Zweiter Alzheimer-Antikörper kommt im zweiten Anlauf |
Daniela Hüttemann |
25.07.2025 16:20 Uhr |
Vor der Anwendung der Alzheimer-Antikörper erfolgt eine Bestimmung des ApoE4-Status. In Zukunft werden auch Biomarker zur frühen Diagnostik herangezogen werden. / © Getty Images/Andrew Brookes
Donanemab ist ein monoklonaler Antikörper, der an β-Amyloid-Plaques im Gehirn bindet und so für deren Abbau durch Phagozytose sorgt. Noch im März war der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zu dem Schluss gekommen, der Nutzen sei nicht groß genug, um das Risiko potenziell tödlicher Ereignisse aufgrund von amyloidbedingten Bildgebungsanomalien (ARIA), die Schwellungen und potenzielle Blutungen im Gehirn umfassen, aufzuwiegen.
Nach einer erneuten Bewertung sprach der Ausschuss nun eine Zulassungsempfehlung für ein spezielles Patientenkollektiv aus. Die Zulassung durch die EU-Kommission vorausgesetzt, soll Donanemab als 350-mg-Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung in Europa auf den Markt kommen. Indiziert ist es bei Patienten mit einer klinischen Diagnose einer leichten kognitiven Beeinträchtigung und milder Demenz durch die Alzheimer-Erkrankung, also im frühen Stadium der Erkrankung, wenn eine positive Amyloidpathologie sowie keine oder nur eine Kopie des Risikogens ApoE4 ε4 vorliegt.
Verordnet werden darf das neue Medikament nur durch Ärzte mit Erfahrung in der Diangose und Behandlung von Alzheimer und zeitnahem Zugang zu einem MRT. Die Applikation erfolgt unter Aufsicht eines multidisziplinären Teams, das in der Detektion, dem Monitoring und Management von ARIA sowie infusionsbedingten Reaktionen geschult ist. Auflage der Zulassung ist, dass eine Therapieinitiierung im Rahmen einer zentralen Registrierung erfolgt (Controlled Access Program).
»Donanemab scheint stärker zu wirken, geht aber auch mit mehr Nebenwirkungen einher«, ordnet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie den neuen Antikörper im Vergleich zum Konkurrent Lecanemab (Leqembi®) ein. Dieser Antikörper ist in der EU bereits zugelassen, aber noch nicht auf dem Markt. Die Fachgesellschaft begrüßt ausdrücklich die Erweiterung der Therapiemöglichkeiten.
»Die neuen Alzheimer-Antikörper sind ein erster Erfolg im Kampf gegen diese neurodegenerative Erkrankung, wenn auch noch nicht der Durchbruch, den wir uns wünschen«, erklärt Professor Dr. Jörg B. Schulz, Aachen, Sprecher der DGN-Kommission Kognitive Störungen und Demenzen. Er betont, dass die Therapie die Alzheimer-Erkrankung noch nicht heilen oder zum Stillstand bringen könne. »Dennoch, ein Teil der Betroffenen kann von der Behandlung deutlich profitieren.«
Die DGN nennt einige zentrale Daten: »Donanemab ist wirksam und schneller in der Reduktion der Amyloid-Plaques als Lecanemab: nach 76 Wochen war in der TRAILBLAZER-ALZ2-Studie die Amyloidlast um 84 Prozent niedriger, und 76,4 Prozent der Studienteilnehmenden hatten sogar ›Amyloid-Freiheit‹ erreicht.«
Nach 76 Wochen habe die Therapie den kognitiven Abbau um 32 Prozent verlangsamen können. »Die Studie zeigte zudem, dass die Plaque-Reduktion auch zu einer Reduktion von Tau führt und je geringer die Tau-Deposition, desto wirksamer die Behandlung«, so die DGN. Betroffene im Niedrig-Tau-Bereich hätten durch die 76-wöchige Therapie einen »Zeitgewinn« von 4,36 Monaten, die Gesamtkohorte von 2,47 Monaten. »Das heißt, wir müssen Betroffene in den sehr frühen Stadien behandeln«, so Schulz.
»Wir sind froh, nun eine Alternative zur Lecanemab-Therapie anbieten zu können«, sagt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. »Im Gegensatz zu Lecanemab muss Donanemab nicht alle 14, sondern nur alle 28 Tage infundiert werden. Außerdem wurden in der Studie klare Kriterien definiert, wann eine erfolgreiche Behandlung beendet werden kann.« Aufgrund des Nebenwirkungspotenzials müsse nur die Auswahl infrage kommender Patienten noch sorgfältiger erfolgen.