
PZ +++ Nachrichten +++01.12. Protestaktion: Notopfer per Schubkarre
Gegen das sogenannte Krankenhausnotopfer ein Bürger aus Neuwied am Rhein am Montag auf ungewöhnliche Weise protestiert. Statt 20 Mark für die Instandhaltung der Kliniken an seine Krankenkasse zu überweisen, kaufte der Versicherte Wulf Heiler für die gleiche Summe Material in einem Baumarkt und brachte es per Schubkarre zum Neuwieder Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes. Der Inhalt seines persönlichen Notopfers: Farbe, Leisten, Arbeitshandschuhe und andere nützliche Dinge zum Renovieren. DRK-Verwaltungsdirektor Thomas Jentges zeigte Verständnis, denn auch die Krankenhäuser seien mit dem großen Verwaltungsaufwand für das Krankenhausnotopfer nicht glücklich. Hans Weiher, örtlicher Geschäftsführer von Heilers Ersatzkasse, sah die Aktion mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei aller Sympathie für den Protest befürchte er eine Menge Verwaltungsaufwand, wenn viele dem Beispiel folgen.
01.12. Keine Entwarnung bei Aids
Trotz der in Hamburg gesunkenen Zahl von Aids-Toten sehen Politiker der Hansestadt keinen Grund zur Entwarnung vor dem HI-Virus. Hamburgs Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) nannte die Ausbreitung der Krankheit am Montag, dem Welt-Aids-Tag, während eines Empfanges für Mitarbeiter von Aids-Hilfen nicht allein ein gesellschaftliches Problem, sondern mit Blick auf die Entwicklungsländer "vor allem ein soziales Problem". Hamburg plant deswegen einen Spendenaufruf für ein Aids-Hilfe-Projekt in Tansania. Hamburg hat nach jüngsten Statistiken seit dem Beginn der Erfassung 1985 die niedrigste Zahl Aids-Toter. Im vergangenen Jahr starben in der Hansestadt 99 Menschen an der Immunschwächekrankheit. Damit ging die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent zurück. Einen Höchststand hatte die Zahl der Todesfälle 1994 mit 204 erreicht. Für Montag abend haben Initiativen anläßlich des Welt-Aids-Tages zu einem "Candle Light Walk" zum Gedenken an die Aids-Toten in der Hansestadt aufgerufen.
01.12. Sibutramin in den USA zugelassen
Kürzlich erteilte die Food and Drug Administration (FDA) in den USA die Zulassung für Sibutramin (Meridia®) zur Behandlung von krankhaften Übergewicht. In Europa wird die dezentrale Zulassung für das erste Quartal 1998 erwartet (vorgesehener Handelsname in Deutschland Reductil®, Knoll). Das zentral wirksame Sibutramin ist ein Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der die Konzentration der Neurotransmitter im synaptischen Spalt erhöht. Ihr Einfluß auf die Dopaminaufnahme ist deutlich geringer. Im Rattenversuch verstärkt Sibutramin das Sättigungsgefühl, verlängert die Ruhepausen und erhöht die Körpertemperatur. Neben der verminderten Nahrungsaufnahme soll der gesteigerte Energieverbrauch als Folge der Thermogenese zur Reduktion des Körpergewichts beitragen.
01.12. Bundesrat für Rezeptpflicht bei Terfenadin
Antihistaminika mit den Wirkstoffen Astemizol und Terfenadin gibt es ab Januar 1998 nur noch auf Rezept. Der Bundesrat hat jetzt einer entsprechenden Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums zugestimmt. Das Haus Seehofer begründet die Einschränkung des Selbstmedikationsmarktes mit den seltenen, aber gravierenden Nebenwirkungen, die diese Präparate haben könnten. So seien sowohl bei astemizolhaltigen als auch bei terfenadinhaltigen Medikamenten Todesfälle aufgetreten, die vermutlich auf Herzrhythmusstörungen nach der Einnahme der Präparate zurückzuführen seien. Allerdings lägen Hinweise dafür vor, daß bei den insgesamt 31 Fällen mit kardialen Nebenwirkungen fehlerhafte Anwendungen der Mittel ausschlaggebend waren.
