Zahl der Apotheken auf neuem Tiefstand |
Wie geht es weiter mit den Vor-Ort-Apotheken? Seit einiger Zeit ist die Zahl der Offizinen kontinuierlich rückläufig. / Foto: PZ/Alois Müller
Noch funktioniere die Versorgung der Bevölkerung in Deutschland durch die öffentlichen Apotheken, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bei einer Pressekonferenz zum Start der Initiative »Gegen Zukunftsklau« im Vorfeld des heutigen »Tags der Apotheke«. «Die Bewältigung ihrer Aufgaben fällt den Apothekern aber deutlich schwerer«, so Overwiening. Allein das Management der Lieferengpässe beschäftige die Teams mehrere Stunden täglich und werde nicht vergütet. Zugleich sei der wirtschaftliche Druck auf die Apotheken gestiegen, etwa durch höhere Lohn- und Energiekosten. Die Folge: Immer mehr Apotheken müssen schließen. Das zeigen Daten aus dem gerade veröffentlichten Statistischen Jahrbuch »Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten 2023«, das die Standesvertretung nun vorgelegt hat.
Den neuen ABDA-Zahlen zufolge schlossen im vergangenen Jahr 461 Apotheken für immer ihre Pforten, während lediglich 77 neu eröffnet wurden. Die Zahl der Offizinen ging damit um 393 auf insgesamt 18.068 zurück und bewegt sich laut Overwiening »auf dem Niveau der 1980er Jahre«. Lässt man die Filialapotheken außen vor und betrachtet ausschließlich die Haupt- und Einzelapotheken, zeigt sich ein noch deutlicherer Rückgang. So sank die Zahl der selbstständigen Apotheken im vergangenen Jahr auf 13.355. Das ist laut Overwiening der niedrigste Stand überhaupt. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 gab es bundesweit noch 20.248 Haupt- und Einzelapotheken. Die Zahl der Filialapotheken nahm seit 2005 hingegen zu und lag 2022 bei insgesamt 4.713.
Die Statistik verdeutlicht auch eine weitere Entwicklung: In immer weniger Apotheken arbeiten immer mehr Menschen. Derzeit sind laut ABDA knapp 160.000 Beschäftigte in den Offizinen im Einsatz. Als Gründe für den höheren Personalbedarf nannte Overwiening die hohe Zahl an Teilzeitkräften und »die erhöhte Nachfrage einer älteren und morbider werdenden Gesellschaft«. Das mache die Aufgaben für die Apothekenteams zunehmend herausfordernder, erläuterte die ABDA-Präsidentin.
Zugleich werde es für Inhaberinnen und Inhaber zunehmend schwerer, Nachwuchs zu finden. Einer Studie der ABDA zufolge könnten bis zum Jahr 2029 bis zu 10.000 Stellen von Approbierten in den Apotheken unbesetzt bleiben, wenn nicht mehr Pharmazie-Studienplätze angeboten würden. Auch im jährlich von der ABDA erstellten Apothekenklima-Index werde das Problem deutlich, führte Overwiening aus. Demnach antwortete fast die Hälfte der Befragten, dass sie höchstens mit einem Bewerber oder einer Bewerberin für die Übernahme der Apotheke zum Beispiel im Fall eines Renteneintritts rechnen würden.
Um die Öffentlichkeit und die Politik auf den Personal- und Nachwuchsmangel sowie die angespannte Lage in den Apotheken hinzuweisen, hat die ABDA am heutigen »Tag der Apotheke« die Initiative »Gegen Zukunftsklau« gestartet. Dabei kooperiert sie mit hunderten jungen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten.
Ebenfalls aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung ist in der kommenden Woche am 14. Juni ein bundesweiter Protesttag der Apotheken geplant. Dabei sollen zentrale Kundgebungen unter anderem in Berlin, Düsseldorf und Wiesbaden sowie denzentrale Aktionen stattfinden. Der Deutsche Apothekerverband und die Landesapothekerverbände haben ihre Mitglieder aufgerufen, an diesem Tag ihre Offizinen geschlossen zu halten.