150 Jahre Einsatz für die Apotheke |
Salzmann, der von der Jahrhundertwende bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten den Verein führte, sah sich mit zahlreichen wichtigen Themen konfrontiert, die den Berufsstand im Prinzip bis heute nicht verlassen haben. So wurde um die Niederlassungsbedingungen gerade Anfang des 20. Jahrhunderts erbittert gestritten; die Forderung nach weitgehender Niederlassungsfreiheit konkurrierte mit verschiedenen Ausprägungen des Konzessionssystems.
Weithin als Ärgernis empfunden wurde der sogenannte »Apothekenschacher«, also Erwerb und Wiederverkauf von Apothekenkonzessionen als reine Spekulationsobjekte, möglich durch vererbliche, veräußerbare und an das Grundstück gebundene Rechte.
Letztlich kam es nicht zum Erlass eines Reichsapothekengesetzes, das diese Frage hätte regeln müssen, und es blieb beim »gemischten System«, also einem Nebeneinander von obkjektgebundenen Realrechten und unveräußerlichen persönlichen Betriebserlaubnissen (4). Eine allgemeine Niederlassungsfreiheit mit enormem Vermögensverlust für konzessionierte Apotheken konnte abgewendet werden.
Rainer Bienfait (Hrsg.): 150 Jahre Deutscher Apothekerverband. Chronik der Jahre 1998 bis 2021.
Govi (Imprint) in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH, 2022.
ISBN 978-3-7741-1668-9, EUR 29,90. Versandkostenfrei bestellen bei govi.de
Der Verband unter Salzmann stand indes vor weiteren großen Herausforderungen, darunter die Hyperinflation der frühen 1920er-Jahre. Dauerthema schon damals: das Verhältnis zu den Krankenkassen und die zu gewährenden Rabatte oder deren Ansinnen, eigene Apotheken zu eröffnen.
Zudem explodierte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Zahl industriell hergestellter Fertigarzneimittel, ein Phänomen, das den Charakter und das Aufgabenspektrum der deutschen Apotheke nachhaltig verändern sollte. Die Herausforderungen für den Verband dadurch waren vielfach, von Taxanpassungen über Möglichkeiten zur Einkaufsoptimierung bis hin zur Marktteilnahme in Eigenregie.
In diesen Zusammenhang gehören die Gründung einer Einkaufsvereinigung der Apotheker Berlins, aus der 1904 die Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker (HAGEDA) hervorging. 1903 initiierte Salzmann das »Spezialitätenunternehmen des Deutschen Apotheker-Vereins«, die spätere STADA, das Arzneimittel nach DAV-eigenen Vorschriften herstellte und über die Apotheken vertrieb.
Er war auch verantwortlich für das 1909 bezogene erste »Vereinshaus Deutscher Apotheker« in der Levetzowstraße 16 b in Berlin. Es wurde am Silvestertag 1944 vollständig zerstört. Zu klären war auch das Verhältnis zu den angestellten Apothekern: Ihre Verbände integrierte man, allerdings ohne Stimmrecht in den Hauptversammlungen.