»Wir müssen unseren Vertrauensraum vergrößern« |
SLAK-Präsident Friedemann Schmidt warnte davor, dass die Apotheken nach einem Ende der Pandemie mit überbordender Bürokratie belastet werden. / Foto: PZ/Philipp Külker
Die Delegierten der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) sind am heutigen Donnerstag zu einer Versammlung in Dresden zusammengekommen. Einige Delegierte nahmen allerdings auch via Internet teil. In seiner Eröffnungsrede beschäftigte sich SLAK-Präsident Friedemann Schmidt, der bis Ende 2020 auch ABDA-Präsident war und seit Kurzem Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe ist, hauptsächlich mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Schmidt sagte, dass das Jahr 2021 ein »Jahr der Bewährungsproben« für die Pharmazeuten in den öffentlichen Apotheken und Klinikapotheken gewesen sei. Es habe eine »extreme Arbeitsbelastung« gegeben, so der Präsident.
Schmidt erinnerte daran, dass die mögliche Ampel-Koalition die epidemische Lage nationaler Tragweite nicht erneut verlängern werde. Auch die für Apotheken geltenden Sonderregelungen, beispielsweise im Rabattvertragsbereich, laufen in den kommenden Monaten aus. »Ich wäre natürlich froh, wenn Deutschland einigermaßen glimpflich aus der Pandemie hinauskommt. Andererseits bin ich gleichzeitig besorgt, dass die Bürokratie dann wieder zu alter Form aufläuft«, so Schmidt. Als Beispiel nannte er die dann zunehmenden Retaxationen und die gesteigerte Aktivität der Finanzverwaltung.
Der ehemalige ABDA-Präsident leitete daraus einen Appell an die Politik ab: »Die Attraktivität des freien Berufes ergibt sich aus dem eigenständigen, freiberuflichen Handeln. Man sollte uns auch in Zukunft ein selbstständiges Handeln zutrauen. Unser Vertrauensraum muss wieder vergrößert werden.« Schmidt beendete seine Rede, indem er sich ausführlich bei seinen Kollegen bedankte. »Wir waren bis an unsere Grenzen gefordert. Es war viel mehr als das, was die Gesellschaft von uns erwarten durfte. Dafür bedanke ich mich bei Ihnen«, so der Kammerpräsident.
SLAK-Vizepräsident Göran Donner ging in seiner Rede dann auf die Inhalte der berufspolitischen Diskussionen auf Bundesebene ein. Donner sprach unter anderem über die Strukturanalyse, die die ABDA derzeit mithilfe einer Unternehmensberatung durchführt. Dem Vizepräsidenten ging es in seinen Darstellungen in erster Linie um die ABDA-Beiträge. Es sei eine »spannende Diskussion« zu führen, darüber, wie viel ABDA man sich leisten wolle. Ohne im Detail auf die Zwischenergebnisse der Unternehmensberatung einzugehen, sagte Donner, dass man überprüfen müsse, ob manche Strukturen in der Berliner Standesvertretung laut Analyse »möglicherweise überflüssig« seien.
Donner berichtete auch über die möglichen Bestrebungen von SPD, Grünen und FDP, Cannabis zu Genusszwecken zu liberalisieren. Politisch werde sich die Kammer in diese Debatte nicht einmischen. Allerdings seien viele offene Fragen zu klären, sollte sich die Politik dazu entscheiden, die Apotheken mit der Cannabis-Abgabe zu betrauen. »Müssen wir die Abgabe im BtM-Buch dokumentieren? Gibt es einen Kontrahierungszwang«, so Donner. Klar sei aber, das man den Kollegen bei der Umsetzung möglicher Regelungen helfen werde, sollte die Politik eine Abgabe über die Apotheken beschließen.
Die SLAK-Delegierten sprachen auch über eine mögliche Resolution der Kammer, in der eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal, insbesondere für das Apothekenpersonal, gefordert wird. Hintergrund ist eine Mitteilung der Ärztekammer des Freistaats, in dem die Mediziner die derzeitige Coronavirus-Lage in Sachsen als »Katastrophenlage« bezeichnen und eine Impfpflicht fordern. Einige Delegierte warnten vor einer solchen Verpflichtung, weil zahlreiche Mitarbeiter in den Apotheken nicht geimpft seien. »Da können wir dicht machen«, so eine beteiligte Apothekerin. Kammerpräsident Schmidt sprach sich explizit für die Coronavirus-Impfungen aus, gab aber zu bedenken, dass man mit einer deutlichen Positionierung an Neutralität verliere und somit gegenüber einigen Patienten die Vertrauensposition aufs Spiel setze. Andererseits erklärten zahlreiche Kammermitglieder, dass die Apotheker ein Zeichen setzen müssten. Letztlich entschloss man sich dazu, eine schriftliche Abstimmung unter den Kammermitgliedern zu starten. In dem abzustimmenden Text heißt es, die SLAK-Versammlung spreche sich mit Blick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse dafür aus, dass sich alle Mitarbeiter von öffentlichen Apotheken und Klinikapotheken gegen das Coronavirus impfen lassen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.