Wie gelingt die ePA? |
Lukas Brockfeld |
06.06.2024 09:00 Uhr |
Sven Pannicke, Claus Munsch, Detlef Hühnlein, Lara Fürtges, Lukas Löffler und Laura Böhme (v.l.n.r.) sprachen über die Zukunft des E-Rezepts. / Foto: inno3 / screenshot
Seit dem 1. Januar ist das E-Rezept in Deutschland Pflicht. Der Start lief mitunter holprig, doch inzwischen haben sich die digitalen Verschreibungen in der Gesundheitsversorgung etabliert. Wie geht es jetzt weiter? Am Dienstag trafen sich Lukas Löffler (Redcare Pharmacy), Sven Pannicke (spectrumK), Lara Fürtges (Apothekerin), Claus Munsch (HMM Deutschland) und Detlef Hühnlein (ecsec GmbH) in Leipzig, um mit Moderatorin Laura Böhme (scanacs) über die Zukunft des E-Rezepts zu diskutieren.
Lara Fürtges hob zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung der Apotheken hervor: »Wir sind die Brücke ins Digitale. Wir sind für alle Fragen, die sich beispielsweise um Apps drehen, da. Wir haben das beim E-Rezept gemacht und als nächstes wird die ePA bei uns Thema sein.« Diese besondere Bedeutung hätte sich unlängst in der Corona-Pandemie gezeigt, als viele Menschen in die Apotheken kamen, um ihre Impfzertifikate auf das Smartphone zu übertragen.
2025 soll die elektronische Patientenakte (ePA) für alle Menschen in Deutschland eingeführt werden. Die ePA wird mit dem E-Rezept verknüpft und so Apothekern und Ärzten einen einfachen Überblick über die Medikation ihrer Patienten verschaffen. Lukas Löffler wünscht sich im Vorfeld die flächendeckende Einführung der Gesundheits-ID, die einen kartenlosen Zugriff auf die Telematik-Infrastruktur ermöglicht. Die Anwender können sich mit der ID in Apps einloggen oder ihre ePA einsehen. Vorher müssen sie diese aber bei ihrer Krankenkasse beantragen, was bisher nur wenige Menschen getan haben.
»Die ePA entfaltet vor allem dann ihren Nutzen, wenn sie vollständig ist und möglichst viele Daten eingetragen werden«, erklärte Löffler. »Da aktuell nur das Stecken der elektronischen Gesundheitskarte (EGK) zum Zugriff auf die ePA verbreitet ist, werden wir im kommenden Jahr viele Fälle haben, in denen die Apotheken keine Arzneimittel eintragen können, weil die physische EGK nicht vorhanden ist.« Dann könne die ePA der Patienten beispielsweise nicht für die pharmazeutische Beratung eingesehen und auch nicht mit neuen Daten befüllt werden. Es sei daher wichtig, die Gesundheits-ID möglichst flächendeckend zu verbreiten, andernfalls müssten rasch Übergangslösungen geschaffen werden.
Detlef Hühnlein betonte, dass neue Technologien vor allem dann auf Akzeptanz stoßen, wenn sie einen echten Mehrwert für ihre Anwender bieten. »Wir müssen die Schwellen senken und weitere Anwendungen schaffen. Das E-Rezept ist phantastisch, aber da muss noch mehr kommen, zum Beispiel die ePA oder Medikationslisten.« Man bräuchte keine gesetzlichen Vorgaben, wenn die Bürger sich aufgrund echter Vorteile aus eigenem Antrieb für eine neue Technologie entscheiden.
Sven Pannicke klagte über die »Teildigitalisierung«, die das deutsche Gesundheitssystem häufig ausbremse: »Viele grundlegende Prozesse sind noch nicht digitalisiert. Wir bekommen als Abrechnungsdienstleister pro Monat etwa 1400 Rechnungen auf Papier zugestellt, obwohl es digitale Alternativen gibt. Ich würde mir wünschen, dass es da bei den Dienstleistern eine intrinsische Motivation gibt, aber offensichtlich funktioniert das nicht so ganz.« Der Gesetzgeber müsse daher Regelungen schaffen, um digitalen Anwendungen zum Durchbruch zu verhelfen.
Lukas Löffler hob hervor, dass die Einführung der ePA bessere Kommunikation bräuchte, als das beim E-Rezept der Fall war. »Die ePA ist für die Patienten und die Leistungserbringer wesentlich komplexer. In der ePA kann ich zum Beispiel Daten verschatten oder löschen. Es wird nicht funktionieren, vor der Einführung nur ein paar Radiospots und Anzeigen zu schalten. Da müssen die Krankenkassen auch mit machen und die meiste Arbeit wird bei den Leistungserbringern anfallen, wenn die Patienten zum Beispiel mit Fragen in der Apotheke stehen.« Die Politik und die Dienstleister müssten sich also auf intensive Aufklärungsarbeit vorbereiten.
Detlef Hühnlein fand zum Ende der Veranstaltung einige mahnende Worte: »Wir müssen aufpassen, dass wir als Gesellschaft den Anschluss an die Digitalisierung nicht verschlafen. Wir haben viele kluge Köpfe in Deutschland. Man muss die guten Ideen, die wir haben, auch umsetzen.« Dabei müsse darauf geachtet werden, einen hohen Nutzen bei geringem Aufwand zu schaffen. Das habe sich auch bei anderen Anwendungen bewährt. »Niemand hat PayPal gesetzlich verordnet. Es gab keinen Zwang, es war einfach nützlich«, so Hühnlein.
Auf dem E-Rezept Summit wurde außerdem intensiv über den Status Quo und die möglichen Vorteile des E-Rezeptes diskutiert. Zusätzlich gab es zwei Workshops, die sich mit dem Card-Link-Verfahren und neuen Innovationsmethoden auseinandersetzten.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.