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Diskussion über Prävention 

Wie lässt sich die Impfquote erhöhen? 

Im Rahmen der Europäischen Impfwoche wurde am Dienstag in Berlin darüber diskutiert, wie sich die Impfquoten in Deutschland erhöhen lassen. Weitgehend Konsens war, dass den Apotheken als besonders niedrigschwellige Anlaufstelle eine Schlüsselrolle zukommt. 
Lukas Brockfeld
29.04.2025  17:30 Uhr

Impfungen gehören zu den bedeutendsten Erfindungen der Medizingeschichte. Doch trotz ihres gewaltigen Nutzens sind die Impfquoten in Deutschland vergleichsweise niedrig. Daher wurde am Dienstag in Berlin auf der Veranstaltung »Prävention par excellence - Impfen« darüber diskutiert, wie mehr Menschen dazu motiviert werden können, sich den lebensrettenden Piks abzuholen. Die Veranstaltung wurde von dem Verband Pharma Deutschland organisiert. 

Im ersten Vortrag des Tages sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Kippels darüber, dass ihm das Impfen eine Herzensangelegenheit sei. Kippels erzählte von seiner Kindheit und erinnerte sich daran, wie mit einer großen Impfkampagne die Krankheit Polio praktisch ausgerottet wurde. Es zeige sich immer wieder, dass es niedrigschwellige Impfangebote brauche. »Ich muss Informationen bekommen und die Möglichkeit haben, mir eine Impfung geben zu lassen. Wo geht das? Freitagnachmittag beim Hausarzt ist das vielleicht ein bisschen schwierig, am Samstagmorgen in der Apotheke wäre es gut denkbar«, so der Abgeordnete. 

Anne-Kathrin Klemm, Vorständin BKK Dachverband, warnte in einem weiteren Vortrag davor, dass einige Krankheiten, die man eigentlich schon für überwunden hielt, aufgrund von Impflücken wieder vermehrt in Europa auftreten. Auch Klemm sprach sich für Impfungen in Apotheken aus. Gerade vonseiten der Ärzteschaft brauche es hier ein Umdenken. »Es wird niemandem etwas weggenommen und ich behaupte mal, dass alle immer noch genug Geld verdienen«, so die BKK-Vorständin. »Wir brauchen einen niedrigschwelligen Zugang und wenn die Arztpraxis am Freitagnachmittag zu ist, dann passt es doch wunderbar in der Apotheke.« 

Positive Resonanz auf Impfangebot in Apotheke 

Heike Gnekow impft in ihrer Apotheke und ist außerdem Vorsitzende des Bundesverbandes der Versorgungsapotheker. Sie erzählte den Anwesenden, wie positiv ihre Kundinnen und Kunden auf das Impfangebot reagieren. »Die gesellschaftliche Gesamtaufgabe des Impfens ist enorm und alle müssen mitmachen. Ich bin fest davon überzeugt, dass nicht ein Patient weniger in der Arztpraxis geimpft wird, weil die Apotheke auch impft. Das ist alles immer oben drauf«, so die Approbierte. Besonders in den Randzeiten könne man viele Menschen erreichen, die zum Beispiel auf dem Nachhauseweg sind. 

Das Argument, dass Patienten im Notfall in Apotheken nicht angemessen versorgt werden können, wollte Gnekow nicht gelten lassen. Die Apothekerinnen und Apotheker seien für Notfälle geschult und würden im Zweifelsfall – genau wie die Ärzte – die 112 wählen. »Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, jemanden gar nicht zu impfen. Wir sind in der Apotheke Experten darin, unsere Grenzen zu kennen. Das machen wir täglich in der Selbstmedikationsberatung. Jeden Tag überlegen wir, ob ein Patient ein Fall für uns ist, oder ob wir ihn zum Arzt weiterschicken«, erklärte die Apothekerin. Dieses Prinzip gelte selbstverständlich auch beim Impfen. 

Mentalitätswandel nötig 

Die Veranstaltung wurde von einer Podiumsdiskussion abgeschlossen. An dieser beteiligten sich neben Anne-Kathrin Klemm, Heike Gnekow und Georg Kippels auch Ines Perea (Abteilung öffentliche Gesundheit des Bundesministeriums für Gesundheit), Susanne Wagenmann (Leiterin Abteilung Soziale Sicherung, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) und Kristina Ostertag (Vorstandsmitglied Pharma Deutschland). Die Moderation übernahm Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland.

Georg Kippels betonte, dass es beim Thema Impfen einen Mentalitätswandel brauche. Impfen müsse mit mehr Emotionalität verbunden werden, als Beispiele nannte er die Lange Nacht des Impfens oder Belegschaften, die sich geschlossen gegen die Grippe immunisieren ließen. »Es braucht eine positive Atmosphäre für diese wirklich wichtige Sache. Ein kleiner Piks mit großer Wirkung«, sagte der Bundestagsabgeordnete. 

Ines Perea vom BMG klagte über die Komplexität und Zersplitterung des deutschen Gesundheitswesens. Es brauche mehr Bereitschaft dazu, über die bestehenden Grenzen hinauszudenken. »Das betrifft die Apothekerschaft, die Ärzteschaft und die Politik. Diese Themen kriegen wir nur zusammen gewuppt«, sagte Perea. 

Heike Gnekow sprach sich erneut für mehr Impfungen in Apotheken aus und klagte über den Widerstand der Ärzteschaft. »Laut dem Koalitionsvertrag sollen Apotheken ein erster Anlaufpunkt für die Patienten sein. Wir können dadurch die Hausartpraxen ein Stück weit entlasten. Wir können die einfachen Fälle rausziehen, damit sie mehr Zeit für die komplexen Fälle haben. Dafür braucht es aber den Willen von allen Beteiligten«, erklärte die Apothekerin. 

Patienten kompetent erreichen

Kristina Ostertag betonte, dass auch die Impfstoffproduzenten viel dazu beitragen können, die Akzeptanz von Impfungen zu erhöhen. Gerade der Datenschatz der Pharmakonzerne könne mehr Transparenz für die Forschung und die Bevölkerung schaffen. Die Impfberatung müsse aber immer durch medizinisches Fachpersonal erfolgen. »Wir können sie bei dem Versuch unterstützen, Informationen bereitzustellen und sollten das Fachpersonal in Zeiten von Fake News und Impfskepsis nicht alleine lassen«, sagte Ostertag. 

Auch für Kathrin Klemm war klar, dass die Ansprache der Patientinnen und Patienten entscheidend ist, um sie zum Impfen zu animieren. »Nur einen Brief an Menschen zu schicken, die eine große Impfskepsis haben, bringt niemandem etwas«, sagte die Vorständin BKK Dachverband.  Klemm sprach sich für eine gezieltere und individualisierte Ansprache aus. Die Leistungserbringer müssten behutsam vorgehen und ihre Argumente gut beschreiben. 

Susanne Wagenmann von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände beschrieb die Corona-Pandemie als eine Blaupause für die erfolgreiche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure. Damals hätten sich Vertreterinnen und Vertreter aller wichtigen Organisationen regelmäßig im Gesundheitsministerium getroffen, um beispielsweise die Logistik der Impfstoffverteilung zu besprechen. »Ich hätte es in Deutschland nicht für möglich gehalten, dass eine Behörde nicht mehr wie eine Behörde agiert, sondern sagt, ›das machen wir jetzt‹ und dann läuft die Sache«, erzählte Wagenmann. So ein entschlossenes und koordiniertes Handeln bräuchte es auch zur Erhöhung der Impfquoten. 

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