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RKI-Modellierung
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Wie geht es weiter mit der Omikron-Welle?

Wie viele Infizierte könnte es pro Tag geben? Das Robert Koch-Institut stellt jetzt Ergebnisse von Modellierungen dazu ins Netz. Statt strikter Kontaktbeschränkungen wird eine geringe Kontaktreduktion empfohlen, um einen Rebound-Effekt zu vermeiden.
AutorKontaktdpa
Datum 04.02.2022  11:00 Uhr
RKI rechnet  im Mittel mit 300.000 Neuinfektionen pro Tag

RKI rechnet  im Mittel mit 300.000 Neuinfektionen pro Tag

Vom RKI heißt es aber auch, dass das offenbar geringere Risiko für schwere Verläufe bei Omikron verglichen mit Delta Grund zur Hoffnung gebe. Insgesamt ist laut Modellierung bis zum 1. April eine Gesamtzahl an gemeldeten Omikron-Fällen in Medianhöhe von 16,5 Millionen zu erwarten. Die Rede ist außerdem davon, dass im Median mit Maximalwerten in einer Größenordnung von 300.000 neuen Fällen pro Tag zu rechnen sei. Jeweils werden jedoch recht große Schwankungsbreiten angegeben, bei den Fällen pro Tag liegt die Streuung zum Beispiel bei 55 000 bis 800.000.

Bei der gewählten Art von Modell sei eine Überschätzung der Peak-Höhe bei großen Ausbrüchen um etwa 10 Prozent möglich, hieß es. Daher könnten die Ausbruchshöhen tatsächlich geringer ausfallen. Modellierungen hängen von einer Reihe von Annahmen ab, was immer mit Unsicherheiten behaftet ist. Bei den Ergebnissen handelt es sich nach RKI-Angaben ausdrücklich nicht um Prognosen.

Gezeigt werden im Papier nur Ergebnisse bis April, ein Einfluss von Jahreszeiten ist nicht abgebildet. Gegebenenfalls sei in der Zeit danach «mit einer weiteren Welle zu rechnen, die jedoch kleiner ausfallen sollte aufgrund der durch die erste Welle erreichten Grundimmunität in der Bevölkerung», heißt es im Paper. Die Modellierung stützt sich allerdings auf die ursprüngliche Omikron-Variante, die Rolle von Untervarianten ist nicht berücksichtigt.

Zu den Schwierigkeiten bei solchen Modellierungen zählen zahlreiche Unsicherheiten, etwa in Bezug auf die Dunkelziffer bei den Infizierten, bei der Zahl der Genesenen sowie ihrer Immunität. Abhängig sind die Ergebnisse etwa von Abschätzungen zur Reichweite der Booster-Kampagne, zur Impfeffektivität, zur Dauer, bis ein Virus weitergegeben wird, zum Kontaktverhalten und zum Risiko einer Krankenhausaufnahme. «Hohe gemeldete Infektionszahlen können zu Verhaltensänderungen und Kontaktreduktionen führen», schreibt das Autorenteam. 

Anteil von Omikron-Subtyp BA.2 wächst auf niedrigem Niveau

In Deutschland dominiert derzeit der Subtyp BA.1, gerechnet wird aber mit einer Zunahme von BA.2. Diese Variante könnte nach bisherigen Erkenntnissen noch besser übertragbar sein. Experten warnten, dass dies die Omikron-Welle verlängern könnte. 

BA.2 legt derweil in Deutschland bislang noch auf niedrigem Niveau weiter zu. Für die Woche bis zum 23. Januar weist das RKI in seinem Wochenbericht von Donnerstagabend einen Anteil von 5,1 Prozent aus – rund eine Verdopplung im Vergleich zur Woche zuvor. Die Daten ergeben sich aus einer Stichprobe von Fällen, in denen vollständige Erbgutanalysen durchgeführt wurden. Demnach dominiert bisher in Deutschland der Omikron-Subtyp BA.1.

BA.2 hatte sich unter anderem in Ländern wie Dänemark stark ausgebreitet. Deutsche Experten erwarten dies auch hierzulande und befürchten, dass dies die Omikron-Welle verlängern könnte. Der Charité-Virologe Professor Dr. Christian Drosten hatte am Dienstag im NDR-Podcast «Das Coronavirus-Update» gesagt, dass die hier geltenden Infektionsschutzmaßnahmen die Ausbreitung im Vergleich zu anderen Ländern jedoch verlangsamen dürften.

Die beiden Omikron-Subtypen hatte Drosten mit einer Auto-Metapher erklärt und über BA.2 gesagt: «Der Motor, der hat schon ein paar PS mehr.» Er bezog sich auf Daten zu Ansteckungen in Haushalten in Dänemark. Über diese Studie schreibt das RKI im Wochenbericht, sie deute darauf hin, «dass die Sublinie BA.2 leichter übertragbar ist als BA.1 und immunevasive Eigenschaften aufweist, die diese höhere Übertragbarkeit begründen könnten».

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