Wie können illegale Online-Apotheken identifiziert werden? |
Welche Online-Apotheke wirklich eine seriöse Versandapotheke ist, das ist für den Kunden zuhause oft nicht leicht erkennbar. US-Forscher wollen mithilfe eines Algorithmus die Fake-Apotheken besser entlarven. / Foto: Adobe Stock/Gpoint Studio
Weltweit existieren ungefähr 32.000 bis 35.000 Internetapotheken. Diese Zahl nennen Forscher der Pennsylvania State University in den USA. Darunter sind demnach viele illegale Online-Apotheken, die für den Kunden häufig als solche nicht einfach zu erkennen sind. Diese Fake-Apotheken sind vor allem aus zwei Gründen gefährlich: Zum einen verkaufen sie nicht zugelassene oder gefälschte Medikamente, deren Inhalt oft nicht mit der Packungsbeilage übereinstimmt. Oder sie geben Arzneimittel mit falschen, meist reduzierten Dosierungen ab, um den eigenen Profit zu maximieren. Dass diese Praktiken gefährlich sind, ist unumstritten. Die US-Wissenschaftler der Pennsylvania State University haben jetzt versucht, mithilfe der Analyse von Datenverkehr auf den Websites von Online-Apotheken herauszufinden, wie illegale von seriösen Online-Apotheken unterschieden werden können.
Dabei untersuchten die drei Forscher Hui Zhao, Sowmyasri Muthupandi und Soundar Kumara wie Kunden auf die jeweiligen Websites gelangen. Demnach werden legale Versandapotheken im Durchschnitt zu 42,5 Prozent auf direktem Weg besucht, das heißt der Link wird direkt in die URL-Leiste eingetippt. Wiederum gelangt aber immerhin ein Drittel aller Kunden auch direkt auf die Website einer illegalen Apotheke (34,3 Prozent). Diese hohe Zahl erklären die Forscher damit, dass es einige Kunden gibt, die bereits Erfahrungen mit einer Fake-Apotheke gemacht haben und erneut dort einkaufen, ohne sich über die Risiken bewusst zu sein.
Allerdings schneiden die illegalen Versandapotheken bei anderen Kennzahlen besser ab als die regulären Online-Apotheken. Bei der Suche über Suchmaschinen wie Google landen durchschnittlich 39,3 Prozent der Kunden bei gefälschten Apotheken, bei den legalen Anbietern sind es nur 36,3 Prozent. Auch über die Weiterleitung von einer anderen Website erzielen die illegalen Apotheken einen Datenverkehr von 21,7 Prozent im Gegensatz zu 17,7 Prozent bei den seriösen Apotheken.
Bei der Analyse der Besucherzahlen einer Website konstatieren die Forscher, dass die legalen Online-Apotheken viel häufiger besucht werden als die illegalen. Bei ersteren gibt es durchschnittlich knapp 1,5 Millionen Besucher pro Monat, bei den illegalen sind es im Schnitt nur 20.000 Besucher. Auch die Zeit, die Kunden auf den Websites verbringen, kann die illegalen Apotheken verraten. Hier stehen 5 Minuten auf den legalen Websites 3,3 Minuten auf den illegalen Websites gegenüber.
Mit diesen Daten fütterten die Forscher einen Algorithmus, der vorhersagt, ob es sich bei einer Apotheke um eine illegale oder eine zugelassene handelt. Das Computermodell kreiert laut Kumara eine Basislinie, die anzeigt was »gut« ist. Dann wird alles mit diesem Vergleichswert verglichen und dies offenbart dann, ob etwas »nicht gut« ist. Mit zwei Analysemethoden, der RRPM und der R2NN-Methode, zeigte sich, dass die Forscher zwar einige Websites mithilfe ihres Algorithmus richtig einstufen konnten, jedoch produzierte der Algorithmus eine Fehlerquote von knapp 8, beziehungsweise gut 6 Prozent. Damit sprechen die Forscher von einer »reasonably good«, also einer ziemlich guten, Genauigkeit.
Aus den Ergebnissen schlussfolgern die US-Forscher, dass es sehr wichtig ist, die Kunden darüber aufzuklären, dass es illegale Internetapotheken gibt. Die meisten wüssten nicht, dass die Gefahr der illegalen Apotheken im Netz besteht. Daher sei es wichtig, eine Art Warn-System zu etablieren, das Kunden informiert, bevor sie ein Arzneimittel auf der Website einer illegalen Apotheke bestellen. Die Forscher hoffen, dass Suchmaschinen, aber auch Online-Plattformen wie Amazon oder sogar Kreditkarteninstitute den Algorithmus verwenden können, um illegale Apotheken aus dem Netz zu filtern. Auch für politische Entscheidungsträger empfehlen die Forscher ihren Algorithmus, vor allem um Patienten zu schützen. Andere Entwickler und IT-Experten seien aufgerufen, ihren ersten Entwurf des Algorithmus weiterzuentwickeln und zu verbessern, so die Forscher.
Besagte Analyse bezog sich auf einen Datensatz von insgesamt 763 Online-Apotheken. Die Daten für die legalen sowie die illegalen Online-Apotheken erhielten die Forscher von einer Liste der Vereinigung National Association of Boards of Pharmacy (NABP).