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Der ewige Übernahmekandidat

27.06.2005  00:00 Uhr
Stada

Der ewige Übernahmekandidat

von Thomas Bellartz, Berlin

Es ist eine immer wiederkehrende, vielmehr sogar schon fortwährende Kampagne. Jetzt wurde einmal mehr die Gerüchteküche zum Thema »Übernahmekandidat Stada« befeuert ­ und wieder ergebnislos. Nur der Aktienkurs und damit der Wert des Bad Vilbeler Herstellers steigt.

Besonders belustigend werden die Ausflüge namhafter Wirtschaftsredaktionen, wenn man die Quellen unter die Lupe nimmt. So wird nicht nur gerne von den gut unterrichteten Finanzkreisen geschrieben, sondern da fällt auch manchmal ein Name. Diesmal der von Udo R. Klomann. Der Mann ist zwar seit einem guten Jahr in Diensten des neu formierten Generika-Interessenverbandes Pro Generika in Berlin und damit natürlich auch ein Fachmann für die Entwicklungen des Marktes.

Aber vor der Übernahme der Lobbyistenfunktion in der Hauptstadt war Klomann lange Jahre Chef des Generikaherstellers CT Arzneimittel. Das Unternehmen gehört zu 100 Prozent zum Merckle-Verbund und ist damit ein Schwesterunternehmen der Firma Ratiopharm. Deren Deutschland-Geschäftsführerin Marketing und Vertrieb, Dagmar Siebert, ist Vorsitzende von Pro Generika.

Was wollen die Wettbewerber?

Wenn Klomann sich nun in der SZ mit den Worten zitieren lässt «Es kann über Nacht schnell was passieren«, dann ist dies aus Sicht der wenigen deutschen Mitbewerber am Generikamarkt ein dankenswertes Statement, das den Preis der Stada-Aktie zusätzlich befeuert ­ und damit das Unternehmen immer teurer und unattraktiver macht. Stadas Mitbewerber halten nichts davon, wenn sich ein weiterer kapitalstarker Konzern im Lande breit macht.

Die Marktsituation im deutschen Generikamarkt ist angespannt. Wenige große Generikahersteller kontrollieren schon heute wesentliche Teile des deutschen Marktes. Die Zahl der Hersteller hat in den vergangenen Jahren zusehends abgenommen. Der Anteil der »Großen« habe sich weiter vergrößert, klagten in der vergangenen Woche Vertreter des Deutschen Generikaverbandes in Berlin. Dessen 17 Mitgliedsunternehmen kommen noch nicht einmal mehr auf 10 Prozent Marktanteil hier zu Lande. Das ändert freilich nichts am Nachrichtenwert. Denn aus Sicht der »Kleinen« droht mittelfristig, dass aus dem Oligopol ein Kartell werden könne.

Das wird auch von Dr. Leonhard Hansen kritisch gesehen. Der Vorsitzende der KV Nordrhein befürchtet, dass das »ohnehin hohe deutsche Preisniveau bei Generika in Deutschland« nicht sinken werde, sollte die Marktkonzentration weiter fortschreiten. Er befürchtet sogar einen Anstieg. Und sieht die Gefahr, dass ­ ähnlich den Märkten von Energieversorgern und Mineralölindustrie ­ die Preise im Oligopol nicht fallen, sondern steigen. Das hätte dann fatale Folgen für das deutsche Gesundheitswesen.

Den deutschen Herstellern wird nachgesagt, sie hätten ein Interesse daran, dass Teva nicht in den deutschen Markt eindringe. Bislang hat das Unternehmen zwischen Rügen und Bodensee nur eine minimalistische Struktur, könnte nur über einen großen Zukauf den Markt wirkungsvoll beackern. Den Israelis zollt man allerorten Respekt. Experten glauben, dass Teva erhebliches Wachtsumspotenzial besitzt. Das Unternehmen gilt als innovativ und verfügt über eine aggressive Expansions- und Marketingpolitik.

Stada, Deutschlands drittgrößter Hersteller von Generika, hatte gleich nach Aufkommen der Gerüchte am Freitag einen Bericht der Süddeutschen Zeitung dementiert, wonach das Unternehmen auf der Suche nach einem Käufer sei und ein Angebot des Konzerns Teva Pharmaceuticals erhalten habe. »Diese Berichte sind falsch und entbehren jeder Grundlage«, teilte das börsennotierte Unternehmen mit. Stada habe kein Mandat für die Suche eines Käufer vergeben. Die SZ hatte berichtet, dass Stada die Deutsche Bank mit einer solchen Suche beauftragt habe.

Retzlaff will nicht so richtig

»Wir können uns gut alleine weiterentwickeln, wir sind nicht wild darauf, übernommen zu werden«, sagte ein Stada-Sprecher. Der mögliche israelische Interessent Teva ist auf dem Generika-Markt die Nummer zwei weltweit. Nach dem Bericht soll der Kaufpreis bei zwei Milliarden Euro oder 35 bis 36 Euro pro Aktie liegen. Ein Teva-Sprecher wollte die Pläne gegenüber der Zeitung nicht kommentieren.

Der Stada-Vorstand hatte schon in den vergangenen Jahren mehrfach betont, kein Interesse an einer Übernahme zu haben. Vorstandschef Hartmut Retzlaff sagte im März, man strebe vielmehr selbst den Zukauf von Marken und Firmen an. 2004 steigerte der Generikahersteller seinen Konzernumsatz um 9 Prozent auf 813,5 Millionen Euro bei einem Gewinn von 48,5 Millionen Euro. 2005 sollen die Erlöse auf über 900 Millionen Euro klettern.

Die Stada-Aktie war nach dem Aufkommen der Gerüchteküche rasant gestiegen. In der Pharmabranche wird mit weiteren milliardenschweren Übernahmen gerechnet. Im Februar 2005 hatte der schweizerische Pharmakonzern Novartis den Generika-Anbieter Hexal gekauft und den Konsolidierungsdruck in der Branche verstärkt. Vor allem ausländische Konzerne wie Teva oder Sanofi-Aventis gerieten damit nach Ansicht von Branchenbeobachtern unter Zugzwang. Top

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