Pharmazeutische Zeitung online
Humanes Genom

Y-Chromosom fertig sequenziert

Im Jahre 2003 wurde das Humangenomprojekt, dessen Ziel es war, die vollständigen Sequenz der drei Milliarden DNA-Buchstaben und aller schätzungsweise 20.000 bis 25.000 menschlicher Gene zu identifizieren, offiziell abgeschlossen. Da wundert es, dass jetzt die Sequenz des humanen Y-Chromosoms prominent publiziert wurde.
Theo Dingermann
24.08.2023  09:00 Uhr
Unterschiedliche Y-Chromosomen aus mehr als 180.000 Jahren

Unterschiedliche Y-Chromosomen aus mehr als 180.000 Jahren

Diverser wird das Y-Chromosom in einer zweiten Publikation in der gleichen Ausgabe von Nature. Hier präsentieren Dr. Pille Hallast vom The Jackson Laboratory for Genomic Medicine in Farmington, Connecticut, und Kollegen die de novo Zusammenstellungen von 43 Y-Chromosomen, die die fünf kontinentalen Gruppen des 1000 Genomes Projects repräsentieren und die 183.000 Jahre menschlicher Evolution abdecken.

Während sowohl die GRCh38- als auch die T2T-CHM13+Y-Referenzgenome europäische Y-Linien repräsentieren, stellt die Hälfte der Y-Chromosomen, die in dieser Arbeit vorgestellt werden, afrikanische Linien dar. Insgesamt kann die Liste der hier publizierten 43 Y-Chromosomensequenzen für sich beanspruchen, eine sehr gute Sammlung der am tiefsten verwurzelten menschlichen Y-Linien zu repräsentieren.

Bereits auf Basis dieser ersten, noch nicht erschöpfenden Analyse der Struktur und Evolution von Y-Chromosomen lässt sich viel lernen. So zeigt sie beispielsweise, dass die Hälfte der euchromatischen, also Gen-reichen Region der Y-Chromosomen aus großen Inversionen von DNA-Abschnitten (Umkehrungen) mit einer mehr als zweifach höheren Wiederholungsrate im Vergleich zu allen anderen Chromosomen besteht.

Amplikonische Sequenzen, also Sequenzen, die aus Y-spezifischen Wiederholungseinheiten bestehen, sind mit den Inversionen assoziiert, weisen unterschiedliche Mutationsraten auf, die vom Sequenzkontext abhängig sind, und zeigen Anzeichen für eine konzertierte Evolution mit dem Erwerb und der Löschung von abstammungsspezifischen Pseudogenen.

Die größte heterochromatische Region im menschlichen Genom, Yq12, besteht aus alternierenden Repeat-Arrays, die in Anzahl, Größe und Verteilung stark variieren. Demgegenüber liegen die Gene, die auf den Y-Chromosomen nur in Form einer einzigen Kopie für ein Protein kodieren, in allen 43 untersuchten Y-Chromosomen mit Ausnahme weniger Punktmutationen extrem konserviert vor. Das ist anders bei den Multi-Copy-Genen, die deutlich mehr Mutationen aufweisen. Zudem beobachtet man bei diesen Genen variierende Kopienzahlen.

Die geringe Anzahl an Einzelbasenaustauschen in Genen, die nur in einer Kopie auf dem Y-Chromosom vorhanden sind, stimmt mit früheren Studien überein, in denen gezeigt wurde, dass durch den Rückgang der effektiven männlichen Bevölkerungsgröße vor etwa 5000 bis 7000 Jahren, der zu einer Knappheit funktionierender Y-Chromosomen führte, und einer damit einhergehenden korrigierenden Selektion, schädliche Mutationen und damit verbundene Proteinvarianten verloren gingen.

Die Verfügbarkeit von vollständig sehr exakt sequenzierten Y-Chromosomen von mehreren Individuen bietet nun eine einzigartige Gelegenheit, neue Assoziationen von Merkmalen mit spezifischen Y-Chromosomenvarianten zu identifizieren und noch tiefere Einblicke in die Evolution und Funktion komplexer Regionen des menschlichen Genoms zu gewinnen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa