Womit verliert man die meisten Kilos? |
Im Schnitt wogen Patienten nach zwölf Monaten Tirzepatid-Anwendung 15,3 Prozent weniger als zum Therapiebeginn, während es unter Semaglutid 8,3 Prozent weniger des Ausgangsgewichts waren. / Foto: Getty Images/Stefania Pelfini, La Waziya Photography
Schon die Zulassungsstudien deuteten daraufhin, dass unter Tirzepatid (Mounjaro® von Eli Lilly) mittelfristig ein stärkerer Gewichtsverlust möglich ist als unter Semaglutid (Ozempic® und Wegovy® von Novo Nordisk). Das ist pharmakologisch auch nur plausibel: Während Semaglutid ein reiner Agonist am GLP-1-Rezeptor ist, wirkt das sogenannte Twinkretin Tirzepatid zusätzlich auch am GIP-Rezeptor (GIP steht für glucoseabhängiges insulinotropes Peptid).
Eine vergleichende Studie bestätigt die Unterschiede im Gewichtsverlust nun. Das Nebenwirkungsrisiko beider Substanzen sei dabei vergleichbar, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal »JAMA Internal Medicine«. Aussagen zu Langzeitfolgen sowie zum Erreichen wichtiger Ziele wie einem verringerten Risiko für Herzinfarkte ließen sich aus der Analyse aber nicht ableiten.
Die Forschenden um Nicholas Stucky vom US-Unternehmen Truveta in Bellevue, das auf die Analyse elektronischer Gesundheitsdaten spezialisiert ist, nutzten Daten von mehr als 18.000 Erwachsenen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit, die in den USA mit Semaglutid oder Tirzepatid behandelt wurden. Ihr Durchschnittsalter betrugt 52 Jahre, das mittlere Gewicht zu Beginn der Therapie 110 Kilogramm. Etwa die Hälfte litt zusätzlich zum Übergewicht auch unter Typ-2-Diabetes (52 Prozent). Erfasst wurde, ob ein Gewichtsverlust von mindestens 5, 10 oder 15 Prozent erreicht wurde und wie sich das Gewicht nach drei, sechs und zwölf Monaten Therapie entwickelt hatte.
Insgesamt lässt sich sagen: Patienten, die Tirzepatid erhielten, erreichten merklich häufiger einen Gewichtsverlust. Zudem waren die Veränderungen des Gewichts bei ihnen im Mittel größer. Die Ergebnisse bestätigten Hinweise aus früheren Studien, wie die Forschenden erläutern.
5 Prozent oder mehr Gewichtsverlust innerhalb eines Jahres erreichten etwa vier von fünf der mit Tirzepatid behandelten Männer und Frauen (81,8 Prozent), mit Semaglutid waren es rund jede/r Dritte (66,5 Prozent). Eine Reduktion um 10 Prozent oder mehr verzeichneten 62,1 Prozent unter Tirzepatid und 37,1 Prozent unter Semaglutid. 15 Prozent oder mehr schafften 42,3 Prozent mit Tirzepatid und 18,1 Prozent mit Semaglutid.
Mit Tirzepatid konnten auch größere Abnehmerfolge erzielt werden: Mit dem Twinkretin hatten die Behandelten nach drei Monaten im Schnitt 2,4 Prozent mehr ihres Ausgangskörpergewichts verloren als unter Semaglutid, nach sechs Monaten 4,3 Prozent mehr und nach zwölf Monaten 6,9 Prozent mehr. Im Schnitt wogen Patienten nach zwölf Monaten Tirzepatid-Anwendung 15,3 Prozent weniger als zum Therapiebeginn, während es unter Semaglutid 8,3 Prozent weniger des Ausgangsgewichts waren. Die Rate an Magen-Darm-Problemen wie Übelkeit, Durchfall und Verstopfung als typische Nebenwirkungen war dagegen bei beiden Gruppen ähnlich.