Wie kann profane Kochsalzlösung knapp werden? |
»Wie kann etwas so Profanes wie steriles Salzwasser in einer der größten Industrie-Nationen und einem der stärksten Chemie-Standorte Europas knapp werden?«, fragte Vincentz, der selbst Arzt ist. Die etablierte Politik habe das Land »zum Krisengebiet gemacht«. Mindestens die Produktion lebenswichtiger Medikamente müsse dringend wieder nach Europa geholt werden. Das Land sollte schleunigst mit den Herstellern sprechen, um die Kapazitäten zu erhöhen. Insbesondere der Chemie-Standort NRW könne hier eine Vorreiterrolle einnehmen.
Nach Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es aktuell bei knapp 500 Medikamenten Lieferschwierigkeiten. Laut Düsseldorfer Gesundheitsministerium sind die Kliniken in NRW und in Deutschland bereits seit Monaten nur noch mit rund 80 Prozent der Bedarfe – zuletzt sogar bloß mit rund 50 Prozent – beliefert worden.
Das Problem werde in NRW sehr ernst genommen, allerdings liege die Zuständigkeit für die Lösung beim Bund, betonten Abgeordnete von CDU und Grünen. Sie unterstrichen ebenso wie die SPD, es handle sich um eine weltweite Mangellage und kein deutsches Problem. Importe von Kochsalzlösungen habe der Bundesgesundheitsminister jetzt erleichtert, berichtete Laumann. »Und das kann nur er.« Es gebe keine regionalen Arzneimittelmärkte, sondern heutzutage sogar eher europäische als nationale.
Ihm sei bewusst, dass die Bevölkerung die Lage so wahrnehme, dass der Staat das tägliche Leben nicht mehr so organisiere, dass man sich auf alles verlassen könne, sagte Laumann. Fakt sei aber, »dass wir das alles in allem immer noch hinkriegen – und das ist auch bei der Kochsalzlösung so«. Die gut ausgebildeten Apotheker seien in der Lage, die Lösungen selbst herzustellen – wie es etwa in den Krankenhausapotheken zurzeit gemacht werde – oder fehlende Medikamente durch vergleichbare Wirkstoffe zu ersetzen. An diese Kompetenzen sollte man nicht die Axt legen, indem man in Deutschland vom Prinzip der inhabergeführten Apotheke abweiche, warnte Laumann mit Verweis auf das umstrittene Apothekengesetz des Bundesgesundheitsministeriums.