Wie geht es weiter mit Lauterbachs Reformplänen? |
Daniela Hüttemann |
29.11.2023 18:00 Uhr |
Den Bundestagsabgeordneten müsse vorher klar werden, was dieses Gesetz für die verbliebenen Apotheken in ihren Wahlkreisen bedeutet. Daher bat Overwiening eindringlich alle Apothekerinnen und Apotheker, mit den Bundestagsabgeordneten ihres Wahlkreises zu sprechen, vor allem mit denen der Regierungsparteien.
»Sensibilisieren Sie sie dafür, wie es wirklich um die Apotheken steht und was wir leisten. Viele wissen nicht, dass wir keine Dynamisierung unseres Honorars haben und keine Möglichkeit, darüber zu verhandeln. Wir sind durch die letzte Erhöhung des Kassenabschlags wieder auf dem Niveau von 2004 – und das bei einer Kostensteigerung von 60 Prozent in den letzten zehn Jahren.«
Die Apotheken sollten auch immer wieder darauf hinweisen, dass sie nur 2 Prozent der Kosten im GKV-System ausmachen – halb so viel wie die Verwaltungsausgaben. Sie zählen nicht zum großen Posten Arzneimittel – im Gegenteil, durch die Erfüllung von Rabattverträgen, Importquoten und dem Wirtschaftlichkeitsgebot helfen sie hier sogar beim Sparen. Und nicht zuletzt bieten die öffentlichen Apotheken rund 160.000 wohnortnahe, flexible, familienfreundliche Arbeitsplätze, die eine faire Vergütung entsprechend ihrer fachlichen Qualifikation und Leistung verdienen.
»Erklären Sie das Ihren Bürgermeistern und Abgeordneten im Landtag und Bundestag«, bat Overwiening. »Wir brauchen Sie alle, jetzt und vor allem während der entscheidenden Phasen im Gesetzgebungsverfahren.« Denn dem Apotheker, der Apothekerin aus dem eigenen Wahlkreis werde manchmal eher geglaubt als der Interessenvertretung. Und wenn die Abgeordneten es einstimmig von vielen Apothekerinnen und Apothekern immer wieder hörten, zögen sie eher in Zweifel, was ein Ministerium zur Durchschnittsapotheke erzählt.
»Apotheken stärken. Jetzt!«, wiederholte Overwiening das Mantra der letzten Delegiertenversammlung der AKWL und des Deutschen Apothekertags. Denn Apotheken sterben bereits jetzt. Nach aktuellen Schätzungen der Treuhand Hannover seien in Nordrhein-Westfalen 37 Prozent der Apotheken akut gefährdet. Das sie überhaupt noch existieren, liege an der schieren Selbstausbeutung der Inhabenden und ihrer Teams. Viele von ihnen könnten hochpreisige Arzneimittel mittlerweile nicht mehr vorfinanzieren.
In Westfalen Lippe gibt es aktuell noch 1727 Apotheken, und es sind noch mindestens 13 Schließungen für dieses Jahr angekündigt. Bleibt es dabei, wären es 46 Apotheken, die in diesem Kammerbezirk aufgegeben werden mussten. »Wenn über viele Jahrzehnte stabile und für die Versorgung im Quartier wichtige Apotheken aufgeben müssen, dann stimmen die Rahmenbedingungen nicht mehr«, betonte Overwiening. »Wir können einfach keine weiteren Schließungen tolerieren.«