»Wir brauchen Nachwuchs für die Standesvertretung« |
Doch wie können die Apothekerinnen und Apotheker ihre Interessen am erfolgversprechendsten einbringen? Rückmeldung zur Wirkung der Lobbyarbeit der Apothekerschaft gab Professor Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der als Gast eingeladen war. »Machen Sie konkrete Vorschläge. Sie sind ja die Experten«, appellierte er an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung.
Am besten sei es, auf »seriöse Art und Weise« an die Politikerinnen und Politiker heranzutreten. »Pauschales Bashing« einzelner Parteien sei hingegen kontraproduktiv. »Durch Ihre Persistenz und die Diskussionsrunden haben Sie viel erreicht«, sagte Ullmann an die Adresse der ABDA-Präsidentin. Auf diese Weise sei der Wegfall der Nullretaxation in vielen Fällen und die Streichung der Präqualifizierung bei apothekenspezifischen Hilfsmitteln im Entwurf des Lieferengpass-Gesetzes zustande gekommen, über das der Bundestag heute noch abstimmt. Dies sehe er als großen Erfolg für die Apothekerschaft, so Ullmann.
Auf die Frage, wie der Protesttag am 14. Juni in der Politik wahrgenommen wurde, äußerte sich der Gesundheitspolitiker kritisch. »Das kam nicht so gut an«, so Ullmann. Bei vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich weniger intensiv mit apothekenspezifischen Themen befassten als er, sei der Eindruck entstanden, dass die Apothekerinnen und Apotheker nur wieder mehr Geld wollten. Seiner Ansicht nach hätten die Apotheker aber durch das Recht, öffentlich zu protestieren. »Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen«, sagte Ullmann.
Der Politiker äußerte sich auch zu weiteren Themen. So sei er »für gleich lange Spieße«. »Wer nicht am Notdienst teilnimmt, sollte einen Malus erhalten«, forderte Ullmann. Das gelte beispielsweise für Versandapotheken. Wichtig sei auch, dass die Versender die Arzneimittelsicherheit einhielten. Ob dies beim Versand von Arzneimitteln bei hohen Temperaturen gewährleistet sei, sei fraglich. Darüber hinaus forderte der FDP-Politiker, dass pharmazeutische Dienstleistungen besser bezahlt werden müssten. »Da müssen noch viele dicke Bretter gebohrt werden«, sagte Ullmann.
Der 60-Jährige war lange als Universitätsprofessor für Infektiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg tätig. Er ist außerdem Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie, internistische Onkologie und Infektiologie. Erst mit 55 Jahren sei er zur Politik gekommen, erzählte er. Seit 2017 sei er nun Mitglied des Deutschen Bundestages. »Politik ist nicht einfach«, sagte Ullmann, »aber mittlerweile habe ich Geschmack daran gefunden.«