Sie eröffnete ihre Antrittsvorlesung damit, dass ein scheinbar einfaches Pflanzenblatt von einer unsichtbaren Mikrobenwelt mit nützlichen Bakteriophagen besiedelt ist, und gab in humorvollen »Phun Phacts« einen Überblick über deren Bedeutung sowie die wechselvolle Geschichte der Phagentherapie. Sie zeigte, wie Phagen heute zentrale Werkzeuge der Molekularbiologie darstellen – etwa durch das CRISPR-Cas-System oder die T7-RNA-Polymerase, die auch für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen genutzt wird – und betonte ihr Potenzial im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. Im zweiten Teil stellte sie ihre Forschung zur RNAylierung vor, bei der NAD-modifizierte RNAs als »fünfter Baustein« Proteine kovalent verändern, und erläuterte, wie ihre Methode NAD-capture-Seq neue Einblicke in bakterielle Genregulation und mögliche medizinische Anwendungen eröffnet.
Seit August 2025 leitet Professor Dr. Nina Schützenmeister am Institut für Pharmazeutische Chemie die AG »Medizinische Synthesechemie« mit den Schwerpunkten Totalsynthesen von Naturstoffen und Entwicklung neuer Antiinfektiva. Die Professur wird aus Mitteln des Professorinnenprogramms 2030 des BMFTR gefördert. Sie hat an der ETH Chemie studiert und 2012 in Göttingen bei Professor Tietze promoviert. Nach Postdoc-Aufenthalten in Göttingen und Bristol (Professor Aggarwal) – finanziert durch ein DFG-PostDoc-Stipendium, war sie ab 2015 W1-Professorin für medizinische Chemie an der Uni Hamburg. 2020 wechselte sie als Assistenzprofessorin an die Uni Wien. In diesem Jahr wurde sie auch mit dem Chemistry Journals Award ausgezeichnet. Die Arbeiten von Nina Schützenmeister und ihrem Team zeigen, wie clevere Synthesestrategien Naturstoffe und Analoga effizient und skalierbar für die Wirkstoffforschung zugänglich machen. Für ihre Arbeiten erhielt sie 2021 den Innovationspreis Medizinische/Pharmazeutische Chemie der GDCh und DPhG.
Die Professorinnen Dr. Katharina Höfer (links) und Dr. Nina Schützenmeister hielten am Tag der Pharmazie ihre Antrittsvorlesungen. / © Uni Marburg/Regina Gerlach-Riehl
In ihrer Vorlesung zeigte sie anhand historischer Meilensteine der Totalsynthese, wie Naturstoffe wichtige Impulse für die Wirkstoffentwicklung liefern. Sie leitete daraus die Prinzipien der »Green Chemistry« für die Wirkstoffsynthese ab und verdeutlichte mit Beispielen aus ihrer eigenen Forschung, wie nachhaltige, schutzgruppenfreie und atomökonomische Strategien moderne Arzneistoffsynthesen effizienter und umweltfreundlicher machen können. Mit Humor und Klarheit schilderte sie zudem die typischen Höhen und Tiefen eines Totalsyntheseprojekts und machte so die Faszination komplexer Synthesewege auch für Fachfremde greifbar.