Fast alle Menschen mit bekannter HIV-Infektion erhalten mittlerweile eine antiretrovirale Therapie: Für das Jahr 2024 wird der Anteil auf 98 Prozent geschätzt. Von diesen Therapien verliefen etwa 96 Prozent erfolgreich – HIV ist dann sexuell nicht mehr übertragbar.
Der Anstieg der HIV-Neuinfektionen zeige, dass es weiterer Anstrengungen bedarf, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe in der Fläche zu verbessern, so das RKI.
Das sieht auch Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH) so: »Der Anstieg ist noch moderat, aber sehr ernst zu nehmen.« Gerade in Ländern und Kommunen müsse mehr statt weniger getan werden. »Wo in Prävention und Drogenhilfe gekürzt wird, sind steigende Infektionszahlen die logische Folge. Kürzungen müssen zurückgenommen, Präventions- und Testangebote verstärkt werden, dann können die Zahlen auch bald wieder sinken«, sagt Urban.
Die DAH fordert daher, die Drogenhilfe finanziell besser auszustatten, um ausreichend saubere Spritzen zur Verfügung zu stellen. Dies schütze auch vor Infektionen mit Hepatitis-C-Viren. Zudem sollte die HIV-PrEP, eine medikamentöse Prophylaxe für Menschen mit erhöhtem Risiko, noch bekannter und leichter verfügbar werden. Dies gelte auch für Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung, deren Zugang zur HIV-PrEP und zu Therapien nicht immer gewährleistet ist.
Sorgen bereite auch die weiterhin hohe Zahl später Diagnosen und die wachsende Zahl von Menschen, die noch nichts von ihrer HIV-Infektion wissen. HIV sollte so früh wie möglich erkannt und behandelt werden, um die Folgekrankheiten zu vermeiden und weitere Übertragungen zu verhindern. »Wer ungeschützten Sex hatte, sollte sich auf HIV und andere Infektionen testen lassen«, so DAH-Vorstand Urban.