Wirtschaft & Handel


Der Vorstand der Sanacorp Pharmahandel AG erwartet im Geschäftsjahr
1997/98 ein Vorsteuerergebnis von mindestens 44,7 Millionen DM. Der
Vorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Brink legte sich am 27. Februar 1998 in
München bei der Präsentation des ersten Geschäftshalbjahrs 1997/989 auch
auf eine Dividendenzahlung von 1,65 DM je 5-DM-Vorzugsaktie fest. Denn
diese sei bereits verdient worden.
Trotz eines Umsatzrückgangs um 3,1 Prozent auf 1,714 Milliarden DM konnte die
AG im ersten Halbjahr das Vorsteuerergebnis von 20,2 Millionen DM auf 21,7
Millionen DM steigern. Das sind 7,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Kosteneinsparungen in allen Bereichen sollen hierfür ursächlich sein. Den Rückgang
bei den Erlösen erklärte Brink mit überdurchschnittlich hohen Marktrückgängen vor
allem in den neuen Bundesländern. Allein in Mecklenburg-Vorpommern sei es im
Berichtszeitraum zu einem Marktrückgang von 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr
gekommen. Der Vorzieheffekt im Monat Juni schlage sich in den Zahlen gleichfalls
nieder. Die Patienten hätten sich vor der zum Juli erhöhten Selbstbeteiligung mit den
benötigten Arzneimitteln bevorratet. Dies habe im Pharmagroßhandel im Juni zu
einer Umsatzsteigerung von 22 Prozent geführt. Bei der Sanacorp habe dieser
Umstand im ersten Monat des neuen Geschäftsjahres zu einem Umsatzrückgang von
11 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat geführt. Die Einbußen hätten sich im
August und September fortgesetzt. Konsequent habe der Vorstand vorübergehende
Einbußen auch durch die Verbesserung der Umsatzstruktur fortgesetzt. Laut Brink
hat die Umsatzentwicklung im neuen Jahr die Richtigkeit dieser
vertriebsstrategischen Maßnahme bestätigt. Eine Verschlechterung sei wegen der
Wahlen zum neuen Bundestag und dem Einnahmeplus bei den gesetzlichen
Krankenkassen nicht zu erwarten.
Kontinuierliches, die Niederlassungen übergreifendes Benchmarking habe die
Ertragssituation deutlich verbessert. Die Kostenreduktion in allen Bereichen um 4,7
Prozent habe allerdings auch eine Absenkung des Personalstands zur Folge gehabt.
Um 185 Mitarbeiter (minus 5,6 Prozent) ging die Beschäftigtenzahl auf 3089 zurück.
Brink merkte an, daß an einen weiteren Mitarbeiterabbau nicht gedacht werde, da
dies die Betriebsleistung schwächen würde.
Investitionen im laufenden Geschäftsjahr betreffen vor allem den Neubau in Ulm,
"eine der umsatzstärksten Niederlassungen" und in Logistikinvestitionen. So will
Sanacorp interssierten Geschäftspartnern bereits 1999 eine Euro-Fakturierung
anbieten. Ausgebaut werden soll das Geschäftsfeld der Herstellerlogistik, das von
der Sanalog Logistik GmbH betrieben wird. Hierzu wurde jetzt ein zweites
Distributionszentrum in Würzburg-Kist aufgebaut. Zusammen mit der 1996 in
Betrieb genommenen Anlage in Saarbrücken wurde bereits die Distribution für
Bristol Myers Squibb, Pharmacia & Upjohn und Biogen unter Vertrag genommen.
Aus diesem Geschäftsfeld, wie auch aus der gleichfalls "zukunftsträchtigen
Investition" in die Gesellschaft für Marketing und Vertrieb von Hilfsmitteln für
Pflegebedürftige Adiuvo, hat Sanacorp Vorlaufverluste im Geschäftsjahr 1997/98 in
Höhe von 2 Millionen DM einkalkuliert, ein "Break-even" erwartet Brink 1999.
Aufgrund von Irritationen in verschiedenen Pressemeldungen stellte Brink in
München auch folgendes klar: Konkret verhandelt der Sanacorp-Vorstand mit der
österreichischen Chemosan Apotheker-Pharmagroßhandlung, die in Österreich
einen Marktanteil von 55 Prozent hält - eine Holdinglösung, die zwischen den
Eigentümern mehrheitsfähig ist. Einer Fusion mit der Anzag erteilte er eine Absage,
da ein solcher Schritt zu keiner Synergielösung führen würde und weder im Interesse
der Aktionäre, der Apothekergenossen noch der Mitarbeiter liegen könne. Die
IPSO-Herstellerlogistikgesellschaft ansprechend, die sozusagen das
Sanalog-Angebot an die Hersteller auf Europa ausweitet, nannte Brink Uniquem
(Großbritannien), Alliance Santé (Italien und Luxemburg), Galenica (Schweiz),
Sanacorp und Anzag (Deutschland) sowie OPG (Niederlande) als Partner. Mehr
hierüber kann in der englischsprachigen IPSO-Vision vom Dezember 1997
nachgelesen werden, zu beziehen über IPSO, P.O.Box 2605, NL-3500 Utrecht.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, München


© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de