Wirtschaft & Handel
"Wir verstehen uns als Partner für Ärzte und Apotheker", erklärt
Heinz-Jürgen Scholl, Geschäftsführer der Isis Puren Arzneimittel GmbH.
"Im Osten sind wir bekannt." In Westdeutschland will das Zwickauer
Unternehmen in Zukunft besonders im Generikabereich weitere
Marktanteile gewinnen.
Die "nachgemachten Originale" sind seit 1994 zweites Standbein des Unternehmens.
Mit mehr als 80 Präparaten aus zwölf Indikationsgebieten nimmt es Rang vier unter
den deutschen Generika-Anbietern ein. Bis zum Jahr 2001 sollen 20 neue Präparate
eingeführt werden. In diesem Jahr will das Unternehmen im Generikabereich einen
Umsatz von 65 Millionen DM erreichen. Aufgrund des gestiegenen
Kostenbewußtseins im Gesundheitswesen rechnet der Geschäftsführer mit weiteren
Zuwachsraten. Der Erfolg der Isis Puren GmbH, die in diesem Jahr einen Umsatz
von 100 Millionen DM anstrebt, gründet sich auf die mehr als 50jährige
Firmengeschichte und die Produktion von Herz-Kreislauf-Präparaten.
Vom Kleinhersteller zum Pharma-Exportunternehmen
Der Chefchemiker Dr. Helmut Frömmel nutzte 1945 die wirtschaftlichen Chancen
im Nachkriegsdeutschland und beantragte bei der sowjetischen Militäradministration
in Sachsen eine Gewerbeerlaubnis zur Herstellung chemisch-pharmazeutischer
Produkte. Die Verarbeitung des Wirkstoffs Nitroglycerin bildete in den folgenden
Jahren die Ausgangsbasis für eine Reihe bekannter Herz-Kreislauf-Präparate und
die Entwicklung des Unternehmens vom pharmazeutischen Kleinhersteller zum
Exportunternehmen. Wichtigstes Produkt ist seit 1964 Pentalong. Bis heute gehört
es bundesweit zu den meistverordneten Nitratpräparaten. Beta-Rezeptorenblocker
und blutdrucksenkende Mittel (Obsidan, Disotat, Cerutil) folgten und waren
besonders in osteuropäischen Ländern gefragt. Rußland, Rumänien und Bulgarien
sind noch heute Hauptexportländer.
Bis 1958 wahrte die damalige Isis Chemie ihre Eigenständigkeit. Sie wurde dann
zunächst in eine Kommanditgesellschaft mit staatlicher Beteiligung umgewandelt und
erst 1972 vollständig enteignet. Aufgrund der Größe und Bedeutung als Exportfirma
unterstand das Unternehmen der Vereinigung volkseigener Betriebe in Berlin. 1980
wurde es Teilbetrieb des damaligen VEB Arzneimittelwerks Dresden und zwei Jahre
später wieder als eigenständiger Betrieb dem pharmazeutischen Kombinat Germed
angegliedert. Nach der Reprivatisierung und Übernahme durch die Schwarz Pharma
AG im Jahr 1991 wandelte sich die Isis Chemie zu einem rein pharmazeutischen
Hersteller. Die seit Mitte der 50er Jahre existierende Syntheseabteilung wurde
geschlossen. Seither bezieht das Unternehmen seine Rohstoffe aus ganz Europa.
Schwerpunkt der Produktion ist neben Generika weiterhin das
Herz-Kreislauf-Sortiment.
50 Millionen DM in Neubau investiert
Seit 1994 wird in einem Firmenneubau am Stadtrand von Zwickau nach
GMP-Richtlinien produziert. In das Gebäude wurden 50 Millionen DM investiert.
Insgesamt beschäftigt das Zwickauer Unternehmen 350 Mitarbeiter, 160 davon sind
für den bundesweiten Vertrieb zuständig. Nach dem Wahlspruch "Immer an Ihrer
Seite" soll besondere Kundenfreundlichkeit und -nähe nicht nur im Außendienst
erreicht werden. Für Apotheker will das Unternehmen den Service durch großzügige
Retourenregelungen verbessern. Außerdem wurde 1996 eine Veranstaltungsreihe für
Ärzte und Apotheker ins Leben gerufen. "Wir wollen uns nicht in die Politik
einmischen. Doch es ist wichtig, Dialog und Erfahrungsaustausch der beiden
Berufsgruppen zu unterstützen", erklärt Heinz-Jürgen Scholl.
PZ-Artikel von Gisela Dietz, Zwickau

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