Wissenswertes zu Scharlach & Streptokokken |
Christina Hohmann-Jeddi |
23.02.2023 18:00 Uhr |
Von den Streptokokken-assoziierten Erkrankungen ist Scharlach die häufigste. Sie tritt vor allem bei Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren auf. Die Erreger werden über direkten oder indirekten Kontakt mit Infizierten, seltener über Aerosole übertragen. Nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Tagen treten Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und eine Rachenentzündung (Pharyngitis) zusammen mit dem charakteristischen Hautausschlag auf. Es können auch Bauch- oder Kopfschmerzen hinzukommen.
Das Scharlach-Exanthem besteht aus kleinfleckigen Papeln, beginnt meist am Oberkörper und breitet sich zentrifugal unter Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen aus, informiert das Robert-Koch-Institut im Ratgeber »Streptococcus pyogenes-Infektionen«. Das Exanthem verschwindet nach sechs bis neun Tagen. Einige Tage danach kommt es zu einer Abschuppung der Haut, insbesondere der Handinnenflächen und Fußsohlen.
Weitere charakteristische Symptome sind die Blässe um den Mund herum und die Himbeerzunge. Letztere kommt dadurch zustande, dass sich die Papillen der Zunge vergrößern und sich die zunächst belegte Zunge schält, wodurch sie himbeerrot erscheint. Der Verlauf der Erkrankung kann mild oder schwer sein. Zum Teil können die Himbeerzunge und der Ausschlag fehlen, wodurch Scharlach nicht immer diagnostiziert wird.
Mittel der Wahl bei der Behandlung von A-Streptokokken-Infektionen ist laut RKI die zehntägige Gabe von Penicillin beziehungsweise Amoxicillin oder Ampicillin (oral oder parenteral). Einige Veröffentlichungen empfehlen kürzere Therapiedauern; ein auf fünf Tage verkürztes Regime mit oralen Cephalosporinen sei für Kinder gleichwertig. Cotrimoxazol und Chinolone (außer Moxifloxacin) sollten nicht eingesetzt werden, da sie nicht zuverlässig wirkten. Eine Behandlung der Infektionen ist vor allem wichtig, um potenziellen Komplikationen vorzubeugen.
Als Komplikationen kann es zu Streptokokken-Folgeerkrankungen kommen, darunter das rheumatische Fieber, die rheumatische Endokarditis oder die Poststreptokokken-Glomerulonephritis. Diese immunologischen Erkrankungen sind eine Folge der Immunreaktion auf die Erreger.
In seltenen Fällen können A-Streptokokken auch in die Blutbahn gelangen und invasive Infektionen auslösen. Diese gehen mit einer Sterblichkeit von 30 bis 60 Prozent einher, vor allem bei Sepsis, Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom oder nekrotisierender Fasziitis.
Anfang Dezember hatte eine ungewöhnliche Häufung von Todesfällen durch invasive A-Streptokokken-Infektionen in Großbritannien für Schlagzeilen gesorgt. Auch aus Frankreich, Irland und Griechenland wurden in der Folge Fälle gemeldet, heißt es in einem Bericht der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC vom 17. Februar.
In Deutschland sei im vierten Quartal 2022 ebenfalls ein ungewöhnlich früher und starker Anstieg von invasiven Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken, aber auch durch Pneumokokken und Haemophilus influenzae zu beobachten gewesen, teilt das RKI mit. Dabei seien teilweise neue saisonale Spitzenwerte erreicht worden. Invasive bakterielle Infektionen seien in allen Altersgruppen beobachtet worden, aber am stärksten bei Personen über 65 Jahre. Nach einem Rückgang der Infektionszahlen um den Jahreswechsel herum träten seit Januar 2023 wieder mehr invasive A-Streptokokken-Infektionen auf.