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Zwang zur Größe

26.01.2004  00:00 Uhr
Fusionen

Zwang zur Größe

von Axel Höpner, München

Der Zwang zur Größe treibt die internationalen Pharma-Konzerne in immer neue Megafusionen. „Am Ende werden deutlich weniger als zehn weltweit aktive, große Unternehmen übrig bleiben“, meint Fusions-Experte Thomas Kautzsch.

Die immensen Kosten für das Marketing und für die Entwicklung neuer Medikamente ließen den Firmen keine andere Wahl. Daher werde der mögliche Zusammenschluss zwischen Sanofi-Synthélabo und der deutsch-französischen Aventis bei weitem nicht der letzte Paukenschlag sein. Die einst führende deutsche Pharmaindustrie hat dabei in den vergangenen Jahren den Anschluss verpasst.

„Mit Aventis zusammen könnte Sanofi in allen Regionen weltweit eine wichtige Rolle spielen“, sagte Sabine Annette Blumenthal, Analystin bei der BayernLB. Daher ergebe der Übernahmeversuch auf den ersten Blick strategisch Sinn. Ziel sei die Bildung eines der am schnellsten wachsenden Pharmaunternehmen weltweit.

Auch die Konkurrenten sind durch Übernahmen gewachsen. So schluckte Marktführer Pfizer 2002 den Konkurrenten Pharmacia. Bei der Nummer zwei, GlaxoSmithKline, zeugt schon der Name von der Fusionsgeschichte. Auch Aventis selbst wurde aus der französischen Rhone-Poulenc und der deutschen Hoechst AG geschmiedet und gilt vielen als insgesamt erfolgreiches Beispiel für einen Zusammenschluss. Von diesen Erfahrungen könnte der neue Großkonzern bei der Integration profitieren.

Die Pharma-Unternehmen stehen von verschiedenen Seiten unter Druck. „Zum einen stellen die Finanzmärkte immer höhere Renditeforderungen“, sagte Merck Finck-Analystin Sabine Eberhardt. Diese könnten nur mit umsatzstarken Produkten erfüllt werden. Die Finanzmärkte achten besonders auf so genannte Blockbuster-Medikamente, die mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz im Jahr machen. Die Ausgaben wiederum sind in der Pharmabranche explodiert.

„Allein die Marketing-Kosten für die Einführung eines neuen Medikaments liegen weit im Milliardenbereich“, sagte Mercer-Experte Kautzsch. Zuvor müssten die Unternehmen aber erst die milliardenschweren Ausgaben für die Entwicklung der Medikamente stemmen. Nur eine Hand voll Produkte übersteht die verschiedenen Erprobungsphasen, erhält die Zulassung und hat die Chance, sich zu einem Megaseller zu entwickeln.

Doch auch an den Blockbustern können sich die Pharmafirmen nur eine Zeit lang erfreuen. Nach dem Ablauf von Patenten drängen Generika auf den Markt. Wegen dieser Nachahmerpräparate kann das Originalmedikament enorm an Marktanteilen verlieren. „Daher brauchen die Konzerne immer eine gut gefüllte Pipeline“, sagte Kautzsch. Dieser Vorrat an künftigen Medikamenten ist bei der Bewertung von Pharmaunternehmen an der Börse einer der wichtigsten Maßstäbe. Haben die Unternehmen nicht genug aussichtsreiche Kandidaten in der Pipeline, bleibt nur die Übernahme von Konkurrenten mit lukrativen Medikamenten in der Erprobung. Dabei sind sowohl Biotech-Unternehmen als auch andere Pharmafirmen im Visier.

Angesichts der Mega-Fusionen drohen kleinere, aber breit aufgestellte Unternehmen auf der Strecke zu bleiben. „Bayer zum Beispiel ist zu klein, um weltweit bestehen zu können“, ist Analystin Eberhardt überzeugt. Bayer hatte in den vergangenen Jahren mehrmals den Kurs gewechselt. Nach dem Lipobay-Desaster im August 2001 machte sich der Vorstand auf die Suche nach einem Partner, inzwischen soll das Geschäft aber in eigener Regie fortgeführt werden - ohne den Anspruch zu den weltweiten Spielern zu gehören. Auch Kautzsch ist allerdings überzeugt: „Wer breit aufgestellt ist, tut sich im Wettbewerb extrem schwer, wenn die Größe unterkritisch ist.“ Leichter hätten es da schon Nischenanbieter wie die Schering AG, die auf ihrem Spezialgebiet gut vertreten ist, aber keine weit gestreute Produktpalette anbietet. Top

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