Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Coronavirus

Wie gut schützt welche Variante vor Neuinfektionen?

Wie gut eine Infektion mit SARS-CoV-2 vor einer Reinfektion schützt, hängt maßgeblich von der Variante ab, mit der man sich infiziert hatte. Das ergab eine Metaanalyse aus den USA. Der Schutz vor schweren Erkrankungen war bei allen Varianten hoch.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 17.02.2023  09:00 Uhr

Bei manchen Erregern, etwa dem Masernvirus, sorgt eine einmalige Infektion für eine lebenslange Immunität. Auf SARS-CoV-2 trifft das nicht zu, wie die vergangenen drei Jahre Pandemie gezeigt haben. Denn der Immunschutz nimmt mit der Zeit mehr oder weniger deutlich ab. Kompliziert wurden Aussagen zum Immunschutz noch durch das Auftreten der verschiedenen Virusvarianten, mit denen man sich in den vergangenen drei Jahren infizieren konnte. Und schließlich stellte sich mit zunehmender Erfahrung zur durch SARS-CoV-2 induzierten Immunität die Frage, wie gut eine Infektion vor schweren Krankheitsverläufen schützt, wenn es zu einer Reinfektion kommt.

All diese Fragen versucht nun ein systematischer Review verbunden mit einer Metaanalyse zu beantworten und zu ordnen. Dazu haben sich Forschende des Covid-19 Forecasting Teams um Dr. Caroline Stein an der University of Washington in Seattle, USA, 65 Studien aus 19 verschiedenen Ländern genauer angeschaut. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal »The Lancet« publiziert.

Immunschutz unterschiedlich je nach Variante

Demnach zeigte sich, dass der Schutz vor einer Reinfektion nach einer Infektion mit allen Prä-Omikron-Varianten (Wildtyp, Alpha, Beta und Delta) hoch war. Ebenso reduzierte eine Infektion mit diesen Varianten das Risiko für eine erneute symptomatische Erkrankung deutlich. Im Vergleich schützte eine Infektion mit der Omikron-Subvariante BA.1 deutlich schlechter vor einer Reinfektion oder einer symptomatischen Erkrankung bei Reinfektion.

Konkret zeigen die gepoolten Daten, dass man nach einer Infektion mit BA.1 vor einer erneuten Infektion durch BA.1 zu 45,3 Prozent und vor einer symptomatischen Erkrankung zu 44,0 Prozent geschützt war. Vor schweren Krankheitsverläufen und Tod schützte eine Infektion mit der Omikron-BA.1-Variante im Mittel zu mehr als 78 Prozent.

Dagegen war der durch den Wildtyp, die Alpha-, Beta- oder Delta-Variante ausgelöste Schutz vor einer Reinfektion deutlich stärker ausgeprägt. Auch dieser Schutz nahm zwar im Laufe der Zeit ab, aber auch nach 40 Wochen waren Genesene immer noch zu 78,6 Prozent geschützt. Im Gegensatz dazu betrug der Schutz vor einer Reinfektion nach einer durch Omikron-BA.1 verursachten Infektion nach 40 Wochen nur noch 36,1 Prozent.

Andererseits blieb der Schutz vor schweren Erkrankungen bei allen Varianten hoch und betrug auch nach 40 Wochen noch 90,2 Prozent für die Prä-Omikron-Varianten und 88,9 Prozent für Omikron BA.1.

Schutz vor Reinfektion Schutz vor systematischer Erkrankung Schutz vor schwerer Erkrankung
Omikron-BA.1 45,3 44,0 81,9
Delta 82,0 85.0 97,2
Beta 85,7 85,4 88,0
Wildtyp 84,9 82,1 78,1
Alpha 90,0 87,2 79,6
Gepoolte Schätzung des Schutzes einer SARS-CoV-2-Infektion vor einer erneuten Infektion, einer symptomatischen Erkrankung und einer schweren Erkrankung abhängig von den unterschiedlichen Virusvarianten

Leider wurden in dieser Metaanalyse Studien ausgeschlossen, in denen die natürliche Immunität in Kombination mit einer Impfung mit dem Resultat einer Hybridimmunität untersucht wurde.

Schutz durch Infektion gleichwertig mit Schutz durch Grundimmunisierung

Zusammenfassend zeigen diese Daten, dass für Personen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, verglichen mit Personen, die zuvor nicht infiziert waren, das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalles für mindestens zehn Monate um 88 Prozent reduziert ist. Auch deuten die Daten dieser Analyse darauf hin, dass das Ausmaß und die Dauer des Schutzes vor einer erneuten Infektion, einer symptomatischen Erkrankung und einer schweren Erkrankung mindestens gleichwertig mit dem Schutz ist, den zwei Dosen von einem der beiden mRNA-Impfstoffe induzieren.

