»Wir stehen erst ganz am Anfang« |
Mit dem Verfahren könne man für verschiedene Patienten schnell individuelle Impfstoffe herstellen, sagt Niels Halama vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). So kann die Charakterisierung eines individuellen Tumors dessen zentrale Veränderungen ermitteln. Die mRNA kann dann die Baupläne dieser Antigene in die Zellen tragen, sodass das Immunsystem gezielt dagegen vorgehen kann.
Derzeit prüfen Dutzende Studien den Nutzen von mRNA gegen diverse Tumore – von Melanomen über Lungen- , Prostata- und Brustkrebs bis hin zu Karzinomen der Bauchspeicheldrüse. Gerade für diese schwer behandelbaren Pankreas-Karzinome habe eine kleine US-Studie vielversprechende Daten ergeben, sagt Halama: «Diese haben deutlich gezeigt, dass die Impfung zusammen mit anderen Maßnahmen wie Chemotherapie und Operation einen Nutzen bringen kann.»
Und es gibt weitere Anwendungsmöglichkeiten. Sahin berichtete 2021 im Fachblatt «Science», dass mRNA-Wirkstoffe bei Mäusen möglicherweise bei Autoimmun-Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) helfen könnten. Und ein Team um Weissman stellte 2022 in «Science» vor, dass der Ansatz ebenfalls erst bei Mäusen eine Herzfibrose, ein weit verbreitetes Kennzeichen von Herzschwäche, bessern kann.
Curevac-Gründer Ingmar Hoerr sagt, die Vorarbeit von Karikó und Weissman habe die Grundlage für eine Vielzahl von Therapien geliefert und viele weitere kämen erst noch. «Wir stehen erst ganz am Anfang», so der Biologe. «Wir werden erleben, dass Medikamente gegen andere Krankheiten entstehen – auch im Falle einer neuen Epidemie.»