Wirtschaft & Handel
Mit einem Umsatzplus von 7,5 Prozent schloß die
Apothekergenossenschaft Noweda, Essen, das Geschäftsjahr 1996/97 ab.
Der Umsatz der Pharmagroßhandlung liegt inzwischen bei 1,96 Milliarden
DM. Primäre Ursache für diese positive Entwicklung sei die erneute
Zunahme der Mitgliederzahl, hieß es in Essen. Am 30. Juni diesen Jahres
hatte die Noweda 4507 Apothekerinnen und Apotheker als Mitglieder und
Eigentümer. Damit verdreifachte sich die Teilhaberzahl seit 1986. Das
Eigenkapital stieg um 8,3 Millionen auf 136,6 Millionen DM.
Die erfreuliche Entwicklung des letzten Geschäftsjahres erfüllt die
Unternehmensleitung mit Stolz, so Vorstandsvorsitzender Dr. Dietrich L. Meyer in
seinem Bericht anläßlich der 59. Generalversammlung am 26. November in Essen.
Die Bilanzsumme des Konzernabschlusses erhöhte sich auf 579,7 Millionen DM
(Vorjahr 452,9 Millionen DM). An dieser Erhöhung sind Nettoinvestitionen im
Anlagevermögen von 97,8 Millionen DM und Erhöhungen im Umlaufvermögen von
28,5 Millionen DM beteiligt.
Beteiligungen an der Anzag erhöht
Rund 88 Millionen DM, der größte Teil der Investitionen, floß in die Beteiligungen
am Pharmagroßhandel Andreas Noris Zahn AG (Anzag). Die Noweda hält damit
24,9 Prozent am Grundkapital des Frankfurter Unternehmens. Meyer verwies auf
eine langfristige Planung des Aufsichtsrates und des Vorstandes. Schon vor zehn
Jahren habe man vor der Frage gestanden, entweder eine weitere Konzentration im
pharmazeutischen Großhandel ohne die Beteiligung der Apotheker zuzulassen, oder
eine solche Entwicklung abzuwehren. Seitdem habe sich zwar einiges geändert,
Egwa und Wiveda haben fusioniert und halten über die Sanacorp Pharmahandel eG
ebenfalls 24,9 Prozent der Anteile an der Anzag, aber an der damals vom
Aufsichtsrat bezogenen Position sei bis heute nichts falsch. Der
Vorstandsvorsitzende: "Die Konzentration im Pharmahandel ist fortgeschritten und
birgt durchaus Gefahrenpotentiale."
Man könne nicht erwarten, daß jeder Großhändler wie selbstverständlich die
Interessen der Offizin-Apotheker vertritt. Das müßten diese schon selbst besorgen,
um ihren Einfluß zur Geltung zu bringen, etwa durch die Zusammenarbeit mit einem
apothekereigenen Unternehmen. Meyer betonte ferner, daß die Anzag-Beteiligung
hohe stille Reserven beinhalte.
Als erfreulich bezeichnete der Vorstandsvorsitzende die im Verhältnis zum Umsatz
gesunkenen Personalkosten. Sie konnten im Geschäftsjahr 1996/97 weiter von 3,66
auf 3,61 Prozent gesenkt werden. Der Umsatz pro Beschäftigtem betrug noch vor
zwanzig Jahren 419.000 DM. 1987 ermittelte man 1,01 Millionen DM Umsatz pro
Person. Dieser Wert konnte nun auf 1,7 Millionen gesteigert werden. Von 8,88
Millionen auf 9,59 Millionen DM stieg der Jahresüberschuß des Unternehmens. Die
Steigerungsrate liegt damit über der des Umsatzes, wie Meyer hervorhob. Der
Zuwachs erlaube es nach wie vor, hohe Dividenden auszuschütten.
In seinen weiteren Ausführungen betonte Meyer die Notwendigkeit von Reformen in
der bundesdeutschen Politik. Der Gesamtkostenbeitrag der Sozialversicherung am
Bruttolohn nähere sich inzwischen der 43-Prozent-Marke. Dies sei Gift für den
Standort Deutschland. Resignation, Zorn und Wut seien die Reaktionen auf die
Reformunfähigkeit. Zwar habe die Bundesregierung mit ihrem 50-Punkte-Programm
für Investitionen und Arbeitsplätze politischen Aktionismus an den Tag gelegt, aber
ausbleibende Investitionen und die hohe Arbeitslosigkeit seien nach wie vor eine
Schwachstelle der wirtschaftlichen Entwicklung. Meyer erinnert das an "rasenden
Stillstand".
Das Wirtschaftswachstum überdecke zwar einiges, eine gute Konjunktur könne aber
nicht die Probleme im Gesundheitswesen lösen. Meyer: "Hoffentlich finden wir trotz
vergeudeter Zeit noch Anschluß an die Reformprozesse anderer Länder." Er warnte
jedoch davor, kritiklos ungeeignete Systeme zu übernehmen. Beispielsweise würde
Versandhandel nach amerikanischem Vorbild das deutsche System gefährden, die
Kosten erhöhen und die Effizienz verschlechtern. Meyer forderte auch von der
Apothekerschaft in allen Diskussionen um Reformen mehr Übereinstimmung,
Orientierung und Geschlossenheit. Die von Apothekern gegründete und gesteuerte
Noweda sei eine Möglichkeit, den Großhandelsmarkt mitzubestimmen.
PZ-Artikel von Ulrich Brunner, Essen

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