Zu alt für Sport – das gibt es nicht |
Brigitte M. Gensthaler |
08.05.2024 10:30 Uhr |
Sport ist nicht an ein bestimmtes Alter gebunden. Das Training sollte aber individuell abgestimmt sein. / Foto: Adobe Stock/De Visu
Bewegungsempfehlungen für Senioren dürfen sich nicht am Alter orientieren, sondern an Vitalität, Fitness und Komorbiditäten des Einzelnen. »Was das grundsätzliche Pensum angeht, gelten für Seniorinnen und Senioren dieselben Bewegungsempfehlungen wie für Erwachsene anderer Altersgruppen«, sagte Dr. Stephan Kress, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft »Diabetes, Sport & Bewegung« der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) kürzlich bei einer Online-Pressekonferenz der DDG.
Grundsätzlich seien ältere Menschen genauso trainierbar wie Jüngere und es gälten dieselben Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). »Wir raten ihnen, mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche in moderater Intensität oder mindestens 75 bis 150 Minuten in höherer Intensität körperlich aktiv zu sein.« Ziele seien die Verbesserung von Blutzucker, Blutdruck und Fettstoffwechsel, Erhalt der Muskelkraft und Knochengesundheit sowie Stärkung von funktionellen und kognitiven Fähigkeiten. Es gehe um die Reduktion der Sturz- und Frakturrate, eine verbesserte Lebensqualität und die Verhinderung von Pflegebedürftigkeit, sagte der Leiter des Diabeteszentrums am Vinzentius-Krankenhaus in Landau in der Pfalz.
Dabei sind Ausdaueraktivitäten besonders wichtig. Ältere Menschen sollten sich zu Hause mehr bewegen, aber auch überall, wo sie sich aufhalten – »dazu zählen auch Arztpraxen und Apotheken, Institutionen und Altenheime«. In Kanada gebe es die griffige Formel: »Move more, reduce sedentary time and sleep well«. Also: Mehr bewegen, weniger sitzen und gut schlafen. Kress hatte einen weiteren Tipp für die Alltagsbewegung: »Laufen ohne zu schnaufen«.
Der Diabetologe plädierte für eine individuelle Ziel- und Bedarfsanalyse durch Sporttherapeuten, damit Übungsprogramme an die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit, Gebrechlichkeit und vorliegende Erkrankungen angepasst werden. »Bei körperlich aktiven Personen steht ein kombiniertes Ausdauer- und Muskeltraining im Vordergrund.« Krafttraining sei im Alter »absolut wichtig« und solle auch in Seniorenheimen gefördert werden. Alle Aktivitäten, die das Gleichgewicht und die funktionelle Beweglichkeit stärken, zum Beispiel Tanzen, Yoga und Balanceübungen, dienten der Sturzprophylaxe. Wer mag, kann auch Radfahren oder Schwimmen.
»Wir brauchen zudem seniorengerechte Angebote in Sportvereinen.« Da die Sicherheit beim Training ein großes Thema ist, habe AG Sport ein neues Siegel für Diabetes-Fitnessstudios entwickelt. Hilfreich sei auch begleitetes Wandern.