100 Tests in Apotheken |
| Alexander Müller |
| 08.10.2024 14:45 Uhr |
Apotheken können mit Kapillarblut etliche Tests durchführen. / © imago/Panthermedia
Mit ihren PCR-Tests während der Corona-Pandemie hatte die Firma Healyzer – Health Analyzing Technologies erstmals verstärkt Kontakt zu Apotheken. In Gesprächen sei dann die Idee entstanden, Kapillarbluttests in der Offizin anzubieten, berichtet Heiko Fuchs, geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens. Zusammen mit dem ärztlichen Leiter Marc-Andre Röske hat der IT-Unternehmer Fuchs Cabocheck entwickelt.
Das Gerät zur Kapillarblutentnahme bekommen die Apotheken gegen eine monatliche Gebühr – je nach Vertragsmodell rund 40 Euro – gestellt, Healyzer besitzt ein exklusives Vertriebsrecht. Nach einem kleinen Pieks saugt Cabocheck mittels Vakuumtechnik etwa 0,5 ml Kapillarblut aus der Fingerspitze. Damit soll es zu weniger Verunreinigungen mit Gewebeflüssigkeit kommen, als wenn das Blut aus der Fingerkuppe gequetscht wird.
Mehr als 100 verschiedene Tests können direkt vor Ort durchgeführt werden – von Allergien (IgE – bis 295 Werte) und Intoleranzen (IgG – bis 286 Werte) über Mikronährstoffe, Hormone bis zu Cholesterin und Corstisol. Die Auswertung der Blutproben erfolgt in facharztgeführten Laboren. Die Logistik sowie die Softwarelösung zur Abwicklung der Tests sind im Angebot enthalten, ebenso die Materialien zur Durchführung wie Lanzetten, Pflaster und Kapillarröhrchen, außerdem verschiedene Werbematerialien.
Für die eigentlichen Tests zahlt die Apotheke erst, wenn diese durchgeführt werden. Da es sich um Privatzahlerleistung handelt, können die Apotheken ihre Angebote frei kalkulieren. Healyzer gibt eine unverbindliche Preisempfehlung, die Preise pro Test liegen nach Unternehmensangaben zwischen 39 und 169 Euro.
Ob das ein konkurrenzfähiges Angebot ist, wird sich zeigen. Cabocheck hat sich zumindest zum Ziel gesetzt, sich von den im Internet angeboten Testkits zur Selbsttestung abzuheben, da deren Aussagekraft oft fragwürdig sei. Das Preisniveau entspricht demnach eher individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) in der Arztpraxis.
Apropos Ärzteschaft: Die schaut für gewöhnlich recht argwöhnisch auf solche erweiterten Dienstleistungen in Apotheken. Abgesehen von der Konurrenz ums eigene Geschäft monieren einige Ärzte, dass die Test-Inflation medizinisch sinnlos sei und eine Anamnese aus mehr bestehe als einem Laborwert. Doch Anfeindungen von Kollegen habe er bislang nicht erfahren, berichtet Röske. Und den Laborärzten sei es vor allem um die Qualität der Proben gegangen und die sei positiv bewertet worden.
Für Fuchs geht es auch eher darum, das Geschäft aus dem Internet zurückzuholen. Für die Apotheken soll sich das Testen auch indirekt lohnen – über den Verkauf passender Nahrungsergänzungsmittel. Für bestimmte Kundengruppen gibt es schon fertige Pakete wie den »Hormon-5 Test« mit Analyse von Progesteron, Testosteron, DHEA-S, Östradiol und Cortisol.
Eher in den Bereich Selbstoptimierung fällt der »Fitness-Check«, der auf Creatin-Kinase, LDL-Cholesterin, Lipoprotein(a) und Holotranscobalamin testet. Zudem hätten die Apotheken die Möglichkeit, ihre eigenen Testprofile anzulegen, berichtet Fuchs.
Der Patient macht den Test in der Apotheke und bekommt per E-Mail die Information, dass sein Testergebnis vorliegt. Mithilfe seines Geburtsdatums kann das Ergebnis abrufen werden, auch der originale Laborbericht als PDF. Bei bedenklichen Werten wird sofort eine Arztkonsultation empfohlen. In den meisten Fällen dürfte es Healyzer zufolge aber ausreichen, das Ergebnis in der Apotheke zu besprechen. Auf Wunsch des Kunden können die Ergebnisse auch zusätzlich direkt an die Apotheke übermittelt werden.
Konkrete Zahlen gibt das Unternehmen nicht heraus, bei den teilnehmenden Apotheken sei man aber schon »im dreistelligen Bereich«, so Fuchs.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.