ABDA befürwortet Pläne, Phagro fordert mehr Geld |
Apotheken sollen dauerhaft gegen Covid-19 impfen dürfen. Die ABDA befürwortet dies. / Foto: IMAGO/Frank Sorge
Wie die PZ bereits berichtete, läuft die Coronavirus-Impfverordnung Ende dieses Jahres aus. Damit auch im kommenden Jahr in Apotheken weiterhin gegen SARS-CoV-2 geimpft werden kann, hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen Entwurf zur Novellierung der Coronavirus-Impfverordnung vorgelegt. Damit will das BMG wichtige Regelungen der Verordnung bis zum 7. April 2023 verlängern. Apotheker und andere Leistungserbringer können die Impfungen zu den gewohnten Preisen abrechnen. Die Vergütung der Impfstoffauslieferung, der Erstellung digitaler Impfzertifikate und der Nachtragung einer Coronavirus-Schutzimpfung in einen Impfausweis bleiben unverändert bestehen. Gestrichen werden soll lediglich die hälftige Finanzierung aus Bundesmitteln.
Ab dem 8. April 2023 will die Ampel-Koalition die Corona-Impfungen dann in die Regelversorgung überführen. Schon jetzt plant die Ampel-Koalition diese Umstellung. Unter anderem will sie im Gaspreisbremse-Gesetz festschreiben, dass Apotheken dauerhaft gegen das Coronavirus impfen dürfen. Die PZ hatte über einen entsprechenden Änderungsantrag berichtet. Ebenfalls im Gaspreisbremse-Gesetz sollen die Vergütungen für Apotheken und Großhändler geregelt werden, die sie für die Abgabe und Logistik der Impfstoffe erhalten. Am gestrigen Montag hat zu diesen Plänen eine Anhörung der Fachverbände im Bundesgesundheitsministerium stattgefunden. Mit dabei waren auch die ABDA und der Großhandelsverband Phagro.
Geplant ist, dass der pharmazeutische Großhandel für die Auslieferung der Impfstoffe auch 2023 weiterhin eine Vergütung von 7,45 Euro pro Durchstechflasche erhält. Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) fordert jedoch, die Vergütung für die Abgabe der Covid-19-Impfstoffe auf 8,60 Euro pro Vial zu erhöhen. Dies sei nötig, um höhere Kosten des Großhandels auszugleichen, hieß es in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung. Der Phagro begründet die höheren Kosten mit einer geringeren Nachfrage nach Covid-19-Impfstoff, deren An- und Auslieferung gleichzeitig mit einem höheren Aufwand verbunden sei. »Geringe Mengen, höhere Komplexität, gestiegener Aufwand heißt im Ergebnis: Die Stückkosten pro Vial steigen drastisch an«, heißt es in der Pressemitteilung. Sollte die Vergütung nicht erhöht und der Entwurf der Regierungsfraktionen wie geplant verabschiedet werden, sieht der Verband »die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Covid-19-Impfstoffen über den Großhandel als unmittelbar gefährdet an«, warnt der Phagro.
Die ABDA befürwortet hingegen grundsätzlich die Pläne der Bundesregierung. Dass Apotheker ab dem 8. April innerhalb der Regelversorgung gegen das Coronavirus impfen dürfen, »unterstützen wir ausdrücklich«, heißt es in einer gestern veröffentlichten Stellungnahme. Die Bundesvereinigung forderte allerdings, die Apothekenbetriebsordnung dahingehend zu ändern, dass Apotheken für Impfungen keinen separaten Raum vorhalten müssen. Apotheken sollten lediglich verpflichtet werden, dafür zu sorgen, dass keine Räume genutzt werden, die »zum Zeitpunkt der Durchführung der Schutzimpfungen auch einem anderen Zweck dienen und in denen die notwendigen Hygienemaßnahmen nicht umsetzbar sind«, heißt es in der Stellungnahme.
Die Pläne zur Änderung und Verlängerung der Coronavirus-Impfverordnung bis zum 7. April hält die ABDA ebenfalls »grundsätzlich für geeignet, das angestrebte Ziel zu erreichen«. Dass die bisherigen Regelungen zur Vergütung weiterhin gelten sollen, ermögliche eine »Fortführung der bewährten Praxis«. Gleichzeitig weist die ABDA darauf hin, dass die »damals zu Grunde liegende Kalkulation der Vergütungen nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten gerecht werde«, etwa den gestiegenen Energiepreisen.
Die ABDA begrüßt auch, dass mit dem neuen SGB-V-Paragraf 422 Regelungen zur Vergütung und Abrechnung von antiviralen Covid-19-Arzneimitteln aus der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung ins Sozialgesetzbuch überführt werden sollen. In diesem Zusammenhang setzt sich die Bundesvereinigung dafür ein, den bisherigen Abrechnungsprozess fortzuführen, da die antiviralen Covid-19-Arzneimittel nicht auf dem üblichen Vertriebsweg zur Verfügung stünden. Die Abrechnung der vom Großhandel und den Apotheken erbrachten Leistungen solle weiterhin über die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds erfolgen, und der bereits etablierte Prozess über das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) sollte fortgesetzt werden.
Weiterhin regt die ABDA in ihrer Stellungnahme an, dass das BAS in gesonderten Umlagevereinbarungen die Zuteilung der abgerechneten Covid-19-Arzneimittel mit den Kostenträgern regeln solle. Privat Versicherte müssten dann die Vergütung in der Apotheke selbst zahlen und erhielten dafür eine Quittung, die sie bei ihrer Versicherung einreichen können. Zudem fordert die ABDA, im Gesetz zu regeln, »dass insbesondere bei Formfehlern eine Retaxation vollständig unterbleibt, wenn die Apotheke durch das abgegebene Covid-19-Arzneimittel von ihrer Leistungspflicht gegenüber dem Versicherten befreit wurde«. Weiterhin sollten die Apothekenrechenzentren per Gesetz berechtigt werden, für ihre Leistungen einen Verwaltungskostenersatz zu erhalten. Bislang müssten die öffentlichen Apotheken die Rechenzentren für die Abrechnungsleistungen bezahlen, schreibt die ABDA in ihrer Stellungnahme.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.