Abnehmen mit Antikörpern |
Theo Dingermann |
12.02.2024 09:00 Uhr |
Erste Daten aus Tierversuchen und mit Menschen lassen hoffen, dass in einigen Jahren weitere, möglicherweise noch potentere Abnehmspritzen auf den Markt kommen könnten. / Foto: Getty Images/Heike Faber
Inkretinmimetika sind Substanzen, die wie die im Darm gebildeten Inkretine wirken, darunter das Glucose dependent Insulinotropic Peptide (GIP) und das Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1). Sie haben sich bereits kurz nach ihrer Zulassung zur Behandlung einer Adipositas als Blockbuster erwiesen. Bisher wird dieses Potenzial nur von den Firmen Novo Nordisk (Semaglutid, Liraglutid) und Eli Lilly (Tirzepatid) ausgeschöpft. Allerdings sind etliche weitere Wirkstoffe in der Entwicklung.
Einer dieser Wirkstoffe ist AMG 133 (Maridebart Cafraglutid) aus dem Portfolio der Firma Amgen. Die prinzipiellen Eigenschaften dieses Wirkstoffs ebenso wie erste Daten aus einer Phase-I-Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift »Nature Metabolism« von Dr. Murielle M. Véniant und Kollegen bei Amgen publiziert.
AMG 133 ist ein Fusionsprotein, das aus einem vollständig humanen monoklonalen Antikörper besteht, an den zwei GLP-1-Analoga anfusioniert sind. Das bispezifische Molekül bindet zum einen als Antagonist an den GIP-Rezeptor (GIPR) und wirkt zum anderen über die anfusionierten Peptidstrukturen agonistisch am GLP-1-Rezeptor (GLP-1R). Dieses Konzept ist teilweise konträr mit dem Ansatz von Tirzepatid, dem einzigen bisher zugelassenen dualen Inkretinmimetikum: Tirzepatid wirkt sowohl am GIPR als auch am GLP-1R agonistisch.
Warum wird also nun der GIPR gehemmt? Der Ansatz basiert unter anderem auf der Beobachtung, dass GIPR-Knockout-Mäuse vor ernährungsbedingter Adipositas geschützt sind. Analog dazu verhindert auch eine pharmakologische Hemmung des GIP-Rezeptors eine Zunahme des Körpergewichts bei adipösen Mäusen und Cynomolgus-Affen.
Die Forschenden erklären die Wirkweise von AMG 133 so, dass durch die gleichzeitige Bindung an sowohl GIPR als auch GLP-1R eine Internalisierung des GIPR induziert wird. Dies zeigten tatsächlich auch mechanistische Studien mit der Substanz, so die Forschenden. Dadurch werde die endosomale cAMP-Signalisierung in den Zellen, die beide Rezeptoren exprimieren, verstärkt.