Wie lässt sich die Impfquote erhöhen? |
Lukas Brockfeld |
29.04.2025 17:30 Uhr |
Moderatorin Dorothee Brakmann (links) sprach mit Kristina Ostertag, Georg Kippels, Susanne Wagenmann, Anne-Kathrin Klemm, Heike Gnekow und Ines Perea (v.l.n.r.). / © PZ/Brockfeld
Impfungen gehören zu den bedeutendsten Erfindungen der Medizingeschichte. Doch trotz ihres gewaltigen Nutzens sind die Impfquoten in Deutschland vergleichsweise niedrig. Daher wurde am Dienstag in Berlin auf der Veranstaltung »Prävention par excellence - Impfen« darüber diskutiert, wie mehr Menschen dazu motiviert werden können, sich den lebensrettenden Piks abzuholen. Die Veranstaltung wurde von dem Verband Pharma Deutschland organisiert.
Im ersten Vortrag des Tages sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Kippels darüber, dass ihm das Impfen eine Herzensangelegenheit sei. Kippels erzählte von seiner Kindheit und erinnerte sich daran, wie mit einer großen Impfkampagne die Krankheit Polio praktisch ausgerottet wurde. Es zeige sich immer wieder, dass es niedrigschwellige Impfangebote brauche. »Ich muss Informationen bekommen und die Möglichkeit haben, mir eine Impfung geben zu lassen. Wo geht das? Freitagnachmittag beim Hausarzt ist das vielleicht ein bisschen schwierig, am Samstagmorgen in der Apotheke wäre es gut denkbar«, so der Abgeordnete.
Anne-Kathrin Klemm, Vorständin BKK Dachverband, warnte in einem weiteren Vortrag davor, dass einige Krankheiten, die man eigentlich schon für überwunden hielt, aufgrund von Impflücken wieder vermehrt in Europa auftreten. Auch Klemm sprach sich für Impfungen in Apotheken aus. Gerade vonseiten der Ärzteschaft brauche es hier ein Umdenken. »Es wird niemandem etwas weggenommen und ich behaupte mal, dass alle immer noch genug Geld verdienen«, so die BKK-Vorständin. »Wir brauchen einen niedrigschwelligen Zugang und wenn die Arztpraxis am Freitagnachmittag zu ist, dann passt es doch wunderbar in der Apotheke.«
Die Apothekerin Heike Gnekow erzählte von ihren Erfahrungen mit dem Impfen. / © PZ/Brockfeld
Heike Gnekow impft in ihrer Apotheke und ist außerdem Vorsitzende des Bundesverbandes der Versorgungsapotheker. Sie erzählte den Anwesenden, wie positiv ihre Kundinnen und Kunden auf das Impfangebot reagieren. »Die gesellschaftliche Gesamtaufgabe des Impfens ist enorm und alle müssen mitmachen. Ich bin fest davon überzeugt, dass nicht ein Patient weniger in der Arztpraxis geimpft wird, weil die Apotheke auch impft. Das ist alles immer oben drauf«, so die Approbierte. Besonders in den Randzeiten könne man viele Menschen erreichen, die zum Beispiel auf dem Nachhauseweg sind.
Das Argument, dass Patienten im Notfall in Apotheken nicht angemessen versorgt werden können, wollte Gnekow nicht gelten lassen. Die Apothekerinnen und Apotheker seien für Notfälle geschult und würden im Zweifelsfall – genau wie die Ärzte – die 112 wählen. »Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, jemanden gar nicht zu impfen. Wir sind in der Apotheke Experten darin, unsere Grenzen zu kennen. Das machen wir täglich in der Selbstmedikationsberatung. Jeden Tag überlegen wir, ob ein Patient ein Fall für uns ist, oder ob wir ihn zum Arzt weiterschicken«, erklärte die Apothekerin. Dieses Prinzip gelte selbstverständlich auch beim Impfen.