»Die Impfung ist der sicherste Weg, um einen Immunschutz aufzubauen, wohingegen der Erwerb einer Immunität durch eine Infektion gegen das Risiko abgewogen werden muss, das mit schweren Krankheitsverläufen, die auch zum Tod führen können, verbunden ist«, sagt der Hauptautor der Studie, Professor Dr. Stephen Lim vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der School of Medicine der Universität Washington, in einer Mitteilung des Journals.

Die Erstautorin Dr. Caroline Stein ergänz: »Impfstoffe sind weiterhin für alle wichtig, um Hochrisikogruppen wie Menschen über 60 Jahre und Menschen mit Begleiterkrankungen zu schützen.« Entscheidungsträger sollten bei der Beurteilung des Immunitätsprofils einer Person neben Impfungen auch den Anteil an der Immunität berücksichtigen, den Infektionen beigetragen haben.

Sechs Studien, die in die Metaanalyse mit eingingen, befassten sich auch mit dem Schutz vor Reinfektionen mit den Omikron-Sublinien BA.2 und BA.4/5. Dieser war nach einer vorherigen Infektion mit Prä-Omikron-Varianten schwächer ausgeprägt als nach BA.1-Infektion.

»Die schwächere variantenübergreifende Immunität bei der Omikron-Variante und ihren Sublinien spiegelt die Mutationen wider, mit denen sie eine etablierte Immunität unterlaufen«, sagt Mitautor Dr. Hasan Nassereldine. »Die begrenzten Daten, die uns über den Schutz durch die natürliche Immunität gegen die Omikron-Varianten vorliegen, unterstreichen die Bedeutung einer fortlaufenden Bewertung, zumal sich mit dieser Variante zwischen November 2021 und Juni 2022 schätzungsweise 46 Prozent der Weltbevölkerung infiziert hatten.« Weitere Forschungsarbeiten seien auch erforderlich, um die natürliche Immunität neu auftretender Varianten zu bewerten und den Schutz zu untersuchen, der durch Kombinationen von Impfung und natürlicher Infektion entsteht.

Die Forschenden weisen auch auf Einschränkungen ihrer Studie hin und geben zu bedenken, dass die Zahl der Studien, in denen die Omikron-BA.1-Variante und ihre Unterlinien untersucht wurden, sowie die Zahl der Studien aus Afrika generell begrenzt waren. Darüber hinaus waren nur wenige Daten über zehn Monate nach der Erstinfektion hinaus verfügbar. Zudem war die Erhebung der Daten zu früheren Infektionen und daraus resultierenden Krankenhauseinweisungen unterschiedlich oder unvollständig.

Bedeutung der Arbeit für die zukünftige Covid-19-Impfpolitik

In einem begleitenden Kommentar schreibt Professor Dr. Cheryl Cohen vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten in Südafrika, die nicht an der Studie beteiligt war: »Das hohe und anhaltende Schutzniveau, das durch eine frühere Infektion gegen schwere Krankheiten vermittelt wird, hat wichtige Auswirkungen auf die Covid-19-Impfpolitik. Im September 2021 wurde die weltweite SARS-CoV-2-Seroprävalenz auf 59 Prozent geschätzt, wobei der Anteil der durch Infektion oder Impfung hervorgerufenen Immunität in den verschiedenen Regionen stark variierte. Die Seroprävalenz in Afrika wurde im Dezember 2021 auf 87 Prozent geschätzt, was weitgehend auf eine Infektion zurückzuführen ist.«

Ein hohes Maß an Immunität sei ein wichtiger Grund für den geringeren Schweregrad, der bei Infektionen durch neu auftretende Omikron-Subvarianten beobachtet wird. »Da sich die SARS-CoV-2-Epidemiologie im Kontext hoher Immunität zu stabileren Zirkulationsmustern verschiebt, sind Studien über die Belastung und die Kosten der SARS-CoV-2-Infektion und der Risikogruppen für schwere Erkrankungen erforderlich, um eine rationale Impfpolitik und Entscheidungen über die Prioritätensetzung im Vergleich zu anderen durch Impfung vermeidbaren Krankheiten zu ermöglichen«, so Cohen.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa