-Vorläufern, die sich im Herzen ablagern, wo sie sich zu Amyloid-­Fibrillen organisieren.

Wirkt als Transthyretin-Stabilisator

Acoramidis ist – wie das bereits verfügbare Tafamidis (Vyndaquel®) – ein spezifischer TTR-Stabilisator. Es bildet Wasserstoffbrücken zwischen benachbarten Serinresten innerhalb beider Thyroxin-Bindungsstellen des Tetramers aus. Diese Wechselwirkung erhöht die Stabilität des Tetramers, hemmt seine Disso­ziation in Monomere und verlangsamt so den amyloidogenen Prozess, der zu ATTR-Kardiomyopathie führt. Unter Acoramidis wurde eine nahezu vollständige Transthyretin-Stabilisierung beim Wildtyp (Kasten) und bei allen ­getesteten amyloidogenen Genotyp-Varianten beobachtet.

Die Filmtabletten mit je 356 mg Acoramidis (Beyonttra®, Bayer) sind zugelassen zur Behandlung der Wildtyp- oder erblichen Transthyretin-Amy­­lo­idose bei erwachsenen Patienten mit Kardiomyopathie (ATTR-CM). Die Pa­tienten nehmen zweimal täglich zwei Tabletten, entsprechend 712 mg Acoramidis, mit Wasser und unabhängig von den Mahlzeiten ein. Die Tagesdosis beträgt also 1424 mg. Hat der Patient eine Einnahme vergessen, schluckt er die nächste Dosis zum nächsten regulären Zeitpunkt.

Für Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min) liegen nur begrenzte Daten vor, für Dialysepatienten gar keine. Da das Medikament nicht bei Patienten mit Leberinsuffizienz geprüft wurde, wird es hier nicht empfohlen.

Langsamer Wirkeintritt, signifikanter Nutzen

In der randomisierten doppelblinden Phase-III-Studie ATTRibute-CM wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Acoramidis bei Patienten mit ATTR-CM untersucht (DOI: 10.1056/NEJMoa2305434). Aufgenommen wurden 632 Menschen mit Wildtyp- oder hereditärer ATTR-CM und Herzinsuffizienz der NYHA-Klassen I bis III. Die Patienten erhielten 30 Monate lang zweimal täglich 712 mg Acoramidis (n = 421) oder Placebo (n = 211).

Die primären Endpunkte waren hier­archisch geordnet: Tod jeglicher Ursache, kardiovaskulär bedingte Klinik­aufenthalte, Veränderungen der Spiegel von NT-proBNP (N-terminales pro-B-Typ natriuretisches Peptid) und die Sechs-Minuten-Gehstrecke. In der Wirksamkeitsanalyse wurden in einem festgelegten Verfahren alle Patienten paarweise miteinander verglichen. Das Ergebnis war statistisch signifikant.

Die Gesamtmortalität betrug nach 30 Monaten 19,3 versus 25,7 Prozent unter Acoramidis versus Placebo. Acht von zehn Todesfällen waren kardiovaskulär bedingt, wobei Acoramidis diese Mortalität gegenüber Placebo relativ um 30 Prozent reduzierte.

Bis der Nutzen für den Patienten im Alltag spürbar wird, dauert es. Ein Vorteil von Acoramidis auf die Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand, gemessen mit der Gehstrecke und ­einem Lebensqualität-Score, ergab sich erstmals in Monat 18 beziehungsweise Monat 3, hielt aber bis Monat 30 an.

438 Teilnehmer beendeten die Studie ATTRibute-CM und 389 gingen in die offene Verlängerungsstudie über (DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.124.072771). Dabei setzten 263 Patienten Acoramidis fort und 126 wechselten von Placebo zu Verum. Bei letztgenannten stiegen die Transthyretin-Serumspiegel sofort an. Die kürzlich veröffentlichten Daten über insgesamt 42 Monate zeigten, dass die Patienten bezüglich aller Endpunkte von der Medikation profitierten. Es gab keine neuen unerwünschten Ereignisse.

Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Unerwünschte Ereignisse waren in der ATTRibute-CM-Studie sehr häufig, aber ähnlich in beiden Gruppen: 98,1 und 97,6 Prozent. Am häufigsten berichtet wurden Durchfall und Gicht, die meist nicht schwerwiegend waren. Das Medi­kament hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Unter Acoramidis nahm die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) im ersten Behandlungsmonat ab und das Serumkreatinin stieg an. Die Veränderungen waren weder progredient noch mit einer Nierenschädigung verbunden und bei Therapiepause reversibel.

Die Anwendung während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen.

In vitro inhibiert Acoramidis die CYP-Enzyme 2C8 und 2C9. Daher ist Vorsicht nötig bei gleichzeitiger Anwendung von CYP2C8- und CYP2C9-Substraten mit enger therapeutischer Breite. Acoramidis ist ein BCRP-Substrat, ohne dass jedoch klinisch relevante Wechselwirkungen mit BCRP-­Inhibitoren zu erwarten wären.

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