Wie lässt sich das Sommersemester retten? |
Daniela Hüttemann |
20.04.2020 12:08 Uhr |
Dicht an dicht im Labor titrieren? Undenkbar in Pandemiezeiten. / Foto: Fotolia/nd3000
Das Sommersemester hat gerade begonnen, doch ob dies ein vollwertiges Semester für die Pharmaziestudenten wird, ist immer noch unklar. »Was die Lehre an den Universitäten betrifft, haben die Lehrkräfte der Pharmazie in den letzten Wochen große Anstrengungen unternommen, um den Vorlesungsbetrieb im Sommersemester 2020 rein digital abhalten zu können, wie dies fast alle Studiengänge versuchen«, betonten heute die Konferenz der Fachbereiche Pharmazie (KFPharm) und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Das geht aber schlecht bei einem naturwissenschaftlichen Studium. Denn: praktische Übungen im Labor seien unverzichtbar, um die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens von Grund auf zu erlernen, betonen die Hochschulprofessoren und stellen fest: »Da die Praktikumsräume an vielen Standorten nicht groß genug sind, um die erforderlichen Hygienevorschriften und Abstandsregeln einzuhalten, bedeutet dies momentan, dass die gesetzlichen Vorgaben der Approbationsordnung hinsichtlich der Praktikumszeiten nicht erfüllt werden können.« Auch wenn nach den neuen Regelungen »Prüfungen und Praxisveranstaltungen, die spezielle Labore und Arbeitsräume erforderlich machen«, in Hochschulen wieder stattfinden und genutzt werden könnten, würde dies nicht eine vollständige Durchführung der Praktika gemäß Approbationsordnung zulassen.
Viele Universitätsstandorte befürchten nun, dass eine ordnungsgemäße Ausbildung von Pharmazeuten während der Corona-Epidemie nicht möglich sei. »Es sollte vermieden werden, dass Studierende ein Semester verlieren, zumal der Apothekermangel dadurch noch größer würde.« Auch die Durchführung der Staatsexamensprüfung gestaltet sich weiter schwierig. »Nachdem das erste Staatsexamen noch fast vollständig durchgeführt werden konnte, gelingt dies zur Zeit, wenn auch unter großen Problemen, auch für das zweite Staatsexamen (wohl nach wie vor gefährdet an den bayerischen Standorten)«, heißt es in dem Schreiben.
KFPharm und DPhG fordern nun den Gesetzgeber auf, Regelungen zu schaffen, die es den universitären Standorten mit Pharmazie erlauben, von der Approbationsordnung für Apotheker abzuweichen. Diese Regelungen müssten flexibel, aber rechtssicher sein, wie dies bereits für die Medizinstudenten Ende März durch eine entsprechende Änderung der ärztlichen Approbationsordnung geschehen sei. Die DPhG fordert den Gesetzgeber nun auf, die Bedeutung von Pharmaziestudierenden in der Corona-Epidemie ebenso anzuerkennen und sie zu entlasten. Die Studierenden dürften nicht nur auf den guten Willen der zuständigen Praktikumsleiter oder Landesprüfungsämter angewiesen sein.
Die Laborpraktika einfach nur zu verschieben, ist aus Sicht der Pharmazieprofessoren keine Lösung. »Wenn Lehrveranstaltungen und Klausuren in den Herbst 2020 verschoben werden müssen, ist dies ein Zeitraum, für den viele Studierende des Grundstudiums Teile der Famulatur eingeplant haben«, erklären KFPharm und DPhG. Da die Famulatur nur in den vorlesungsfreien Zeiten des Grundstudiums und nur in Abschnitten von zweimal vier Wochen am Stück abgeleistet werden darf, werde es zu großen Terminschwierigkeiten kommen. »Bei strenger Handhabung dieser Regeln kann das zu einem Verlust eines Studiensemesters bei betroffenen Studierenden kommen – trotz all unserer Anstrengungen, die sonstigen Lehrveranstaltungen zu ermöglichen«, beklagen die Hochschullehrer. Schwierigkeiten würden sich auch bei der Durchführung des Praktischen Jahres ergeben, was ebenfalls flexible Lösungen erfordere.
Das kann beispielsweise so aussehen, dass die Theorie komprimiert als Online-Veranstaltung angeboten wird, gefolgt von ganztägigen praktischen Übungen verteilt auf kleine Gruppen. Zum Teil könnten die Praktika auch auf die vorlesungsfreie Zeit gelegt werden. »Bei allen Lösungen muss sichergestellt sein, dass die Pharmaziestudierenden ausreichend Zeit und Gelegenheit haben, die praktischen Fähigkeiten zu erlernen, die für das Studium der Pharmazie essentiell sind«, betonen die Unterzeichner des Briefs, Professor Dr. Bernd Clement als Vorsitzender der KFPharm und die DPhG-Präsidentin Professor Dr. Dagmar Fischer. Bundeseinheitliche Regelungen würden hier eine Entlastung und Planungssicherheit schaffen.