»Wir hätten uns mehr Studienplätze gewünscht!« |
Ev Tebroke |
23.11.2022 12:00 Uhr |
Hinzu kommt, dass sich der Personalmangel in den Apotheken weiter verschärfen wird, da immer mehr Pharmazieingenieure in Rente gehen. Allein in den vergangenen zehn Jahren (2001 bis 2021) mussten nach Kammerangaben mehr als 400 dieser leitungsbefugten Fachkräfte ersetzt werden. Derzeit gibt es in Thüringen noch knapp 600 Pharmazieingenieure, bis spätestens 2036 müssten alle diese Stellen neu besetzt sein. »Wir brauchen dreistellige Absolventenzahlen, um das zu kompensieren«, so auch Kammer-Geschäftsführer Danny Neidel gegenüber der PZ.
Unterstützung für die Forderung der Apothekerschaft nach mehr Studienplätzen kommt vonseiten des Landesgesundheitsministeriums. Die thüringische Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) habe eine Vergrößerung des Instituts ausdrücklich begrüßt, so Schreiber. Zuletzt hatten er und der Vorsitzende des Thüringischen Apothekerverbands (ThAV), Stefan Fink, noch vergangenen Freitag mit Ministerin Werner über das Thema gesprochen.
Der Grund für die Beibehaltung der bisherigen Studienplatzzahl dürfte finanzieller Natur sein. Schreiber vermutet, dass es auch um die laufenden Kosten geht, die mit einer Ausweitung der Studienkapazitäten steigen würden. So habe etwa eine Kostenkalkulation der Friedrich-Schiller-Universität ergeben, dass ein Ausbau der Kapazitäten um einige Studienplätze mehr zu erheblichen dauerhaften jährlichen Mehrkosten führen würde. Mit Blick auf den Haushalt scheint das Land da offensichtlich keinen Spielraum zu sehen. Auch der Hinweis, dass es in anderen Bundesländern zu geringe (Sachsen) oder keine Studienkapazitäten für Pharmazie (Brandenburg) gebe, brachten nichts. Trotz angespannter Lage bei der Suche nach pharmazeutischem Nachwuchs hat die Apothekerschaft hier vergeblich an die Regierung appelliert.
Aber ein neues Institut ist besser als keins. Nun will die Thüringer Apothekerschaft den Planungs- und Bauprozess konstruktiv begleiten, so Schreiber. Und hofft, dass alles wie geplant läuft und das Institut dann 2027 steht. Denn es gelte, Förderzeiträume einzuhalten, gleichzeitig sei aber derzeit in der Baubranche krisenbedingt mit Verzögerungen zu rechnen. »Nach Aussage des Wissenschaftsministeriums muss der komplette Bau im Förderzeitraum abgeschlossen und abgerechnet sein.«
Mit dem Start der Bauphase endet nun ein Jahrzehnte währender Kampf um eine bessere Ausbildungssituation für Pharmaziestudierende in Thüringen. Bereits im Jahr 2000 hatte es eine Zusage vom damals CDU-geführten Wirtschaftsministerium für ein neues Pharmazeutisches Institut in Jena gegeben. Diese Zusage war jedoch kurzfristig aus finanziellen Gründen wieder von der Landesregierung kassiert worden.