»Wir dürfen die Politik nicht überfordern« |
Alexandra Amanatidou |
28.05.2025 12:15 Uhr |
Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen, bei der diesjährigen Mitgliederversammlung in Bremen. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
Am Montagabend fand die Versammlung der Apothekerkammer Bremen statt. In Bremen und nicht in Bremerhaven, wie sich ein Apotheker aus Bremerhaven scherzhaft beklagte. Denn die Apothekerkammer Bremen vertritt die Anliegen der Apothekerschaft nicht nur in der Hansestadt, sondern auch in Bremerhaven.
Zu den wichtigsten Themen gehörten der Nachwuchs, die Absicherung für die Zukunft und die Rezeptfälschungen, die immer professioneller werden. Auch der Haushalt für die Jahre 2024 und 2025 wurde besprochen.
»Wir dürfen die Politik nicht überfordern«, sagte Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer Bremen mit Blick auf die neue Regierung, die seit knapp einem Monat im Amt ist. Dennoch finden bereits jetzt Kontakte statt, wie etwa vergangene Woche beim ABDA-Sommerfest. Auch Mitglieder des Gesundheitsausschusses haben sich positiv zu den Forderungen der Apotheken positioniert.
»Die Gleichpreisigkeit in Deutschland soll erhalten bleiben«, sagte Klaus Scholz hinsichtlich des im Koalitionsvertrag angedachten erhöhten Honorars für Landapotheken. Die ABDA hat dazu bereits einen konkreten Vorschlag gemacht: einen Zuschlag aufs Honorar für die ersten 20.000 oder 30.000 Packungen.
Auch das Revisionsverfahren zu den Rx-Boni des niederländischen Versenders Doc Morris war Thema in der Rede von Klaus Scholz. Am 17. Juli wird das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) erwartet und es könnte sein, dass die Revision abgewiesen oder das Verfahren erneut an das Oberlandesgericht zurückverwiesen wird.
»Es wird immer schwieriger, angesichts der zunehmenden Schließung von Apotheken eine Struktur aufzubauen«, sagte Geschäftsführerin Isabel Justus im Hinblick auf die Zahl der Notdienste, die jede Apotheke pro Jahr leisten muss. Hier spielt auch das Thema Nachwuchs eine große Rolle. »Wir haben ordentlich Apotheken verloren«, so Justus. Denn insbesondere seit der Corona-Pandemie nimmt die Zahl der Apotheken in der Hansestadt ab. Aktuell habe Bremen 17 Apotheken pro 100.000 Einwohner und sei somit bundesweiter Negativspitzenreiter in Sachen Apothekendichte.
Justus blickt auch auf die Nachwuchssituation in der Region mit Sorge. Die meisten Absolventen gehen nämlich nicht in die öffentliche Apotheke, sondern in die Industrie. »Wir brauchen ganz dringend Nachwuchs«, mahnte sie. In Bremen gab es aber nicht nur Schließungen, sondern auch Übernahmen. »Wir haben – Gott sei Dank – einen Generationswechsel, aber die Zahlen sind immer noch klein«, so die Geschäftsführerin.
Seit 2020 sei das Interesse an einem Pharmaziestudium gestiegen, doch die Zahl der Studienplätze sei gleichgeblieben. Obwohl sich die Apothekerkammer ein Pharmaziestudium in Bremen wünsche, werde es vermutlich nicht zustande kommen, da es sich um einen der teuersten Studiengänge handele. »Wir versuchen viel, um Nachwuchs zu gewinnen«, so Justus, die auch die »massiven Einbrüche« bei der Anzahl der PKA vorstellte.
Isabel Justus, Geschäftsführerin der Apothekerkammer Bremen, bei der diesjährigen Mitgliederversammlung in der Hansestadt. / © PZ/ Alexandra Amanatidou
Das Jahr 2024 schließt für die Apothekerkammer Bremen mit einem Fehlbetrag von 36.000 Euro ab. Grund dafür sind geringere Einnahmen aufgrund der Schließungen. Eine Rolle spielten auch die die höheren Ausgaben, etwa für Weiterbildungen sowie die Rechts- und Buchhaltungskosten. Das sei aber erst einmal kein Problem, da die Kammer im vergangenen Jahr einen Überschuss von circa 33.000 Euro habe. »Es ist quasi ein Ausgleich«, so Scholz.
Der Anteil der Apothekerkammer für die Sanierung des ZL-Gebäudes in Höhe von mehr als 50.000 Euro werde aus den Kapitalanlagen der Apothekerkammer bezahlt. Auch die ZL-Beiträge der Mitglieder werden dieses Jahr aus dem Kapital gedeckt.
Matthias Flume, Vorstandsvorsitzende des Versorgungswerks der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hielt einen Vortrag über die Altersversorgung beim VAWL, die sowohl für Mitglieder in Westfalen-Lippe als auch in Bremen gilt. Das Versorgungswerk ist eine berufsständische Versorgungseinrichtung, die auf der gesetzlichen Grundlage des Heilberufsgesetzes seit dem 1. Januar 1978 besteht. Laut Flume steigen die Kapitalanlagen kontinuierlich und haben in den letzten zehn Jahren 2,8 Milliarden Euro erreicht.
Unter dem Punkt »Sonstiges« entstand eine hitzige Diskussion über gefälschte Rezepte für Abnehmspritzen. »Der Kreis dieser Produkte erweitert sich und es gibt echte Probleme in den Apotheken«, mahnte Christiane Lutter, Vorsitzende des Bremer Apothekerverbands. Auch sehr gut gemachte Fälschungen seien darunter, auf die man genau achten müsse, waren sich alle im Raum einig. Diese zu erkennen, werde immer schwieriger.
»Briefen Sie Ihre Teams, damit sie wachsam sind, auch die, die in Teilzeit arbeiten«, mahnte Lutter. Denn es gebe viele Tricks, um an die Abnehmspritze zu kommen. »Das Problem kommt auch nach Bremen. Hier sind die gleichen Präparate wie in Berlin gefragt«, sagte Apotheker Christof Fischer.
Ein weiteres großes Thema war der Missbrauch von Patientendaten. Fischer hatte beispielsweise bei der Krankenkasse angerufen und festgestellt, dass es den Patienten gar nicht gibt. »Ob es echte Patientendaten sind oder nicht, lässt sich nicht so einfach erkennen«, mahnte dennoch Justus. Außerdem seien Apotheken zur Schweigepflicht verpflichtet, so Scholz. Eine Anzeige bei der Polizei solle nur erstattet werden, wenn es die Gefahr bestehe, dass mehrere Menschen erkranken könnten, so das Fazit des Präsidenten der Apothekerkammer Bremen.