»Zusammen können wir mehr erreichen« |
Daniela Hüttemann |
10.06.2022 11:00 Uhr |
Die Gastgeber Cathrin Burs von der Apothekerkammer Niedersachsen und Berend Groeneveld vom Landesapothekerverband (Mitte) begrüßten neben Landesgesundheitsministerin Daniela Behrens und Hannovers Bürgermeister Thomas Klapproth zahlreiche weitere Gäste aus Politik und Gesundheitswesen. / Foto: LAV Nds./ Apothekerkammer Niedersachsen/ Lorena Kirste
Die Apotheken haben in den vergangenen fast zweieinhalb Jahren für ihren immensen Einsatz während der Coronavirus-Pandemie sehr viel Anerkennung erfahren – nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch in der Politik. Auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) würdigte schon mehrfach deren Engagement, zuletzt am gestrigen Mittwochabend beim gemeinsamen Sommerfest von Apothekerkammer (AK) und Landesapothekerverband (LAV) Niedersachsen in direkter Nachbarschaft zum Landtag in Hannover.
Behrens gab zu, ein gebürtiges Landei zu sein. »Bei allem, was wir politisch machen, frage ich mich auch immer, ob das nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Dorf funktioniert«, erklärte die Ministerin und betonte, wie wichtig ihr die Situation der Apotheken vor Ort sei. Davon gibt es in Niedersachsen mittlerweile nur noch 1806, Tendenz weiter sinkend. Sie wolle die Gesundheitsversorgung dagegen stärken und weiterentwickeln, gemeinsam mit den Arztpraxen und Krankenhäusern. Ein Anliegen ist ihr dabei auch die Einführung des E-Rezepts. Es reiche nicht, wenn alle Apotheken »E-Rezept-ready« seien – »es muss überall für den Patienten zum Erfolg werden«, forderte sie mit Blick auf die Ärzteschaft.
Behrens versprach, sich auch auf Bundesebene für die Apotheken einsetzen zu wollen. Sie hoffe, dass das Vor-Ort-Apothekenstärkungs-Gesetz hilft, die Flächendeckung zu erhalten und sprach sich für neue Dienstleistungen wie das Testen und Impfen in der Apotheke aus. Die wichtigste Frage sei immer, was den Patienten nütze. Sie bedankte sich für die konstruktive Zusammenarbeit mit Apothekerkammer und -verband, die immer offen für ihre Anliegen seien und umgekehrt auch mal von ihr angerufen werden, wenn sie Hilfe brauche – auch wenn sie nicht jeden Ratschlag befolge, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
Kammerpräsidentin Cathrin Burs lobte ebenfalls die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ministerium, gerade in Corona-Zeiten, und das entgegen gebrachte Vertrauen. Auch die Apothekerin betonte, man wolle »im Schulterschluss der Heilberufe« und mit der Politik den Menschen eine gute Gesundheitsversorgung bieten. Dabei betonte Burs, dass dies weit mehr als die verlässliche Arzneimittelversorgung umfasse. Mit den pharmazeutischen Dienstleistungen wollen sich die Apothekerinnen und Apotheker stärker in der Prävention einbringen sowie dabei helfen, die Risiken durch Polymedikation zu reduzieren und damit verbundene Krankenhauseinweisungen zu reduzieren – und damit letztlich auch Kosten zu sparen.
»Das geht aber nur mit genügend Woman- und Manpower«, gab Burs mit Blick auf den immer schlimmer werdenden Fachkräftemangel zu bedenken. Sie forderte eine Aufstockung der Pharmaziestudienplätze in Niedersachsen und erinnerte daran, dass mehr als jeder zehnte berufstätige Apotheker bereits älter als 60 Jahre sei – und etwa 30 Prozent der Apothekenleiter über 55, ergänzte der LAV-Vorsitzende Berend Groeneveld. Zudem forderte Burs die Politik auf, das Schulgeld für PTA endlich auch in Niedersachsen abzuschaffen, wie in den benachbarten Bundesländern längst geschehen.
Zum E-Rezept sagte sie: »Wir stehen in den Startlöchern und wollen die Patienten in die digitale Welt mitnehmen – dabei sind sie bei uns in besten Händen, egal ob Digital Native oder Senior«. Auch Groeneveld betonte, dass die Apotheken längst an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen seien und bereits bei der Erstellung digitaler Impfzertifikate vielen Menschen bei ersten Schritten in der digitalen Gesundheitswelt geholfen hätten.
»Das Motto der neuesten ABDA-Kampagne ist schlicht: Einfach für dich da«, so der LAV-Vorsitzende. »Damit wir das auch in Zukunft können, brauchen wir aber mehr Unterstützung.« Dabei verwies er darauf, dass es beim Packungshonorar der Apotheken seit 2004 keine Anpassung, geschweige denn eine Dynamisierung gab. Seitdem werde es durch Lieferengpässe und immer höheren Beratungsbedarf immer schwieriger, die vielfältigen Leistungen zu finanzieren. Diese Schieflage spitze sich nun noch einmal durch die Erhöhung von Löhnen, Energiepreisen und Inflation zu.
»Die Krankenkassen-Ausgaben sind insgesamt unbestritten extrem hoch«, so Groeneveld, doch könne es nicht der richtige Weg sein, bei den wichtigsten Leistungserbringern zu sparen. »Irgendwann ist sonst die derzeitige Qualität nicht mehr in der Fläche haltbar.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.