28.11. Jährlich 2500 HIV-Infektionen in Deutschland
In Deutschland infizieren sich nach Angaben des Robert-Koch-Institus jedes Jahr bis zu 2500 Menschen mit HIV. Rund ein Fünftel davon sind Frauen. Darauf hat die saarländische Gesundheits- und Frauenministerin Barbara Wackernagel-Jacobs (SPD) anläßlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember hingewiesen. Der Anteil neuinfizierter Frauen sei seit Beginn der Epidemie langsam, aber kontinuierlich auf etwa 20 Prozent angewachsen. Um Strukturen zu schaffen, die dieser Entwicklung Rechnung tragen, hat sich im Saarland ein neues "Netzwerk Frauen und Aids" gebildet. Dieser Zusammenschluß von etwa 30 Frauen aus Behörden und Organisationen will sich für eine noch bessere Prävention, Betreuung und Behandlung Infizierter einsetzen. Außerdem soll die oft schlechte soziale Situation HIV-infizierter Frauen im Saarland verbessert werden.
27.11. Transplantationsgesetz tritt in Kraft
Zum 1. Dezember tritt das neue Transplantationsgesetz in Kraft. Ursprünglich sollte es bereits einen Monat früher in Kraft treten. Zu dem Zeitpunkt fehlte allerdings noch die Unterschrift von Bundespräsident Roman Herzog. Das Gesetz erlaubt die Zustimmung von Angehörigen zur Entnahme von Organen, wenn eine eindeutige Willenserklärung des Spenders nicht vorliegt. Grundsätzlich soll aber die möglichst schriftliche Zustimmung des Spenders Vorrang haben. Wenn ein Verstorbener zu Lebzeiten die Organspenden ablehnte, dürfen Angehörige und Ärzte das nicht übergehen. Vor der Organspende müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Tod des Spenders festgestellt haben. Mindestnorm für die Todesfeststellung ist der Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen. Erstmals wird mit dem Gesetz auch der Organhandel gesetzlich verboten. Handel mit menschlichen Organen und unrechtmäßiges Verhalten bei der Organentnahme werden unter Strafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis oder Geldstrafe gestellt.
27.11. DAK: Beiträge bleiben stabil
Mit einem Volumen von 35 Milliarden DM legte die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) für 1998 den größten Haushalt ihrer Geschichte vor. 31,6 Milliarden DM entfallen auf die Krankenkasse, der Rest auf die Pflegekasse. Durch den Haushalt kann nach Angaben der Kasse der bestehende Beitragssatz (13,5 Prozent in den alten Bundesländern und 13,6 Prozent in den neuen Bundesländern) im kommenden Jahr stabil gehalten werden. Eine Regionalisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung lehnt der DAK-Verwaltungsrat ab: "Sie ist moralisch, politisch und volkswirtschaftlich unsinnig", sagte Hilmar Langenbach, Vorsitzender des Verwaltungsrats. Insgesamt hat die DAK sechs Millionen Mitglieder und versichert 8,4 Millionen Menschen. Sie ist damit die zweitgrößte Krankenkasse Deutschlands.
