Zoom-Fatigue ist passé |
Jennifer Evans |
06.10.2025 07:00 Uhr |
Keine Zoom-Fatigue mehr messbar: Studie entkräftet Erschöpfungssymptome nach Online-Meetings. / © Adobe Stock/Andrey Popov
Zoom-Fatigue – wir erinnern uns nebulös an das Phänomen aus der anfänglichen Pandemiezeit: Ganze Generationen von Büromenschen fühlten sich von digitalen Meetings ausgelaugt. Doch wie sich jetzt zeigt, war die spontane Diagnose etwas übereilt.
Unter heutigen Bedingungen sind Online-Meetings nämlich nicht erschöpfender als Präsenztreffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie um die Juniorprofessorin Dr. Hadar Nesher Shoshan von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Die Ergebnisse sind nun im »Journal of Occupational Health Psychology« erschienen.
Sogar das Gegenteil ist der Fall – bleiben die Online-Konferenzen unter der magischen 44-Minuten-Marke, wirken sie sogar weniger ermüdend als ein Austausch vis-à-vis. Grundlage der Untersuchung: 945 Online- und Offline-Meetings, akribisch protokolliert von 125 Probandinnen und Probanden über zehn Tage hinweg.
Der Blick zurück auf die Pandemiezeit macht die Diskrepanz zwischen alten und neuen Erkenntnissen plausibel: Die Erschöpfungswelle der Nation war nicht die Schuld von Zoom & Co., sondern des Drumherums – Lockdown, Isolation, Arbeitsfrust. Online-Meetings boten nur die Projektionsfläche für den kollektiven Jammer. »Die Menschen vermissten ihr altes Leben, ihre sozialen Kontakte und verloren den Spaß an der Arbeit«, heißt es vom Autorenteam. Es sei wichtig, sozialwissenschaftliche Untersuchungen in die jeweiligen historischen Gegebenheiten einzuordnen, betonen sie.
Die große Gefahr von Bildschirm-Burn-out scheint damit also zumindest relativiert. Und wer das Homeoffice verteidigen will, darf getrost auf die neue Evidenzlage verweisen. Fazit: Ob Präsenz oder Online – ermüdend wird es erst, wenn das Meeting zu lange dauert.