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Eppendorfer Dialog

»Wir haben zahlreiche Asse im Ärmel«

Die Digitalisierung im Gesundheits- und Apothekenwesen stellt die Apotheker vor neue Herausforderungen. »Die Apotheke vor Ort wird jedoch weiterhin eine große und zukünftig noch wichtigere Rolle in der deutschen Gesundheitslandschaft spielen, wenn die gesundheits- und standespolitischen Weichen richtig gestellt werden«, sagte die Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, Kerstin Kemmritz, beim 24. Eppendorfer Dialog in Hamburg.
Christiane Berg
05.12.2019  14:24 Uhr

»Wir haben zahlreiche Asse im Ärmel«, sagte Kemmritz. Sie zeigte sich überzeugt, dass nicht zuletzt die Landflucht der Ärzte und der demografische Wandel die Rolle der Apotheker als Gesundheitsmanager, Gatekeeper und Therapiebegleiter stärken wird. Als umfassend ausgebildete und rund um die Uhr erreichbare Naturwissenschaftler seien sie zudem prädestiniert für die »Übersetzung« digitaler Informationen aus dem Internet für gesunde und kranke Menschen, die Hilfestellung brauchen.

Die Kammerpräsidentin schilderte die Einführung des E-Rezepts und der elektronischen Patientenakte (EPA) als wichtiges Vorhaben zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in der Medizin und Pharmazie. »Digitale Anwendungen sind jedoch nur Instrumente zur Unterstützung der heilberuflichen Tätigkeit. Sie ersetzen keine Entscheidungen von Ärzten oder Apothekern, sondern erweitern vielmehr deren Handlungsspektrum zum Wohle der Patienten«, betonte sie.

Kemmritz unterstrich, dass das Primat der heilberuflichen Entscheidungs- und Therapiefreiheit erhalten und gestärkt werden muss. Dazu müssten deutschlandweit einheitliche IT-Standards und -Schnittstellen definiert werden. Dringend gewährleistet werden müsse, dass der Datenschutz eingehalten wird und das E-Rezept in der Hoheit des Patienten verbleibt. Aufgabe der Politik sei es zudem, verlässliche finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen zur Sicherung der Vor-Ort-Apotheke und somit der qualifizierten Arzneimittel-Versorgung der Bürger zu etablieren.

Gemeinsame Plattformen schaffen

Wie Kemmritz plädierte im weiteren Verlauf der Veranstaltung auch Steffen Kuhnert, Apotheker aus Köln, dafür, den Strukturwandel im Gesundheits- und Apothekenwesen als Chance zu sehen. Mit Hilfe der digitalen Technik könne es gelingen, klassische Apothekenkonzepte zu öffnen und somit eine noch größere Nähe zum Patienten zu erreichen. Dazu, so Kuhnert, müssten sich Apotheker jedoch mehr als bislang als gestaltende Unternehmer begreifen, die in der digitalen Welt den Anschluss halten.

Derzeit, so der auch als Gesundheitsunternehmer tätige Pharmazeut, bleiben viele IT-Entwicklungen »in der Gegenwart stecken«. Trotz verbaler Offenheit sei die Veränderungsstarre insbesondere der Standespolitik oft unübersehbar. »Traditionelle Verbände pflegen Beschwichtigungs-Kommunikation und scheinen vielfach die Fragestellungen von Morgen mit Lösungen von vorgestern beantworten zu wollen«, kritisiert Kuhnert, der mehr Gestaltungskraft fordert. »Wir brauchen unternehmerisch denkende und handelnde Pharmazeuten, die neue Wege ausprobieren. Wir brauchen starke Netzwerke der Apotheken vor Ort, die zusammen mit starken Partnern auf gemeinsamen Plattformen auftreten und dadurch schlagkräftiger werden.« Digitale Transformation gelinge nur, wenn die Menschen lernen, neu zu denken und zu handeln. »Das neue Zeitalter steht für Konnektivität. Alles ist mit allem verbunden«. Und: »Neue Zeiten erfordern neue Antworten«, so Kuhnert, der von der Notwendigkeit eines mentalen Wandels sowie klarer standes- und gesundheitspolitischer Antworten und IT-Lösungen sprach.

Den Wandel gestalten

»Die Apotheke wird nicht verschwinden, aber sie wird nicht so bleiben wie sie ist. Sie muss sich wandeln wie auch die Gesellschaft sich wandelt. Der Treiber ihres Wandels ist der Patient und Kunde, der bequem und schnell an seine Arzneimittel gelangen möchte und sich dabei der technischen Medien und seines Smartphones bedient«, unterstrich Max Müller, Mitglied des Vorstands bei Doc Morris und Präsident des Europäischen Verbands der Versandapotheken (EAMSP). »Während in anderen europäischen Staaten digitale Technologien im Gesundheitswesen bereits fest etabliert sind, bleibt die Digitalisierung des deutschen Gesundheits- und Apothekenwesens bisher hinter den Erwartungen zurück. Dabei könnte sie helfen, die Herausforderungen, vor denen fast alle Gesundheitssysteme der Welt stehen, zu bewältigen«, konstatierte Müller. Auch er zeigte sich überzeugt, dass digitale Plattformlösungen die Medizin und Pharmazie nachhaltig zum Besseren verändern werden.

»Der Arzneimittel-Versandhandel ist nicht mehr wegzudenken. Das habe auch ich einsehen müssen«, sagte Michael Hennrich (CDU), Mitglied des Ausschusses für Gesundheit als Berichterstatter für den Bereich Arzneimittelversorgung und Apotheken, der ebenfalls riet, den Strukturwandel durch die Digitalisierung zu akzeptieren. »Die Zukunft der Vor-Ort-Apotheke liegt nicht in der Logistik, sondern in ihrer Fähigkeit zur Empathie und ihrer Nähe zum Patienten.« Vor diesem Hintergrund halte er es für sinnvoll, neben der Prävention, Ernährungsberatung oder Raucherentwöhnung auch das Impfen in den Katalog der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen zu übernehmen. »Das können Plattformen nicht«, so Hennrich. Grundsätzlich müssten die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheits- und Apothekenwesen schneller vorangetrieben werden. Als niederschwelliges Angebot an den Patienten, im Krankheitsfall schnell Hilfe zu erlangen, werde die Apotheke vor Ort ihre wichtige Funktion im Gesundheitswesen nicht verlieren.

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