Henkel und Frankfurter Universität gründen Phenion |
14.01.2002 00:00 Uhr |
Unter dem Dach des Biozentrums in Niederursel forschen ab sofort Wissenschaftler der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität mit Unterstützung des Henkel-Konzerns. Das neu gegründete Unternehmen Phenion arbeitet im Bereich der molekularen Zellphysiologie.
Insgesamt 12 Millionen Euro wird der Düsseldorfer Henkel-Konzern in den nächsten fünf Jahren in die Forschungsgemeinschaft mit sechs Professoren der Frankfurter Universität investieren. Im Gegenzug erhält das Unternehmen alle Erstverwertungsrechte an neu entwickelten Technologien, Know-how und Produkten. Henkel versorgt die neue Gesellschaft neben Startkapital mit betriebswirtschaftlichem und rechtlichem Fachwissen und übernimmt das Marketing, erläuterte Phenion-Geschäftsführer Dr. Thomas Gassenmeier bei der Gründungsfeier am 9. Januar in Frankfurt.
Der Gesellschaftsbeirat setzt sich aus Vertretern der Henkel-Gruppe sowie der Universität zusammen und wird durch einen wissenschaftlicher Beirat ergänzt. Phenion profitiert hauptsächlich von den Forschungsaktivitäten der beteiligten Hochschullehrer und deren Arbeitskreisen. Die Universität Frankfurt stellt zudem mehrere Räume im Niederurseler Biozentrum zur Verfügung. Bereits vor einem Jahr startete Henkel eine ähnliche Partnerschaft mit der Technischen Universität Darmstadt. Die Sustech GmbH forscht im Bereich der Nanotechnologie.
In den USA setze man bereits seit zehn Jahren auf solche Allianzen, berichtete Universitätspräsident Professor Dr. Rudolf Steinberg. Inzwischen hätten sich dort über 200 Hochschulen an Projekten beteiligt. Er sei "glücklich und stolz", dass sich Henkel nach Darmstadt nun für die Frankfurter Universität entschieden habe. Mit dem Bau des Frankfurter Innovationszentrum für Biotechnologie (FIZ), in das Phenion später umziehen soll, werde 2002 begonnen.
Investition in die Zukunft
Sein Konzern rüste sich mit solchen Allianzen für den globalen Wettbewerb, betonte Dr. Ulrich Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Henkel-Gruppe. Er freue sich besonders über die Bereitschaft des Landes Hessen, das Projekt mit zu tragen. Auch Dr. Hans Hirschler, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, zeigte sich zufrieden. Statt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Budgets zu kürzen, investiere Henkel in die Zukunft. Hessen bemühe sich um eine geeignete Infrastruktur für Neugründungen. Das novellierte Hochschulgesetz erlaube Hochschullehrern ausdrücklich, den Wissenstransfer zu fördern, und sich dabei auch privatrechtlicher Formen zu bedienen.
"Wir setzen keine großen Erwartungen in die Rendite von Phenion", sagte Dr. Wolfgang Gawrisch, Leiter Forschung und Technologie bei der Henkel-Gruppe. Das Unternehmen dürfe allerdings auch nicht zum wissenschaftlichen Elfenbeinturm werden.
Die Forschung bei Phenion konzentriert sich auf biochemische Ansätze in der Zellbiologie. Jeder der sechs Arbeitsbereiche beschäftigt sich mit der molekularen Zellphysiologie der Haut. Die Forscher um Professor Dr. Karl-Dieter Entian vom Institut für Mikrobiologie entwickeln neue Screeningmethoden mit Hilfe gentechnisch veränderter Hefezellen, um damit neue Strukturen mit antimykotischer Wirkung zu entdecken. Professor Dr. Roland Kaufmann, Leiter des Zentrums für Dermatologie und Venerologie, arbeitet im Bereich Tissue-Engineering. Mit solchen Präparaten könnten künftig nicht nur schwer heilende Wunden versorgt werden, sondern sie eignen sich auch als Testmodelle, um den Einfluss von mechanischem und osmotischem Stress auf die Haut zu prüfen.
Auch die Professoren Dr. Dieter Steinhilber und Dr. Manfred
Schubert-Zsilavecs vom Institut für Pharmazeutische Chemie erforschen die
Auswirkungen von Stress auf den Zellstoffwechsel. Sie wollen Mechanismen
identifizieren, mit denen sich Zellen vor osmotischen Belastungen
schützen. Das Team um Professor Dr. Werner Müller-Esterl, Leiter des
Instituts für Biochemie an der medizinischen Fakultät, und Professor Dr.
Theo Dingermann, Institutsleiter der Pharmazeutischen Biologie, entwickelt
leistungsfähige Biosensoren, mit denen sich beispielsweise Biomarker
nachweisen lassen. Die Sensoren könnten in Zukunft wertvolle Hilfe bei
der Fälschungssicherung von Markenprodukten leisten.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de