40 Jahre HIV |
Christina Hohmann-Jeddi |
30.11.2023 18:00 Uhr |
Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist unter MSM immer beliebter, wird außerhalb dieser Community aber noch kaum genutzt. / Foto: Adobe Stock/nito
Dass die Zahl der Neuinfektionen nach Ende der Kontaktbeschränkungen nicht wieder stark angestiegen ist, liege vermutlich an der vermehrten Nutzung der medikamentösen Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für HIV. Bei dieser nehmen HIV-negative Menschen ein antiretrovirales Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Zugelassen ist hierfür in der EU seit 2016 die Wirkstoffkombination Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil (Truvada® und Generika). In Kürze könnte auch eine Langzeit-PrEP mit dem Wirkstoff Cabotegravir (Apretude®) die Zulassung erhalten. Dieses Präparat soll sechsmal pro Jahr injiziert werden.
Derzeit wird die PrEP zu mehr als 98 Prozent von MSM angewendet. Andere Risikogruppen würden bislang nicht erreicht, weshalb eine verstärkte Information von Laien, aber auch von Facharztgruppen nötig sei, um die Infektionszahlen in Deutschland weiter zu senken, so das RKI. Letztere steigen nämlich in manchen Risikogruppen, etwa bei Heterosexuellen mit riskantem Sexualverhalten und Drogenabhängigen, noch an, während sie bei MSM stagnieren.
Ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgegebenes Ziel ist es, dass HIV/Aids bis 2030 kein Gesundheitsproblem mehr darstellt. Dieses Ziel sei trotz aller Fortschritte nicht zu erreichen – in Deutschland und auch weltweit nicht. Zwei Teilziele seien hierzulande aber schon erreicht worden: 95 Prozent der Diagnostizierten erhalten eine ART und 95 Prozent der Therapierten weisen eine Viruslast unter der Nachweisgrenze auf. Für das letzte verbleibende Teilziel, die Neuinfektionszahl um 90 Prozent des Ausgangswertes (von 2700 auf unter 300 pro Jahr) zu senken, sei noch einige Anstrengung nötig. Mit den bisherigen Ansätzen sei das nicht zu schaffen. Ebenso hält das RKI es für unrealistisch, das HI-Virus aus der menschlichen Population weltweit zu eliminieren. Das sei nur mit einem effektiven Impfstoff zu erreichen, der aber nicht in Sicht sei.