Pharmazeutische Zeitung online

HIV-Präexpositionsprophylaxe: Bahn frei für Truvada in Europa

 

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt, das Medikament Truvada® von Gilead auch in der EU für die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zuzulassen. In den USA darf das Emtricitabin- und Tenofovirdisoproxil-haltige Medikament bereits seit 2012 dafür eingesetzt werden. In Europa war die Zulassung bisher stark diskutiert worden, weil bei der PrEP Gesunde ein Medikament mit Nebenwirkungen prophylaktisch einnehmen. Nach dem positiven Votum der EMA ist es nun wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Ärzte auch hierzulande die PrEP verordnen können. Im Hinblick auf die weltweit zunehmende Zahl an HIV-Neuinfektionen hält es die EMA für notwendig, die derzeit bestehenden Präventionsstrategien wie Screening, Aufklärung und Kondomgebrauch auszuweiten. Wie in den USA soll das einmal täglich einzunehmende Medikament auch in Europa nur in Kombination mit Safer-Sex-Praktiken zum Einsatz kommen.

 

Grundlage der EMA-Entscheidung sind die Ergebnisse von zwei Studien. An der placebokontrollierten und doppelblind randomisierten iPrEx-Studie nahmen knapp 2500 HIV-negative Männer, die Sex mit Männern haben, teil. Eine Hälfte nahm einmal täglich Truvada ein, die andere ein Placebo. In der zweiten Gruppe infizierten sich im Laufe der dreijährigen Studie 83 Männer mit HIV, in der PrEP-Gruppe nur 48, was einer Risikoreduktion um 42 Prozent entspricht.

 

Die zweite Studie ist die sogenannte Partners-PrEP-Studie, die mehr als 4700 heterosexuelle Paare mit jeweils einem HIV-positiven Partner einschloss. Die HIV-negativen Partner bekamen entweder Tenofovir allein, Truvada oder Placebo. Das Ergebnis: Truvada reduzierte das Infektionsrisiko im Vergleich zu Placebo um 75 Prozent.

 

Beide Studien zeigten, dass der Schutz vor einer HIV-Infektion umso besser war, je höher die Adhärenz war. Die in den Studien beobachteten Nebenwirkungen ähneln jenen bei der Behandlung einer HIV-Infektion mit Truvada. Durchfall, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel traten am häufigsten auf.

 

Die EMA-Zulassungsempfehlung fällt wohl nicht zufällig mit dem Abschluss der internationalen Aids-Konferenz in Südafrika zusammen. Viele Länder haben in Durban von guten Erfahrungen mit der medikamentösen HIV-PrEP berichtet. In einer Pressemitteilung betont die Deutsche Aids-Hilfe, dass die PrEP Menschen, die ein besonders hohes HIV-Risiko haben, vor einer Infektion bewahren kann, etwa weil ihnen der Schutz mit Kondomen nicht immer gelingt. Die Methode werde immer häufiger angewendet und führe teilweise bereits zu sinkenden Infektionszahlen, zum Beispiel in San Francisco. «Wir brauchen diese zusätzliche Möglichkeit so bald wie möglich auch in Deutschland, denn sie verhindert HIV-Infektionen», so die Geschäftsführerin der Aids-Hilfe, Silke Klumb. Dieser Wunsch geht nun aller Wahrscheinlichkeit nach bald in Erfüllung. (ss)

 

Lesen Sie dazu auch

Wirkstoffprofil Emtricitabin|Emtriva®|83|2003 und Tenofovir Disoproxil|Viread®|83|2002 in unserer Datenbank Neue Arzneistoffe

 

Mehr zum Thema HIV und Aids

 

22.07.2016 l PZ

Foto: Fotolia/tang90246

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.