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Anti-Aging-Ansätze

Wie wird man am besten gesund alt?

Das Altern ist mit bestimmten physiologischen Prozessen verknüpft. Diese zu hemmen, könnte altersbedingte Erkrankungen verhindern. Experimentelle Anti-Aging-Ansätze stellte Professor Dr. Theo Dingermann beim Fortbildungskongress Pharmacon in Meran vor.
Christina Hohmann-Jeddi
24.05.2022  15:00 Uhr

Das Altern gehe auf zellulärer Ebene mit bestimmten Merkmalen einher, berichtete Dingermann, emeritierter Pharmazieprofessor aus Frankfurt am Main und Senior Editor der PZ. Hierzu zählten etwa das Verkürzen der Telomeren, eine genetische Instabilität und epigenetische Mechanismen wie die DNA-Methylierung, über die Gene an- und abgeschaltet werden. »Die epigenetischen Marker verändern sich im Laufe des Alterns«, sagte Dingermann. Das biologische Alter korreliere sehr gut mit bestimmten Methylierungsmustern.

Neben diesen spielten beim Altern auch seneszente Zellen eine Rolle. Bei diesen handelt es sich um geschädigte Zellen, die allerdings nicht absterben und abgeräumt werden, sondern sich in den sogenannten Seneszenz-assoziierten Phänotyp (SASP) umwandeln. Diese Zellen sezernieren einige Botenstoffe wie Chemokine, Entzündungszytokine und auch gewebezerstörende Proteasen, die zusammen einen schädlichen Pro-Aging-Effekt haben.

Entsprechend suche man nach SASP-Inhibitoren, die auf Proteine außerhalb der seneszenten Zellen wirken, die diese aber regulieren, so Dingermann. Einige Targets seien die Kinasen mTOR, JAK1/JAK2 und STAT-3. Zu den potenziellen SASP-Inhibitoren gehörten der mTOR-Inhibitor Rapamaycin (Sirolimus), aber auch Glucocorticoide und Metformin. »Ein weiterer Ansatz ist es, die seneszenten Zellen zu beseitigen, indem man bei ihnen die Apoptosehemmung aufhebt«, informierte der Referent. Experimentelle Inhibitoren seien hier die Flavonole Fisetin und Quercetin sowie der Kinasehemmer Dasatinib.

Wie Dingermann berichtete, gebe es erste Hinweise, dass eine medikamentöse Intervention Alterungsprozesse aufhalten und sogar umkehren könne. So habe die Gabe von Metformin und Dehydroepiandrosteron (DHEA) in Kombination mit dem rekombinanten humanen Wachstumshormon (rhGH) über ein Jahr im Rahmen der TRIIM-Studie das biologische Alter, gemessen in epigenetischen Markern, um 1,6 Jahre verringert (»Aging Cell« 2019, DOI: 10.1111/acel.13028). Die Daten wurden aber nur bei neun Probanden gewonnen, größere Studien müssten noch folgen.

Wirksames Fasten

Bei allen untersuchten Tierarten sei Fasten, also eine Kalorienrestriktion um etwa 30 Prozent zum täglichen Energiebedarf, der effektivste Ansatz für Langlebigkeit. Da dies schlecht durchzuhalten sei, suche man entsprechend nach Kalorienrestriktions-Mimetika, also Wirkstoffen, die den gleichen Effekt wie Fasten bewirken.

»Ein wichtiger Angriffspunkt ist hier die somatotrope Achse über das Wachstumshormon und den Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1), der wiederum mTOR aktiviert«, so Dingermann. Fasten hemme die Ausschüttung von IGF-1 und unterbinde damit die Aktivierung von mTOR, dem prominentesten Target der Langlebigkeitsforschung.

Fasten trage noch über zwei weitere Mechanismen zur Langlebigkeit bei: Zum einen aktiviere es bestimmte Enzyme, die Sirtuine, und zum anderen die AMP-Kinase. Beide seien an der Regulation der Lebensspanne beteiligt. Daher werde an potenziellen Aktivatoren für Sirtuine wie Resveratrol und für die AMP-Kinase wie Metformin geforscht.

Vielversprechende Diabetesmedikamente

Abschließend ging Dingermann auf eine aktuelle Publikation ein. Ein Team um Ameya Kulkarni vom Albert Einstein College of Medicine in New York hatte für in den USA zugelassene Wirkstoffe, die in der Präklinik einen Anti-Aging-Effekt gezeigt hatten, das Potenzial zur Verlängerung des Lebens und der gesunden Lebensspanne untersucht und eine entsprechende Rangliste erstellt (»Aging Cell« 2022, DOI: 10.1111/acel.13596).

»An oberster Stelle stehen hier SGLT-2-Inhibitoren, die eigentlich für die Behandlung von Diabetes mellitus entwickelt wurden«, sagte Dingermann. Dann folgten Metformin, Acarbose – ebenfalls ein Antidiabetikum – und Rapamycin. Diese verlängerten offenbar das Leben in Gesundheit, was das eigentliche Ziel der Anti-Aging-Forschung sei. Man sei in dieser Hinsicht auf einem guten Weg, aber noch nicht angekommen.

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