| Melanie Höhn |
| 10.12.2025 18:00 Uhr |
Die Kunden der Bundeswehrapotheke, also Truppenärzte oder Kommandobehörden, fordern in Blankenburg Sanitätsmaterial an, darunter Arznei- und Verbandmittel, Infusionslösungen, Desinfektionsmittel, Spritzen, Kanülen oder Infusionsbestecke. Roosens Team berät diese telefonisch oder per E-Mail zu den Bestellungen, macht auf bestimmte Vorlaufzeiten aufmerksam oder gibt Tipps zu bisherigen Erfahrungen. Es wird beispielsweise erfragt, ob eine Teillieferung verschickt werden soll oder für welche Indikationsklassen das Material gedacht ist.
Die Bereiche der Apotheke umfassen Annahme, Wareneingang und -ausgang sowie Anforderungen, Bestandsführung, Buchung und Qualitätsmanagement. Entweder wird Ware aus den Zentrallagern der Bundeswehr bezogen oder beim Hersteller bestellt. Die Individualrezeptur spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Mit zivilen Apotheken gibt es keine Kooperation. Für den Ernstfall ist eine zivil-militärische Zusammenarbeit mit eigenem Verfahrensweg vorgegeben, so Roosen: »Das machen wir nie eigenständig, sondern in aller Regel stellen Städte, Gemeinden und Länder, aber auch staatliche Organisationen wie Polizei oder Feuerwehr, ein Amtshilfeersuchen. Im Rahmen dieser Bearbeitung bekomme ich dann einen Befehl, um Dinge zu tun.«
Roosen machte deutlich, dass der Beruf des Wehrpharmazeuten in vielerlei Hinsicht komplex sei. »Es geht nicht nur um die klassische pharmazeutische Tätigkeit. Man ist in aller Regel Sanitätsstabsoffizier. Da hängt mehr dran. Wir sind Apotheker, aber gleichzeitig auch Offiziere. Befehle müssen ausgewertet und umgesetzt werden. Dazu muss man die Abläufe außerhalb des eigenen fachlichen Zuständigkeitsbereichs kennen und verstehen.« Vor allem sei es das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Zwischenmenschliche, das die Arbeit so außergewöhnlich macht.
Etwa 100 Pakete täglich machen sich in der Bundeswehrapotheke für den Versand bereit, inklusive Ersatzteilen und Briefakten seien dies einige tausend Versorgungsvorgänge pro Woche. Die Apotheke bleibt im Notfallbetrieb geöffnet, wenn die Soldaten auf Marsch gehen oder Schießübungen machen. Bei Versorgungsengpässen muss das Apothekenteam mit Truppenärzten, Kommandobehörden und den vorgesetzten Dienststellen kommunizieren und Vorschläge unterbreiten, was geliefert werden könnte.
Oberfeldapotheker Roman Roosen / © PZ/Höhn
»Die Kommunikation mit den Dienststellen oder den Kunden ist tatsächlich das, was die Arbeit kompliziert macht«, sagt der Apotheker. Im Militär gebe es gewisse Zwänge, was die Betriebswirtschaft angeht: »Die Beschaffung ist im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums besonders geregelt. Militärische Dienststellen wie diese hier müssen nach speziellen Regularien arbeiten, die aus den zivilen Teilen des Verteidigungsministeriums vorgegeben werden. Wir können nicht einfach so auf dem freien Markt einkaufen, wie das eine zivile Firma könnte.« Teilweise werden auch Vorgaben gemacht, auf welche Artikel bei Engpässen ausgewichen werden muss.
Roosens Gesamtauftrag als Dienststellenleiter umfasst die komplette Versorgung der zugewiesenen Truppe mit Arzneimitteln und Medizinprodukten: der Versand und die Planung strategischer Vorräte, die Vorbereitung und Ausstattung von Übungen bis hin zur Instandsetzung der Medizingeräte – inklusive der Ausbildungsplanung der Medizingerätetechnikerinnen und -techniker. Er verantwortet außerdem Lagerflächen und hoheitliche Versandverfahren. Gleichzeitig gehört das Führen und die Fürsorge des Personals zu seinen wichtigsten und liebsten Aufgaben, sagt er. »Die Bundeswehr nimmt den Aspekt Fürsorge deutlich ernster, als das zivil der Fall ist. Wir haben hierfür den Bereich ‚Innere Führung‘, man ist verantwortlich für das unterstellte Personal. Jeder Soldat hat beispielsweise das Recht, mit mir auch über seine persönlichen Probleme zu sprechen, wenn es ihn sehr beschäftigt. Menschlichkeit spielt hier eine große Rolle.«
Man spürt die Fürsorge und Empathie der Kameraden beim Durchqueren der Anlage, es wird gegrüßt, gelacht und das Gefühl von Zusammenhalt wird auch für Außenstehende deutlich sichtbar. Das respektvolle Miteinander ist allgegenwärtig, während unter der Erde die Arbeit langsam ein Ende findet: Zwei Feuerwehrleute durchkämmen die langen Gänge, bis das Tor um Punkt 16:30 Uhr in der Dämmerung schließt.
Draußen verabschiedet Roman Roosen seine Kolleginnen und Kollegen und macht sich bewusst: »Wir liefern einen großen Beitrag zur Durchhaltefähigkeit der Truppe.«