27.11. Psychotherapeutengesetz verabschiedet
Der Bundestag hat am 27. November mit 325 gegen 282 Stimmen das Psychotherapeutengesetz beschlossen. Wenn der Bundesrat zustimmt, tritt es 1999 in Kraft. Neben Ärzten dürfen sich dann nur noch Diplom-Psychologen mit psychotherapeutischer Zusatzausbildung "Psychotherapeut" nennen. Nicht qualifizierte Therapeuten dürfen keine Behandlungen auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen vornehmen. Für einige bereits tätige Psychotherapeuten, die bis Anfang 1999 die Zusatzausbildung aus Zeitgründen nicht erwerben können, gilt eine Übergangsregelung. Mit der Neuregelung sei in Zukunft ausgeschlossen, daß unter dem Firmenschild "Psychotherapeut" Hilfe angeboten würde, die diesen Namen nicht verdiene, sagte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer. Pro Sitzung sollen Patienten über 18 Jahren demnächst 10 DM Selbstbeteiligung zahlen. SPD und Bündnis 90/Die Grünen kritisierten in der Debatte die Zuzahlung, weil damit die seit langem geforderte Gleichstellung von körperlich und seelisch Kranken verletzt werde. Auch würden bewährte Behandlungen wie Gesprächs-, Familien- und Gestalttherapie als Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen.
26.11. DAG nennt Krankenhaus-Notopfer unsinnig
Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hat das Krankenhaus-Notopfer als "sozial ungerecht und politisch unsinnig" kritisiert, dennoch sei es juristisch nicht anfechtbar. Darauf hat am Mittwoch in Hamburg das DAG-Vorstandsmitglied Lutz Freitag hingewiesen. "Insbesondere liegt keine Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes vor, weil auch die Privatversicherten über die um 1,1 Prozent erhöhten Pflegesätze zur Finanzierung der Krankenhausinstandhaltung herangezogen werden", unterstrich der Gewerkschafter. Die Krankenversicherten würden erneut geschröpft, weil einerseits Bund und Länder unfähig zur Verständigung in dieser Frage gewesen seien, und weil andererseits die Arbeitgeber von der gesplitteten Finanzierung freigehalten werden sollten.
26.11. Sachsen will regionale GKV-Beiträge
Die sächsische Staatsregierung will mit regionalen Ausgleichszahlungen der Krankenkassen gegen die auseinandertriftenden Beiträge im Freistaat angehen. Sie denke aber nicht, wie Baden-Württemberg oder Bayern, an eine Änderung bei den länderübergreifenden Ausgleichszahlungen, sagte der Sprecher des sächsischen Gesundheitsministeriums, Karl-Theodor Huttner-, am Mittwoch der dpa. Ziel müsse es sein, daß es nicht nur bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), sondern auch bei den Ersatzkassen einen sächsischen Beitragssatz geben kann. Insofern gehe es auch in Sachsen um eine inhaltliche Regionalisierung der Krankenversicherung, wie sie am Vortag von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) ins Gespräch gebracht worden war.
26.11. UNO: Weltweit 30 Millionen HIV-Infizierte
Das Ausmaß von Aids ist nach Angaben der Vereinten Nationen größer als bisher angenommen. Weltweit sind 30 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert, teilte das UN-Aidsprogram (Unaids) am Mittwoch in Paris mit. Täglich steckten sich etwa 16.000 Menschen neu an. 90 Prozent der HIV-infizierten Menschen leben in Entwicklungsländern. Dagegen ist in den Industrieländern ein Rückgang bei Aids-Erkrankungen zu verzeichnen. Seit dem Beginn der Aids-Epidemie Anfang der achtziger Jahre sind etwa 3,8 Millionen Kinder unter 15 Jahren infiziert worden, 2,7 Millionen von ihnen seien bereits gestorben, berichtet Unaids. 90 Prozent der Kinder von HIV-positiven Müttern würden während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder während der Stillzeit ebenfalls infiziert. Der Bericht des UN-Programmes wurde im Vorfeld des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember veröffentlicht.
26.11. MDS: Peter Pieck Geschäftsführer
Die Position des Geschäftsführers beim Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) in Essen ist nach neun Monaten Vakanz vergeben worden. Peter Pieck wurde zum Nachfolger von Karl Schütgens gewählt, der bereits im März dieses Jahres in den Ruhestand getreten war. Pieck war bisher stellvertretender Geschäftsführer. Er kommt vom AOK-Bundesverband, wo er in den achtziger Jahren Leiter der Stabsstelle "Verbandspolitische Planung" war.
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