Wie nützlich ist ChatGPT für die Apotheke? |
Wie lange wird es nun dauern, bis die Bots so leistungsfähig und zuverlässig sind, dass sie bei einigen Aufgaben eine Verstärkung des Apothekenteams darstellen? KI hat inzwischen auch bei der Wirkstofffindung (DOI: 10.1002/minf.201501019), in der Pharmazeutischen Analytik (DOI: 10.3390/metabo10060243) und bei der Bestimmung von Proteinstrukturen (DOI: 10.1016/j.jmb.2021.167336) ihren festen Platz für Spezialanwendungen.
Wie die Entwicklung weitergehen könnte, lässt sich eventuell an Fortschritten in einem ganz anderen Bereich, den Schachcomputern, abschätzen: In den 1980er-Jahren erzielten diese ihre ersten Achtungserfolge und schlugen erstmals gute menschliche Spieler. Solche Achtungserfolge erzielt ChatGPT 4.0 heute im Sprachbereich.
Im Schach siegte acht Jahre nach den ersten Erfolgen ein Programm in einem Großmeisterturnier. Zehn Jahre später spielten sie so stark wie die menschliche Schachweltmeister. Mittlerweile ist es nahezu unmöglich, als Mensch gegen ein aktuelles Schachprogramm zu gewinnen. Es ist schon fast zehn Jahre nicht mehr davon berichtet worden.
Im Schach haben diese Entwicklungen einige Jahrzehnte benötigt. Es ist unklar, ob sich die generative KI wesentlich schneller entwickeln wird. Sie hat einiges Potenzial: Information in Datenbanken wird beispielsweise schneller und komfortabler verfügbar, auch die Leistungsfähigkeit der Systeme wird noch deutlich zunehmen.
Die Apothekerschaft sollte sich in größeren Abständen Gedanken machen, wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann und wo sie von anderen eingesetzt werden wird. KI wird die Arbeitswelt in der Pharmazie vielleicht nicht revolutionieren, aber auf jeden Fall verändern. Der Berufsstand sollte diese Veränderungen aktiv mitgestalten.
Wer selbst austesten möchte, welche Antworten ChatGPT 4.0 auf Fragen gibt, kann sich hier anmelden. Die Registrierung dauert etwa fünf Minuten, es wird nach einer E-Mail-Adresse und einer Telefonnummer gefragt.
Professor Dr. Hermann Wätzig lehrt und forscht am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie an der Technischen Universität Braunschweig. Yannick Wilke ist Doktorand im Arbeitskreis Wätzig.