»Wir müssen mit der Politik reden« |
Carolin Lang |
29.05.2024 15:30 Uhr |
»Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir mit der Politik reden«, appellierte Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes, an die Apothekerschaft. / Foto: andre zelck, essen - köln
»Karl Lauterbach ist der Todbringer der deutschen Apotheken«, leitete Saar seine Ausführungen ein. Mit diesem Satz ließe sich sein Bericht eigentlich auch zusammenfassen, unterstrich er. Im Dezember hatte der Bundesgesundheitsminister ein überarbeitetes Eckpunktepapier für seine Apothekenreform vorgestellt. Der Referentenentwurf steht nach wie vor aus. »Viel erwarten können wir nicht«, prognostizierte Saar. »Herr Lauterbach war und ist kein ausgewiesener Freund der Apothekerschaft.« Fakten zur für etliche Apotheken »desaströsen« wirtschaftlichen Lage würden geflissentlich ignoriert.
Der Rückgang der Apothekenzahlen sei bundesweit dramatisch, legte der Kammergeschäftsführer Carsten Wohlfeil dar, »bei uns vielleicht noch ein bisschen dramatischer aufgrund der Apothekendichte«. Ende März gab es bundesweit noch 17.429 Apotheken. Im Saarland seien es aktuell noch 259. Zehn Apotheken hätten dort vergangenes Jahr geschlossen, vier hätten eine Schließung dieses Jahr bereits angekündigt. »Der Trend ist eindeutig und ich befürchte, er wird sich jetzt auch beschleunigen.«
Es sei keinerlei Bewegung in Richtung Honorarerhöhung festzustellen, bedauerte Saar und stellte klar: »Umverteilung, wie angedacht, ist keine Lösung.« Geplant ist unter anderem, das Fixum sukzessive anzuheben – auf 8,54 Euro im kommenden Jahr und auf 8,73 Euro im Jahr 2026. Im Gegenzug soll der prozentuale Zuschlag von derzeit 3 Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis schrittweise auf 2 Prozent sinken.
Ideen wie integrierte Notfallzentren sollen laut Saar den offensichtlichen Mangel verwalten, ohne die Grundprobleme einer flächendeckenden Versorgung zu lösen. Dies ließe nur den Schluss zu: »Karl Lauterbach will trotz entgegenstehender Beteuerungen das Dispensierrecht der Ärzte.«
Ein weiteres Problem stelle das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) dar, nach dem Skonti der Großhändler wie Rabatte zu bewerten sind, die wiederum gesetzlich begrenzt sind. »Faktisch verlieren wir bis zu 40 Prozent unseres Gewinns dadurch«, meinte Saar. »Wir bemühen uns beim Skonto möglichst kurzfristig um eine gesetzliche Änderung. Es gibt Zusagen aus der Politik.«