Zielgerichtet gegen Schmerzkrisen |
Kerstin A. Gräfe |
07.01.2021 07:00 Uhr |
Die Zulassung basiert auf der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Phase-II-Studie SUSTAIN an 198 SCD-Patienten mit zwei bis zehn VOC in den vergangenen zwölf Monaten. Die Probanden wurden gleichmäßig auf 5 mg/kg Körpergewicht Crizanlizumab oder Placebo randomisiert. Die Infusionen erfolgten an Tag 0, Tag 14 und weiter alle vier Wochen bis Woche 50. Dabei wurde Adakveo entweder als Monotherapie oder in Kombination mit HU/HC angewendet. Primärer Endpunkt war die jährliche Anzahl SCD-assoziierter VOC unter Crizanlizumab 5 mg/kg Körpergewicht versus Placebo in Woche 52 sowie die Zeit bis zur ersten beziehungsweise zweiten VOC.
Crizanlizumab konnte die durchschnittliche jährliche VOC-Rate im Vergleich zu Placebo um 45,3 Prozent reduzieren. Sie sank von 2,98 auf 1,63 Ereignisse pro Jahr. Auch der Anteil der Patienten, die im gesamten Studienverlauf frei von VOC blieben, war unter dem Antikörper mehr als doppelt so hoch wie unter Placebo (22 versus 8 Prozent). Der Vorteil für Crizanlizumab war unabhängig von einer begleitenden Therapie mit HU/HC. Die Studie wurde wegen des wirksamen Effekts von Crizanlizumab vorzeitig abgebrochen, um die Therapie für alle Patienten verfügbar zu machen.
Als häufigste Nebenwirkungen traten Arthralgie, Übelkeit, Rückenschmerzen, Fieber und Abdominalschmerz auf. Auch infusionsbedingte Reaktionen sind möglich.
Eine Komplikation der Sichelzellkrankheit sind vasookklusive Krisen (VOC). Sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten erheblich und erhöhen ihr Risiko für Organschäden. Crizanlizumab ist eine zielgerichtete Therapie zur Prävention rezidivierender VOC. Der Wirkmechanismus ist innovativ. Crizanlizumab bindet an das Zelladhäsionsprotein P-Selektin, das eine zentrale Rolle in der Pathophysiologie der Sichelzellkrankheit spielt. Auch die bisherigen Studienergebnisse rechtfertigen die Einstufung als Sprunginnovation. Die Daten zeigen eine Reduktion der medianen jährlichen VOC-Rate. Im Vergleich zur Placebogruppe blieben im gesamten Studienverlauf viel mehr Patienten komplett frei von VOC. Die Studie wurde sogar vorzeitig abgebrochen, damit auch die Patienten der Placebogruppe mit dem Antikörper behandelt werden konnten.
Sven Siebenand, Chefredakteur