Zulassungsempfehlung für Sepiapterin |
Brigitte M. Gensthaler |
02.05.2025 12:30 Uhr |
Eine Phenylketonurie manifestiert sich, sobald Betroffene das erste Mal eiweißhaltige Nahrung, also Muttermilch oder Säuglingsmilch, trinken. Die Diagnose wird in der Regel beim Neugeborenen-Screening gestellt. Dann ist eine lebenslange Phenylalanin-arme Ernährung Pflicht. / © Adobe Stock/Alena Ozerova
Phenylketonurie (PKU) ist eine seltene, angeborene Stoffwechselkrankheit des Aminosäurestoffwechsels, bei der die essenzielle Aminosäure Phenylalanin aufgrund eines Mangels an Phenylalanin-Hydroxylase (PAH) nicht zu Tyrosin verstoffwechselt werden kann.
Das Orphan Drug Sepiapterin (Sephience™, PTC Therapeutics International) aus der Klasse der Pteridine wird als Pulver zum Einnehmen (250 mg und 1000 mg) verfügbar sein. Es ist eine Vorläuferverbindung, die rasch absorbiert und intrazellulär in Tetrahydrobiopterin (BH4) umgewandelt wird. BH4 ist ein wichtiges Coenzym der PAH, das die Eiweißtoleranz von Patienten mit PKU verbessern kann. Damit sinken die Phenylalanin-Spiegel im Blut. Zudem wirkt es als Chaperon, das die PAH-Fehlfaltung korrigiert und so die Stabilität und Funktion des Enzyms verbessert. Durch diesen dualen Wirkmechanismus sei es für die Behandlung vieler PKU-Patienten geeignet, meldet der Hersteller.
Eine Forschergruppe um Ania C. Muntau, Leiterin des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, hat Sepiapterin in der doppelblinden Phase-III-Studie APHENITY mit rund 150 Patienten aus 13 Ländern überprüft.
In Teil 1 der Studie sprachen 114 Patienten (73 Prozent) auf Sepiapterin an; das heißt, dass der Phenylalanin-Spiegel im Blut um ≥ 15 Prozent gegenüber dem Ausgangswert abfiel. 98 Responder erhielten im zweiten Studienteil sechs Wochen lang entweder Placebo oder Verum mit einer Dosiseskalalation alle zwei Wochen (20, 40 und 60 mg/kg täglich). Nach sechs Wochen Sepiapterin war die Phenylalanin-Konzentration im Blut signifikant abgefallen (–63 Prozent versus –1 Prozent unter Placebo). Der Wirkstoff wurde gut vertragen: Am häufigsten waren milde Magen-Darm-Probleme in beiden Gruppen. Ebenfalls häufig waren Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen, Hypophenylalaninämie und Stuhlverfärbungen.
Sepiapterin sei eine vielversprechende und gut verträgliche orale Therapie für PKU-Patienten und könne die Phenylalanin-Spiegel im Blut bei Patienten mit unterschiedlicher Krankheitsschwere senken, resümieren die Autoren.