150 Jahre Einsatz für die Apotheke |
Unausweichlich war die Integration des Verbandes in nationalsozialistische Strukturen; sie wurde endgültig vollzogen am 22. April 1933: Salzmann und der gesamte Vorstand legten ihr Amt nieder. Letztlich wurden alle Strukturen überführt in die sogenannte Standesgemeinschaft Deutscher Apotheker; das Führerprinzip wurde auch auf die Pharmazie angewandt, als Reichsapothekerführer fungierte der Freudenstädter Apotheker Albert Schmierer (1899 bis 1974). 1937 kam es zur Gründung der Reichsapothekerkammer mit Pflichtmitgliedschaft aller Berufsangehörigen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges manifestierte sich die Zweiteilung in Kammern und Vereine mit Zuständigkeiten für Fortbildung, Standesfragen, Berufsordnung und Ähnliches auf der einen, für wirtschaftliche und organisatorische Fragen auf der anderen Seite.
1953 wurde der Deutsche Apothekerverein vor diesem Hintergrund als Verband der Apothekenleiter neu gegründet, Mitglieder sind seither aber nicht mehr einzelne Apotheker, sondern deren Landesorganisationen. 1956 wurde der DAV in die ABDA integriert; seither besteht die bekannte und bewährte Aufgabentrennung.
Dem Trend folgend, dass Vereinigungen, deren Zweck es ist, wirtschaftliche oder sozialpolitische Interessen ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit zu vertreten, als Verbände bezeichnet werden sollten (2), und sicher auch, um sich nicht weiter mit Sport-, Musik- und Gesellschaftsvereinen gemein zu machen, benannte sich der DAV 1992 in »Deutscher Apothekerverband« um. Die meisten Landesverbände schlossen sich an, weiterhin als Vereine bezeichnen sich die Organisationen in Bremen, Hamburg und dem Saarland. Die Berliner Organisation nennt sich »Berliner Apotheker-Verein Apotheker-Verband Berlin (BAV) e. V.«.
Der frühe DAV hatte von einem seiner Vorläuferverbände, dem »Apothekerverein im nördlichen Teutschland«, nicht nur Satzung und Zeitschrift übernommen, sondern auch das lateinische Motto »hora ruit« (deutsch: »die Stunde enteilt«).
Das zur Vereinsgründung unterlegte Pathos (»dass die Zeit nicht verlorengehen solle, damit die Zukunft die Frucht ernte, dessen Samen die Hoffnung pflanzte, im Vertrauen auf den Segen des Himmels«) (4), scheint reichlich aus der Zeit gefallen.
Heute würde man sicher moderner, im Tenor aber ähnlich formulieren, dass ein Berufsverband stets wachsam sein und alle Entwicklungen im Blick haben muss, um die Zukunft im Sinne seiner Mitglieder gestalten und nicht nur darauf reagieren zu können.
Literatur
(1) Friedrich, C.; Müller-Jahncke, W.-D.: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Eschborn, Govi 2005 (Geschichte der Pharmazie/R. Schmitz. 2), S. 785-792.
(2) Staiger, C.: Schlaglichter aus der Geschichte: 125 Jahre Deutscher Apothekerverband. Pharm. Ztg. 142 (1997), 3138 (recte: 3187)-3195. Zu Daten der Vereinsgeschichte vgl. insbesondere Dilg, P.; Esser, E.: Kompetenz und Tradition: Chronik zum 125jährigen Bestehen des Deutschen Apotheker-Verbandes: 1872–1997. Eschborn, Govi, 1998.
(3) Zu Leben und Werk siehe Grebe, K.: Heinrich Salzmann (1849–1945): Leben und Leistung eines pharmazeutischen Standespolitikers. Eschborn: Govi 2016.
(4) Meyer, H.: Deutscher Apotheker-Verein – 100. Geburtstag. 3. bis 5. September 1972. Überlegungen, Betrachtungen und Erinnerungen. Pharm. Ztg. 117 (1972), 1285–1292; 1317–1324; 1368–1377.