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TK-Umfrage zum Gesundheitssystem

80 Prozent der Deutschen sehen Reformbedarf 

Wie stehen die Deutschen zu ihrem Gesundheitssystem, zur Digitalisierung, wo sehen sie Reformbedarf? Was halten Sie etwa vom Impfen in der Apotheke oder von einer Weitergabe ihrer Daten? Antworten gibt die TK bei der Präsentation ihrer Umfrage dem TK Meinungspuls 2021.
Ev Tebroke
28.04.2021  17:30 Uhr

Die positive Nachricht zuerst. Noch nie war die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrem Gesundheitssystem so groß wie aktuell: 46 Prozent der Menschen sind vollkommen oder sehr zufrieden mit dem deutschen Gesundheitswesen. Das ist eines der Ergebnisse des Meinungspuls 2021, eine Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK), die diese seit 2003 in unregelmäßigen Abständen durchführt. Bei der letzten Befragung 2017 waren es lediglich 29 Prozent, 2009 lag dieser Wert noch bei 11 Prozent. Insbesondere die Coronavirus-Krise scheint den Menschen hierzulande vor Augen zu führen, dass auf das Gesundheitssystem Verlass ist, wie TK-Chef Jens Baas bei der Umfrage-Präsentation heute bekräftigte: »Die guten Zahlen kommen nicht trotz Corona, sondern wegen der Corona-Pandemie.« Laut Umfrage sind 81 Prozent der Deutschen mit der Pandemiebewältigung zufrieden. Doch trotz dieser guten Zahlen mahnt Baas einige Baustellen an, die es insbesondere auch vor dem Hintergrund einer drohenden Explosion der Kassenbeiträge zu beheben gelte.

Stellenweisen oder grundlegenden Reformbedarf gibt es auch in der Bevölkerung: 80 Prozent halten insgesamt Erneuerungen und Änderungen für notwendig, 2017 waren es 87 Prozent. Neben einer besseren Bezahlung von Pflegekräften (72 Prozent) wollen 52 Prozent der Befragten ihre Beitragsgelder vor allem in eine bessere medizinische Versorgung auf dem Land investiert wissen sowie in bessere Leistungen für Pflegebedürftige (46 Prozent). Für die bevölkerungsrepräsentative Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa nach TK-Angaben vom 4. bis 21. Januar 2021 bundesweit insgesamt 2.001 Personen ab 18 Jahren. Die befragten Personen repräsentieren demnach den Querschnitt der volljährigen Bevölkerung in Deutschland.

Mehrheit offen für neue Schritte

Bei dem Wunsch nach Veränderungen zeigen sich die Deutschen offen für neue Schritte in der gesundheitlichen Versorgung. So würden sich 64 Prozent der Befragten in der Apotheke impfen lassen oder haben dieses bereits getan. Bislang ist es den Apotheken hierzulande allerdings nur im Modellversuch erlaubt, gegen Grippe zu impfen. Auch wären 68 Prozent offen dafür, bei Beschwerden außerhalb der Praxisöffnungszeiten eine Video-Sprechstunde zu nutzen. Dies würde helfen, die Notaufnahmen in den Krankenhäusern zu entlasten. So hatte jeder dritte der Befragten in den vergangenen drei Jahren einen Notfall außerhalb der Praxisöffnungszeiten und 43 Prozent davon suchten die Notaufnahme auf, 15 Prozent riefen die 112 an, um einen Rettungswagen zu benachrichtigen. Weitere 15 Prozent wandten sich an die 116 117, um eine Bereitschaftsärztin oder einen Bereitschaftsarzt zu verständigen, 15 Prozent warteten ab und 12 Prozent suchten eine Bereitschaftspraxis auf. Zwecks besserer Versorgung befürwortet zudem die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) eine Spezialisierung von Kliniken – auch wenn dies einen weiteren Anfahrtsweg bedeutet. 45 Prozent halten dies aber für eine weniger gute Idee.

Auch beim Thema Digitalisierung sind die Deutschen offen für Wandel. So haben zwar bislang nur 16 Prozent der Umfrageteilnehmer schon etwas von »Apps auf Rezept« gehört. Aber immerhin vier von zehn der Befragten würden solche digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die seit Herbst 2020 von den Kassen erstattet werden, nutzen. Was die Bewertung dieser Anwendungen betrifft, so vertrauen acht von zehn Befragten auf die Empfehlung ihres Arztes oder ihrer Ärztin (81 Prozent). Die Einschätzung der Kassen ist für 51 Prozent maßgeblich, die der Bundesprüfbehörden lediglich für 45 Prozent.

Weitergabe von Daten

Was die Weitergabe von Gesundheitsdaten betrifft, ein bislang heißes Eisen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens und der Bereitstellung von Anwendungen wie der Elektronischen Patientenakte (EPA), so scheint auch in diesem Punkt Offenheit zu herrschen. Denn je nach Empfänger, sind die Deutschen durchaus bereit, ihre Gesundheitsdaten anonymisiert zur Verfügung zu stellen. So kommt für 77 Prozent der Befragten eine Datenspende an die medizinische Forschung infrage. Den Krankenkassen würden immerhin 64 Prozent Daten überlassen, wenn sie dem Zweck der Leistungsverbesserung dienen. 23 Prozent würden privaten Unternehmen Daten überlassen, wenn sie dadurch Vorteile erhalten. Lediglich 15 Prozent der Versicherten lehnt jegliche Datenweitergabe ab. Baas forderte daher, einen politischen Konsens für den Umgang mit Daten zu schaffen. Die Möglichkeit der Datenspenden solle nicht gesetzlich geregelt werden, sondern jeder Anwender solle persönlich gefragt werden, ob und welche Daten er anonym zur Verfügung stellen möchte.

Grundsätzlich nutze TK-Chef Baas die Präsentation der Umfrage-Ergebnisse auch zu einem Appell an die Politik hinsichtlich einer drohenden Explosion der Kassenbeiträge – wenn nicht gegengesteuert wird, rechnet Baas mit einer Steigerung um einen Beitragssatzpunkt. Nicht Corona sei verantwortlich für den maßgeblichen Kostenanstieg im Gesundheitswesen, so der TK-Chef. »Sondern die vielen teuren Gesetze der letzten Legislaturperioden.« 14 Milliarden Euro jährliche Kosten für die Kassen seien auf Dauer nicht zu stemmen. Es gelte dort zu sparen, wo Geld verschwendet würde. Baas kritisiert hier unter anderem die nicht rentablen Krankenhausstrukturen und die fehlleitenden Vergütungsanreize der Fallpauschalen. Auch mahnt er die ungebremst steigenden Arzneimittelpreise im »sechs- und zunehmend bald siebenstelligen Bereich« an. Hier seien »faire Preise nötig«.

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